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Im September 2018 hat der Bund die Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ eingesetzt. Zunächst ist dieser lang etablierte Begriff der Raumordnung und Landesplanung neu mit Inhalt zu füllen. Sodann sind die heute wichtigen und notwendigen Angebote der Daseinsvorsorge und ihre Voraussetzung zu diskutieren.
Vorbedingung ist in den meisten Fällen eine qualitativ ausreichende räumliche Ausstattung mit Breitbandnetzen und Mobilfunkdiensten. Verbesserungen bei der Gesundheitsversorgung, mehr Möglichkeiten im Bildungsbereich und neue Chancen der Nahversorgung sind, so der Deutsche Landkreistag, sodann Schwerpunkte digitaler Anwendungen. Auf Kreis-Ebene sind im Gesundheitswesen neben einer Digitalisierung des Rettungsdienstes und sog. E-Health-Anwendungen im stationären Bereich die telemedizinischen Anwendungen in der ambulanten Versorgung von Interesse.
Hierzu zählen Instrumente wie die Telediagnose und telekonsiliarische Befundbeurteilungen von z.B. Röntgenaufnahmen sowie online-Videosprechstunden („Virtuelle Visite“). Diese unterstützen die ambulante Versorgung vor Ort, verbessern die ärztliche Versorgung in der Fläche und sparen unnötige Krankenhaustransporte; so der Deutsche Landkreistag in seiner Studie „Der digitale Landkreis, Bd. 135“.
Ziele von Digitalisierungsprojekten sind demnach:
- Unterstützung der Hausärzte,
- Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung und Nachsorge im ländlichen Raum,
- schnellere Behandlungen und Verbesserung der Rettungszeiten,
- weniger Krankenfahrten,
- bessere Dokumentation und Datenerfassung, auch mobiler Art,
- Transparenz, Effizienz und Fehlervermeidung,
- erhöhte Sicherheit bei der Arzneimittelversorgung,
- Optimierung der stationären Patientenversorgung durch Vernetzung mit Hausärzten,
- Optimierung des Datenflusses im Landkreis, Überwindung starrer Sektorengrenzen,
- Umsetzung des E-Calls,
- Kosteneinsparungen durch ressourcenschonendes und effizientes Arbeiten,
- Einbindung privater Ersthelfer in die Rettungskette.
Bundesweite Praxisbeispiele finden sich in der Folgeveröffentlichung „Der digitale Landkreis, Bd. 136“.
Schlussfolgernd wird hier für den Bereich der Telemedizin festgestellt, dass diese Ansätze eine Ergänzung zur Präsenzzeit des Arztes darstellen, jedoch keine alleinige Lösung für unterversorgte Gebiete darstellen. Damit Telemedizin tatsächlich vermehrt als Unterstützung eingesetzt werden kann, muss die Nutzung verstärkt ermöglicht werden. Dies bezieht sich, so die Autoren, zum einen auf die Technik und Fragen des Breitbandausbaus, zum anderen auch auf berufsrechtliche Grundlagen.
Der Deutsche Ärztetag hat Mitte 2018 das Fernbehandlungsverbot gelockert. Viele Landesärztekammern haben ihre jeweiligen Berufsordnungen entsprechend angepasst, so dass von dieser Seite her online-Behandlungen möglich sind und insoweit ein Beitrag zur Reduzierung räumlicher Disparitäten geleistet wird.
Ein Anwendungsbeispiel stellt das Projekt „Hausarzt mit Telemedizin (HaT)“ dar, das von Sept. 2017 bis Ende 2018 in Stadt und Landkreis Osnabrück lief und das sich nun in der Ausweitung auf ganz Niedersachsen befindet.
Damit eine Region attraktiv bleibt, sind - selbstredend - nicht nur telemedizinische Angebote, sondern ist insgesamt eine gute Versorgung im medizinischen und pflegerischen Bereich erforderlich. Ein diesbezüglich umfassendes Konzept ist gerade angesichts des demographischen Wandels von hoher Bedeutung. Aus Mitteln des Innovationsfonds erarbeitet derzeit der Oberbergische Kreis, NRW, im Projekt „OBERBERG_FAIRsorgt“ ein solches Konzept. Durch Veränderungen von Strukturen und Prozessen im Pflege- und Gesundheitssystem sollen ältere und pflegebedürftige Menschen in Zukunft bedarfsgerecht medizinisch, pflegerisch, geriatrisch, präventiv sowie subsidiär (also primär im Familienverbund) versorgt werden.
Weitere Veröffentlichungen der KommunalAkademie
im Themenfeld Gesundheit und Pflege:
Kommunale Aktivitäten zur Gesundheitsförderung und Prävention Nov. 2018
Arbeitsplatz Privathaushalt - Kommunen in der Verantwortung Nov. 2018
Kooperatives Wohnen Juni 2018
Gesundheitswirtschaft als Standort- und Imagefaktor einer Region Dez. 2017
Barrierefreiheit ist mehr als die Beseitigung von Stufen März 2017
Mehrgenerationenhäuser im Kontext einer wohnortnahen Versorgung Aug. 2016
Begegnungs- und Beratungszentren im Kontext einer wohnortnahen Versorgung Juli 2016
Die neue Rolle der Kommunen im - öffentlichen - Gesundheitswesen Dez. 2015
Zuhause bleiben im Alter Aug. 2015
Arbeitskräftemangel in der Pflege – was können Kommunen tun? Okt. 2014
Menschen würdig pflegen? Das Recht auf qualifizierte Pflege Handreichung zur Politischen Bildung, Band 10 Jan. 2013
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