Europäisches Parlament / Pietro Naj-Oleari
Entwicklungen im Berichtszeitraum
- Die EVP-Familie ist in Umfragen in 12 (-1) Ländern die stärkste pol. Familie. Die sozialistische Familie führt in 6 (+1) im Vergleich zum letzten Parteienbarometer), die liberale in 4 Ländern (+1). Die europaskeptisch-konservative ACRE/ECR in 2 (-2) Ländern, Unabhängige in 2 und Grüne (+1) und Rechtspopulisten in je einem Land.
- Betrachtet man nicht die gesamte Parteienfamilie in einem Land, sondern nur die jeweils größte Einzelpartei, dann führt die EVP in 10 Ländern, die Sozialisten in 8, ALDE in 4 und ECR in 3, Rechtspopulisten, Grüne und Unabhängige in je einem Land
- In einigen Ländern ist der Vorsprung vor anderen politischen Familien knapp (v.a. Belgien, Spanien, Finnland, Slowakei, Frankreich, Litauen).
- Relativ stark (über 30%) in den Umfragen schneidet die EVP-Parteienfamilie in Deutschland, Polen Ungarn, Österreich, Kroatien, Bulgarien, Rumänien, Slowenien, Griechenland, Irland, Portugal, Malta und Zypern ab
- Im Europäischen Rat gehören nun 9 (+1 im Vergleich zum letzten Barometer) Staats- und Regierungschefs der EVP-Familie an, 8 den Liberalen, 5 den Sozialdemokraten/Sozialisten, 2 den euroskeptischen Konservativen, einer der Europäischen Linken, 3 (-1) sind formal unabhängig
Ausblick auf die Europawahlen 2019
Einleitende Bemerkungen:
- Die Übertragung von Umfragen für nationale Wahlen auf Europawahlen ist mit Vorsicht zu genießen
- Eine schwache Wahlbeteiligung kann die Ergebnisse erheblich verzerren
- Die Prominenz der Listenführer / Spitzenkandidaten kann ebenfalls erhebliche Auswirkungen haben
Mit Vorsicht können folgende Aussagen getroffen werden:
- Die EVP würde trotz Verlusten in den großen Ländern mit ca. 174-195 Sitzen stärkste Kraft im Europäischen Parlament bleiben (24,7%-27,7% der Sitze)
- Relativ würde sich der Anteil der EVP-Sitze (aktuell: 28,9%) noch recht moderat (-1,2 %bis -4,2%) verringern, da die EVP-Fraktion vom durch den Brexit bedingten Wegfall von Abgeordneten unterdurchschnittlich stark betroffen sein wird (Vergleich: S&D würde von 25% auf ca. 19% fallen)
- Parteien am rechten (ENF) und linken Rand (VEL/NGL) hätten zusammen ein Potential von über 19-20% der Sitze, nimmt man eine neue 5-Sterne-geführte Fraktion hinzu, von ca. 23-24%. Noch ist allerdings vollkommen unklar, wo sich die 5-Sterne-Bewegung verorten wird. Die politischen Ränder (links & rechts), eine (etwaige) neue von den 5-Sternen angeführte Fraktion sowie die moderat euroskeptische ECR-Fraktion hätten zusammengerechnet ein Potential von bis zu 32%.
- Eine „Große Koalition“ aus EVP und Sozialisten / Sozialdemokraten hätte im künftigen EP keine Mehrheit und würde einen dritten Partner benötigen
- Je nach Szenario würden 64-72% der Abgeordneten moderaten Gruppen angehören (EVP, S&D, Liberale (+ Macron) , Grüne)
- Vergleich zum letzten Parteienbarometer: bei der EVP nach Zuwächsen im Nov/Dez 2018 wieder Rückkehr zu den Zahlen vom Herbst/Sommer, Grüne ebenfalls mit Verlusten (schwächere Zahlen in Frankreich), S&D mit minimalem Aufwärtstrend. Starker Zuwachs bei Fraktionslosen (u.a. Aussichten für Gelbwestenpartei), leichter Zuwachs bei diversen Rechten
- Aufgrund mehrerer Unwägbarkeiten werden folgend drei verschiedene Szenarien für die Europawahlen durchgerechnet. Diese sind in Reinform wenig wahrscheinlich, deuten aber die jeweiligen Potentiale für die unterschiedlichen politischen Familien an.
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