Comptes-rendus d'événement
Fritz-Horst Melsheimer, Vorstandsvorsitzender der Hanse-Merkur-Versicherung und Präses der Handelskammer Hamburg, übernahm das Grußwort. Dann führte Dirk Reimers, Geschäftsführender Vorstand der deutschen Nationalstiftung, in das Thema ein und stellte den Referenten, Herrn Dr. Marek Cichocki, Forschungsdirektor der Stiftung „Natolin European Centre“ bei Warschau und Dozenten der Universität Warschau, vor.
Im ersten Teil seines Vortrages setzte sich Cichocki mit den Begriffen „Staat“, „Demokratie“, „Marktwirtschaft“ und „Nation“ auseinander und stellte fest, dass diese Begriffe errungene Eigenschaften der europäischen Identität sind. Danach ging er auf den vergangenheitsbezogenen Begriff „Nation“ ein und schilderte verschiedene Vorstellungen des Begriffs in Deutschland und in Polen. Cichocki ist der Meinung, die Geschichte sei ein politisches Schlachtfeld, auf dem um nichts Geringeres als um nationale Identität und nationale Mythen gerungen wird.
Im zweiten Teil seines Vortrages setzte sich der Referent mit dem Nachkriegsdiskurs des Begriffs „Staat“ auseinander. Er stellte die These auf, dass nach dem ersten Weltkrieg die Hoheit des Staates und seine Rolle als Instrument der Modernisierung in Frage gestellt worden war. Da die europäische Idee des Nationalstaates den Bürgern nach dem ersten Weltkrieg nicht mehr die Modernisierung anbieten konnte, wendete man sich an eine neue Form der supranationalen Kooperation, was zur Entstehung und Entwicklung der europäischen Integration führte. Marek Cichocki unterstrich, dass die Bürger Europas an den Narrativen, die sich aus dem Bezug auf eine gemeinsame europäische Geschichte ergeben, festhalten und diese nicht aufgeben sollten. Auch beurteilte er die Bindungskraft eines über gemeinsame Interessen definierten Narrativs skeptisch, gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Finanzkrise. Nur ein historisch begründetes Narrativ könne einem Zerfall der Union wirksam entgegentreten, so Cichocki. Dabei sollen die Grenzen zwischen der Hoheit des Staates und der Europäischen Union deutlich gestellt werden.
Im Anschluss stellte sich der Referent den Fragen des Publikums.
Das Schlusswort übernahm Andrzej Osiak, Generalkonsul der Republik Polen in Hamburg.