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Die „Mauer“ war für die Biographie des Künstlers Heiner Studt bedeutsam. Als 18-Jähriger war er im Sommer 1961 noch rechtzeitig dem endgültigen Einschluss in die DDR durch seine selbstbestimmte, als „Republikflucht“ denunzierte, Übersiedlung in den Westen entgangen.
Nach dem Fall des „antifaschistischen Schutzwalls“ sah er sich mit eigenen Augen die schöne Bescherung an. Für seine Bilder – Malereien, farbige Druckgrafiken – verwendete er Fotos, die er im Sommer 1990 von dem Wüstengürtel in der Mitte Berlins anfertigte. Wenige Monate zuvor hatte sich hier noch die „modernste Grenze der Welt“ befunden. Ein politisch-geologisches Beben hatte sie bis zur Wirkungslosigkeit zerstört. Nach den ersten Aufräumarbeiten war nun für wenige Monate in der Mitte der Metropole Berlin eine eigentümliche Landschaft entstanden. Mit dem Fahrrad und in Begleitung seiner Partnerin Manuela erkundete Heiner Studt diese Szenerie, auf dem Gepäckträger in einem Baby-Körbchen das nur drei Monate alte „frische Kind“ – so jung wie die deutsche Einheit selbst.
Heiner Studts Bilder atmen eine gewisse Fröhlichkeit. Ganz anders die Stimmung in dem Text des Autors Karsten Dümmel: Er hat die Perspektive des Eingeschlossenen. Das unüberwindliche Objekt Grenzanlage der DDR fügt dem eingeschlossenen Subjekt innere Verletzungen zu, auch wenn kein Schuss fällt und keine Tretmine hochgeht. In dem von Heiner Studt und Karsten Dümmel in einer kleinen ersten Auflage von nur 30 Exemplaren vorgelegten Künstlerbuch „Grenzverletzung“ vereinigen sich die beiden Perspektiven zu einer Einheit innerer Spannung.
Das Auswanderermuseum bietet am 9. September 2011 eine exklusive Museumsführung zum Sonderpreis von 9,50 Euro an. Treffpunkt: 17.00 Uhr im Foyer. Anmeldung unter: 040-31979160