Gerade in unruhigen Zeiten käme es darauf an, sich auf das eigene Wertefundament zu besinnen. Dazu zählte Westerwelle den Einsatz für Frieden und Freiheit genauso wie das Eintreten für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte. Werte also, für die die Konrad-Adenauer-Stiftung seit nunmehr 50 Jahren weltweit werbe und deren Richtigkeit durch die „eindrucksvolle Erfolgsgeschichte“ der KAS bewiesen sei.
Arabischer Frühling und KAS-Ägypten
Gut ein halbes Jahr nach der Durchsuchung und Schließung des KAS-Büros in Ägypten rief Westerwelle dazu auf, nicht zu schnell die Geduld zu verlieren. Die Ereignisse seien zwar zweifellos ein „Rückschlag“. Deswegen dürfe aber nicht der gesamte Arabische Frühling in Frage gestellt werden. Die Geschichte des europäischen Einigungsprozesses zeige, dass es schon immer unterschiedliche Geschwindigkeiten und Wege, revolutionäre und evolutionäre, zu mehr Demokratie gegeben habe. Positiv stimme ihn die Wahl Mursis zum ersten demokratisch gewählten Präsidenten. Dies sei ein „glücklicher Moment für Ägypten und für unsere Partnerschaft“. Auch wenn die Bundesregierung ihre Bemühungen für einen friedlichen Transformationsprozess in Ägypten unvermindert fortsetzen werde, so machte Westerwelle doch sehr deutlich, was er von Mursi erwarte: das Machtvakuum zu beenden und die Errungenschaften der Revolution nicht aufzugeben.
Finanz- und Schuldenkrise
Westerwelle ging auch auf die Finanz- und Schuldenkrise ein. Er bemängelte, dass Frieden, Wohlstand und Freiheit in Deutschland und in Europa mittlerweile als oftmals zu selbstverständlich betrachtet würden. Dabei sei Europa immer noch die reichste Region der Welt. Daraus leite sich eine besondere Verantwortung ab. Es sei „unsere verdammte Pflicht“, so Westerwelle wörtlich, „die Probleme, die wir haben, zu meistern“. Das sei Europa der Welt und vor allem den Ärmsten der Armen schuldig. Falsch sei es deswegen auch, zu erwarten, dass Europa von anderen gerettet werde. „Das müssen wir schon selber tun“, mahnte Westerwelle.
Einen Tag vor dem Euro-Gipfel in Brüssel nutzte der Außenminister die Gelegenheit, für den Kurs der Bundesregierung zu werben. Europa werde nicht nur durch zu wenig, sondern auch durch zu viel Solidarität bedroht. Vor dem Hintergrund der Debatte um die Einführung von Eurobonds sagte er, es sei ausgeschlossen, dass Deutschland für alle haften könne. Vielmehr müsse jeder seine Hausaufgaben alleine machen.
Was auch immer beim morgigen Gipfel beschlossen werde, Eduardo Frei, Vorredner Westerwelles und früherer Präsident Chiles, forderte weitere Anstrengungen das Überleben des europäischen Projektes sicherzustellen. „Die Welt braucht ein starkes Europa“, sagte er. Mit Sorge erfülle ihn der aufkeimende Nationalismus und jede Form des Individualismus. Schon Adenauer habe erkannt, dass das Beste für Deutschland ein geeintes Europa sei.
Eröffnet worden war der Tag der KAS durch den Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung, den früheren Präsidenten des Europäischen Parlaments Dr. Hans-Gert Pöttering. Er dankte neben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit auch den zahlreichen Partnern der KAS in den Einsatzländern sowie den Bundesregierungen und Bundestagen als auch dem Außen- und dem Entwicklungsministerium. Jeder habe Anteil daran, dass auf 50 erfolgreiche Jahre zurückgeblickt werden könne. Das Jubiläum ihrer internationalen und europäischen Zusammenarbeit sei für die KAS ein besonderer Tag, der mit der Festveranstaltung und dem anschließenden Gartenfest angemessen gewürdigt werden solle.
Der Tag der KAS setzte sich auch 2012 aus unterschiedlichen Einzelveranstaltungen zusammen. Bereits am Dienstag hatten Studierende die Themen Demokratie, Rechtsstaat und Freiheit diskutiert. Abends hatte die Autorin Mariam Kühsel-Hussiani mit einer Lesung aus ihrem Roman „Gott im Reiskorn“ das Publikum begeistert. Am Mittwoch debattierte eine international besetzte Runde über Demokraten unter Druck.
Tipp: Noch mehr Bilder vom Tag der KAS 2012 gibt es auf der flickr-Seite KASonline.