Comptes-rendus d'événement
Vidals Vortrag ist ein prominenter Teil des Themenblocks „Climate Change & Energy“ der regionalen Konferenz „Power Reporting: The African Investigative Journalism Conference 2011“. Dieses gesonderte Modul der Veranstaltung wurde unterstützt vom Regionalen Medienprogramm Subsahara-Afrika der Konrad-Adenauer-Stiftung.
KAS Medien Afrika fördert mit verschiedenen Maßnahmen die Medien in der Einsatzregion, damit sie ihre gesellschaftspolitische Informations- und Wächterfunktion wahrnehmen können. Dazu gehört seit mehreren Jahren ein Engagement auf dem Feld des Investigativen Journalismus. In Subsahara-Afrika hat diese Disziplin nach wie vor einen schweren Stand. Das gilt besonders für Umwelt-, Energie- und Klimawandelfragen, da ein entsprechendes Bewusstsein in der Region nur eingeschränkt vorhanden ist. Investigative Journalisten sind durch ihre Arbeit in der Lage, die Bevölkerung mit gut recherchierten Berichten für dieses Themengebiet zu sensibilisieren und den Informationsfluss zu verstärken. KAS Medien Afrika will mit dem Schwerpunkt „Klima und Energie“ dafür sorgen, dass diese beiden Zukunftsthemen vor Ort mehr mediale Aufmerksamkeit erfahren. „Power Reporting“ ist dafür die geeignete Plattform: Die hochkarätig besetzte Veranstaltung versammelte mehr als 270 internationale Top-Journalisten (u.a. von der BBC, den New York Times und der südafrikanischen Sunday Times), afrikanische Reporter, Experten und Studenten in Johannesburg. Ausgerichtet wurde die Konferenz von „Wits Journalism“ und „Forum for African Investigative Reporters“ (FAIR).
Die Organisatorin Margaret Renn von „Wits Journalism“ ist mit dem Verlauf der Konferenz, bei der renommierte Medienschaffende und Experten insgesamt über 60 unterschiedliche Vorträge und Workshops hielten und leiteten, sehr zufrieden. Ausdrücklich bedankt sie sich beim Regionalen Medienprogramm der KAS für ihr Engagement: „Diese Unterstützung machte die sehr interessanten Vorträge und Workshops zum Klimawandel möglich.“ Dieses Themen-Modul stand am zweiten von drei Veranstaltungstagen im Mittelpunkt.
Den Anfang machte der eingangs erwähnte Vortrag „Climate change and Africa“ von John Vidal. Seine Erfahrungen von etlichen UN-Klimagipfeln teilte er beim Workshop „Reporting on COP17“ mit den interessierten afrikanischen Reportern, die die gleichnamige Klimakonferenz in Durban besuchen werden. Der britische Journalist hielt zusätzlich noch einen Vortrag mit dem Titel „Reporting climate change“, bei dem er auf die Herausforderungen für Medienschaffende bei der Berichterstattung über den Klimawandel einging.
Selay Kouassi aus der Elfenbeinküste und Benjamin Tetteh aus Ghana berichteten in ihren Beiträgen mit dem Titel „Climate Change – Water stories“ von der Arbeit in ihren Heimatländern. Der südafrikanische Energie- und Atomexperte David Fig widmete sich dem Thema „Energie“. In seinem Vortrag „Powering Africa – The Race To Nuclear“ betonte er zusammen mit John Vidal die Risiken der Atomkraft. Der anerkannte Publizist beendete den zweiten Tag mit seinem Vortrag „Fracking South Africa“. Hier wies er auf die Gefahren der Methode der geologischen Tiefbohrtechnik hin, die in Südafrika kurz vor der praktischen Anwendung steht. Amanda Cox von der „New York Times“ rundete das gesonderte Modul „Climate Change & Energy“ mit dem Workshop „Mapping The News“ ab. Sie plädierte für ein verbessertes Kartendesign in den Medien – um mehr Informationen transportieren zu können. Diese Anregungen waren besonders für Reporter, die über den Klimawandel berichten, interessant. Oft können Karten durch ihre visuelle Kraft mehr aussagen als viele Worte.
Die Planungen von KAS Medien Afrika in Tandem mit den Veranstaltern gingen auf: „Klima und Energie“ – auch bei „Power Reporting“ sorgte dieses global kontrovers diskutierte Themenfeld für angeregte Gespräche. Denn selbst für Experten wie John Vidal sind die genauen Auswirkungen des Klimawandels noch nicht absehbar. Er wirke sich im Alltag allerdings schon auf viele Bewohnern des afrikanischen Kontinents aus: „Die Sahara weitet sich nicht nur im Sudan weiter aus; die Existenz von Kaffeefarmern im Hochland von Uganda ist durch den Temperaturanstieg bedroht; Malaria dringt in Gebiete vor, in denen die Krankheit noch nie aufgetaucht ist und Fischerdörfer im westlichen Südafrika verlieren durch das Fischsterben vor ihren Küsten ihre einzige Einnahmequelle“, nennt der Journalist einige Beispiele. Er prophezeit: „Besonders in Afrika werden Dürreperioden, Überflutungen und Hitzewellen ein Stück Normalität werden.“
Von diesen Entwicklungen können viele Teilnehmer aus ihren Heimatländern berichten. Der Radioreporter Benjamin Tetteh aus Ghana nennt als ein Beispiel Überschwemmungen, die ganze Küstenregionen bedrohen. Die Bewohner von Azizanya-Ada, einem Dorf am Atlantischen Ozean, seien besonders durch Überflutungen gefährdet. Reaktionen von der Regierung gab es keine. Die vom Präsidenten im Wahlkampf 2008 versprochene Schutzmauer befindet sich immer noch in der Planungsphase. Bei den angeregten Diskussionen nach den Vorträgen und während der Pausen kristallisierte sich ein Grundtenor heraus: bei Umweltkatastrophen gibt es in vielen afrikanischen Ländern kein funktionierendes Krisenmanagement.
Um sowohl diese Problematik als auch klima- und energiepolitische Themen in das Bewusstsein von afrikanischen Journalisten zu verankern, hat sich KAS Medien Afrika zu weiteren entsprechenden Maßnahmen entschlossen. „Wir bleiben bei diesem Thema am Ball“, sagt Markus Brauckmann, Leiter des Medienprogramms Subsahara-Afrika. Er verweist auf zwei weitere, sorgfältig aufeinander abgestimmte Projekte: Erstens werden zur zweiwöchigen UN- Klimakonferenz „COP 17“ in Durban, die am 28. November beginnt, drei Reporter aus der Einsatzregion von KAS Medien Afrika eingeladen. Durch die Berichterstattung werde das Wissen und die Expertise in Subsahara-Afrika über Umweltfragen ausgebaut, so Brauckmann. Die Erweiterung einer bekannten KAS-Publikation, der „Investigative Journalism Manual“ (IJM), ist die zweite Maßnahme. Die Erkenntnisse von „Power Reporting“ sollen in ein neues Grundlagenkapitel des viel beachteten und oft benutzten Standardwerks für investigative Journalisten einfließen. „Reporting Climate Change and the Environment” lautet der Arbeitstitel. Erscheinen soll es im ersten Halbjahr 2012.
Im Auditorium 1 fasst der Umweltexperte John Vidal unterdessen seine persönlichen Ratschläge zur Berichterstattung über den Klimawandel zusammen: Erstens sei es wichtig, Geschichten über die betroffenen Menschen zu schreiben. Als zweite Anregung empfiehlt der erfahrene Reporter, sich mit Institutionen und Wissenschaftlern auseinanderzusetzen, die den Klimawandel leugnen. Sein dritter Tipp ist das Berichten über Antworten der internationalen Politik, wie den Emmissionshandel und den „Clean Development Mechanism“ (dt.: Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung). Vidals’ abschließende Empfehlung für alle, die den Kilimandscharo noch mit seiner berühmten Schneekrone sehen wollen, macht den Ernst der Lage deutlich: „Buchen Sie so schnell wie möglich Ihre Flüge nach Ostafrika.“