Comptes-rendus d'événement
Der erste Konferenztag begann mit einer Podiumsdiskussion zum Thema Radio als „schöne neue Welt“. Neue Technologien wie beispielsweise Digitalradio schaffen eine neue Umgebung für jedes Medium heutzutage. Bei der Podiumsdiskussion tauschten sich Experten darüber aus, wie das Medium Radio in einer solch veränderten Umgebung wachsen und gedeihen kann. Aufmunternde Worte hatte Franz Krüger, Leiter der Wits Radio Academy und Gastgeber der Radio Days: „Digitalisierung verändert nicht den Platz, den Radio in unserem Leben einnimmt. Radio verbindet sich besser mit Social Media als Printmedien, weil es schon immer ein interaktives Element hatte.“ Ebenso betonte Larry Rosin von der amerikanischen Marktforschungsagentur Edison Research, dass die Zukunft des Radios in einzigartigen Inhalten liegt. Er präsentierte Zahlen seiner Forschungen zum Thema Radionutzung in den USA und zeigte deutlich, dass immer mehr Menschen Internetplayer, Apps und Streamingdienste wie Spotify und Pandora benutzen, wenn sie Musik hören wollen. Hier kann Radio nur punkten, wenn es einen Vorteil aus seiner emotionalen und personellen Beziehung mit den Hörern zieht – und zwar durch Inhalte. „Das Angebot in diesem Feld ist riesig, aber es gibt immer einen Platz für gutes Radio“, war die Schlussfolgerung von Larry Rosin. Ein Musterbeispiel, wie ein Radiosender neue Technologien und Social Media intelligent einsetzt und dadurch an Reichweite gewinnt, zeigte Katy Katopodis, Chefredakteurin beim Radiosender Eyewitness News. Diese Radiostation baute eine Multimediaplattform auf, die sich einzig und allein auf den Pistorius-Fall konzentrierte. Zusätzlich zur Radioberichterstattung twitterten die Reporter, der Prozess wurde live im Radio gestreamt und es wurde eine Kooperation mit dem Oscar-Pistorius-TV-Kanal im südafrikanischen Bezahlfernesehen eingerichtet. Die Frage, die Katy Katopodis dem Publikum stellte, war herausfordernd: „Wie kriegt man das Publikum dazu genau deine Nachrichten zu konsumieren? Das ist doch die große Herausforderung heute. Mein Tipp: Serviere ihnen die Story so und mit solchen Inhalten, die sie nirgendwo anders in dieser Form kriegen.“ Ähnliche Anmerkungen machten auch James Cridland und Matt Deegan – beide ehemalige BBC-Mitarbeiter – wenn es um die Frage der Digitalisierung und dem deren Nutzen für die Sender ging. Durch die Digitalisierung des Radios gibt es für bereits bestehende Radiomarken eine Gelegenheit neue Frequenzen zu bespielen, das heißt die Marke und die Reichweite zu vergrößern. Gerade in Südafrika, wo DAB gerade vor der Markteinführung steht, zeigten diese Präsentationen, was in der Zukunft alles im Radio möglich ist.
Der Fokus des zweiten Konferenztages lag auf öffentlich-rechtlichem Radio und Communityradio. Der Tag begann mit einer kontroversen Diskussion über den Zustand des öffentlich-rechtlichen Radios in Südafrika. Journalistikprofessor Anton Harber von der Wits University sagte, dass die SABC in den letzten zwanzig Jahren viel für die demokratische Entwicklung getan habe. Dennoch warnte er die Verantwortlichen auch, nicht damit aufzuhören ein Umfeld für Journalisten zu schaffen, dass frei von Repressionen und voller kreativer Entfaltungsmöglichkeiten ist. Hlaudi Motsoneng, Geschäftsführer der SABC, reagierte verärgert auf die Kritik und verteidigte sich und sein Unternehmen gegen die Kritik gegen die Vorwürfe der Korruption und Parteinähe aus dem Podium und Publikum. Im Laufe seiner Präsentation forderte er sogar mehr Medienregulierung und Lizenzen für Journalisten. Anton Harber sagte dazu, „wenn ich den Chef der SABC von Regulierung reden höre, bin ich doch sehr besorgt“. Dennoch zeigte diese Diskussion, wie sehr die südafrikanische Medienwelt doch die Vorgänge in der SABC unter die Lupe nimmt.
Ein dynamisches Beispiel wie innovativ und bedeutend ein öffentlich-rechtlicher Sender sein kann, während sich die Medienlandschaft ständig verändert, gab Cilla Benkö, Chefin des schwedischen öffentlich-rechtlichen Radios. Sie erklärte wie sie ihre Mitarbeiter für Facebook und Twitter geschult hat, um die führende Stimme in der schwedischen Radiolandschaft zu sein. Außerdem erzählte sie von der Kooperation von Sverige Radio mit dem Streamingdienst Spotify. Ziel dieser Kooperation war eine neue Hörerschaft zu gewinnen und eine Art Trendsetter für gute Musik zu werden. Beeindruckend ist auch die Zusammenarbeit des Radiosenders mit sogenannten Hörernetzwerken, wobei im engen Austausch mit Hörern Programm nach ihren Interessen gestaltet wird. Dennoch machte Cilla Benkö klar, wofür ein öffentlich-rechtlicher Sender auch heute noch stehen muss: „Wir müssen eine lebendige Rolle für die Demokratie spielen.“ Der zweite Tag schloss mit Länderbeispielen aus Afrika, wobei die Manager einiger Radiosender aus ihrem Alltag berichteten und wie sie sich gegen eine immer repressivere Umgebung behaupten. Zenzele Ndbele von Radio Dialogue aus Zimbabwe berichtete von den Herausforderungen, mit denen er sich konfrontiert sieht in einem Land, in dem Medienfreiheit nicht garantiert ist. Er erzählte von Polizeikontrollen und -durchsuchungen, den vergeblichen Bemühungen um eine Radiolizenz und von der Korruption, die sich durch den staatseigenen Mediensektor zieht. Dennoch ist seine Arbeit und sein Kampf auch ein Hoffnungsschimmer für andere, denn Radio ist noch immer das wichtigste Medium in Afrika.
Die Jugend stand am dritten Konferenztag im Mittelpunkt. Es drehte sich alles um die Frage, ob Radio die jungen Hörer überhaupt noch erreicht. Jan-Phillippe Schlüter, ARD-Korrespondent für das südliche Afrika und ehemaliger Leiter des Jugendradios DasDing, erzählte von seinen Erfahrungen: Durch junge Mitarbeiter, den Aufbau eines Youtube-Kanals und einer intelligenten Social Media-Strategie versuchte er dort, den jungen Hörern gerecht zu werden. Die zentrale Herausforderung sei es aber Inhalte bereitzustellen, mit denen die jungen Hörer auch etwas anfangen können. Lerato Makate vom Campus-Radio VoW FM machte deutlich, dass junge Menschen durchaus auch Talk-Radioshows hören und nicht nur Musik. Es komme vor allem auf den Inhalt an, der müsse die Hörer interessieren. In einem stetig wachsenden digitalen Markt mit Millionen von Optionen muss Radio Inhalte schaffen, die es wert sind gehört zu werden. Ansonsten werden die Leute – nicht nur die Jüngeren – abschalten.
Die Joburg Radio Days 2014 lobten das Medium Radio nicht nur, sondern zeigten auch vor welchen Herausforderung es in Zukunft steht. Dennoch konnten sich alle Teilnehmer darauf einigen, dass dem Medium Radio eine strahlende Zukunft bevorsteht, wenn es schafft mit den Hörern in Kontakt zu bleiben, indem es Inhalte produziert, die man nirgendwo anders bekommt.
Eva Limmer