Comptes-rendus d'événement
Wenige Jahre nach der Shoah war es in Israel undenkbar, Kontakte zu Deutschland zu unterhalten oder gar mit Deutschland zu kooperieren. Trotz extrem großer Vorbehalte vereinbarten Israel und die Bundesrepublik Deutschland vor 50 Jahren, im Mai 1965, die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Diesem Abkommen ging ein Jahrzehnt zahlreicher Bemühungen um offizielle bilaterale Kontakte voraus. Bereits 1951 bemühte sich Konrad Adenauer um eine Aussöhnung mit dem Staat Israel und bot Israel ‚Wiedergutmachungsleistungen‘ an, wohlwissend dass angesichts der grausamsten Verbrechen des Nationalsozialismus eine ‚Wiedergutmachung‘ unmöglich ist. Auf Basis des 1952 vereinbarten sog. Luxemburger Abkommens (auch als „Wiedergutmachungsabkommen“ bekannt) lieferte die Bundesrepublik vor allem Industriegüter, später auch Waffen. Außerdem wurde die Eingliederung mittelloser jüdischer Flüchtlinge unterstützt.
Anlässlich des aktuellen Jubiläums 50 Jahre Deutsch-Israelische diplomatische Beziehungen lud die Konrad-Adenauer-Stiftung MV den Musiker und Literaturwissenschaftler Ofer Waldman nach Greifswald zu einem Gespräch über die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland aus der Sicht eines jungen Israeli ein. Ofer Waldman hob die großen Erfolge der beiden Länder hervor, auf den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gebieten zu kooperieren und Kontakte zu etablieren. Ein besonderes Signal gehe von den Regierungskonsultationen der beiden Staaten aus, die seit 2008 jährlich stattfinden. Bemerkenswert sei auch, dass etwa seit Ende der 90er Jahre Berlin bei jungen Israelis geradezu Kultstatus genieße und die Stadt oft und sehr gerne besucht werde.
Gleichwohl sei die Vergangenheit nach wie vor sehr prägend. Trotz des Hypes auf Berlin entzögen sich Juden in Deutschland dem Wagnis der Öffentlichkeit und gäben sich eher nicht zu erkennen. Im Hinblick auf das deutsche Selbstverständnis sei ein Empfinden wahrzunehmen, dass 'die deutsche Öffentlichkeit des Juden bedürfe, um sich zu vervollständigen’. So werde etwa die 'Bekämpfung einer Gewalttat gegen Juden für einen Deutschen als geradezu identitätsstiftend' gesehen.
Länderübergreifende Projekte mit dem Ziel, etwas gemeinsam zu erarbeiten und Konflikte / Spannungen abzubauen, seien sehr wirksam. Für ihn persönlich habe Daniel Barenboim und das West-Eastern-Divan-Orchestra einen sehr großen Einfluss gehabt. Waldman wirkte als Hornist in dem von Barenboim geleiteten Orchester mit, bei dem junge Musiker aus dem Nahen Osten – aus Israel wie aus arabischen Ländern – gemeinsam musizieren. Durch die Ansprache von D. Barenboim sei er nach Deutschland gekommen und habe Deutschland für sich entdeckt.