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Mit großer Bestürzung haben wir vom Tod von Bischof Prof. Dr. Tadeusz Pieronek erfahren. Bischof Pieronek war eine herausragende Persönlichkeit – für Polen, für Europa. In der katholischen Kirche Polens erhob er seine Stimme für einen offenen Katholizismus – bestimmt und nicht selten auch kritisch. Eine mutige, zuweilen unbequeme Stimme, die sich beharrlich für christliche Überzeugungen, zum Beispiel in der Flüchtlingskrise, einsetzte und stets die Würde des Menschen, die Pflicht zu Humanität und Solidarität verteidigte. Sein Einsatz für demokratische und christliche Werte im gesellschaftlichen und politischen Leben bleibt wirkmächtig wie unvergessen.
Tadeusz Pieroneks Priesterdienst war durch das II. Vatikanische Konzil und die lange Freundschaft mit Johannes Paul II. geprägt, der ihn zum Bischof ernannte. Trotz seiner Kindheit während des II. Weltkrieges, Erfahrung von Flucht und Vertreibung sowie seiner Jugendjahre im kommunistischen Polen war er stets um die Begegnung und den Dialog mit Andersdenkenden bemüht. Maßgeblich war auch sein Beitrag zum EU-Beitritt Polens, dessen leidenschaftlicher Verfechter er war: In seiner Funktion als stellvertretender Generalsekretär (1992) und später als Generalsekretär der Polnischen Bischofskonferenz (1993-1998) hat er sich hierum große Verdienste erworben. Aus der tiefen Überzeugung heraus, wie wichtig Europa für Polen und Polen für Europa ist, regte er 2001 eine Konferenzreihe an, die das Wissen seiner Landsleute über die Europäische Union vertiefen und die Schwankenden – auch unter dem Klerus – von den Vorteilen des Beitritts überzeugen sollte. Diese Konferenzreihe unter dem Titel: „Die Rolle der katholischen Kirche im Prozess der europäischen Integration“ war es dann auch, welche die beinah zwanzigjährige Zusammenarbeit zwischen Bischof Pieronek und der Konrad-Adenauer-Stiftung begründete: Neben der Fraktion der Europäischen Volkspartei (Christdemokraten/EVP) im Europäischen Parlament, der Robert-Schuman-Stiftung und der Päpstlichen Johannes Paul II. Universität Krakau wurde die Konrad-Adenauer-Stiftung ein wichtiger Träger und Mitgestalter dieses Projektes, das sich sehr schnell zu einem prominenten Austauschforum für Politiker und Experten mit Kirchenvertretern aus Ländern der Europäischen Union und angrenzenden Nachbarländern etablierte. Die jährlich in Krakau stattfindende Tagung, an der hochrangige Politiker wie die polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczyński und Bronisław Komorowski, der Premierminister und spätere Präsident des Europäischen Rates Donald Tusk sowie Altbundeskanzler Helmut Kohl, Bundespräsident Christian Wulff und zahlreiche Kardinäle und Bischöfe teilgenommen haben, leistete einen bedeutenden Beitrag zur Debatte über aktuelle europäische Themen mit Blick auf die Rolle der Katholischen Kirche im Prozess der europäischen Integration – sei es bei Fragen der europäischen Einheit und Identität, der Herausforderungen der Globalisierung und Moderne, des interreligiösen Dialoges in der EU, der Zukunft des Christentums in Europa, seiner Verantwortung in Krisenzeiten. Bischof Pieroneks Engagement für eine gute und von christlichen Werten geprägte Zukunft bleibt unvergessen. Seine beeindruckende Persönlichkeit, seine Stimme werden fehlen. Wir gedenken seiner in Anerkennung und in der Hoffnung, dass sein Erbe erhalten und weitergeführt werden kann. Als Vorsitzender der Fraktion der Europäischen Volkspartei sowie als langjähriger Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung bleibe ich Bischof Pieronek auch persönlich in Dankbarkeit verbunden – dies auch im Namen von Prof. Dr. Lammert, Bundestagspräsident a.D. und Vorstandsvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung.