Comptes-rendus d'événement
Schrapel machte auf eine Gespaltenheit zwischen einem ‚pro‘ oder ‚contra‘ gegenüber Gamsachurdia aufmerksam. Gamsachurdia müsse differenziert betrachtet werden. Er habe ein sehr einseitiges Verständnis von Freiheit gehabt. Freiheit habe er vor allem national und als Abwesenheit von einer Besetzung durch Russland verstanden; individuelle Freiheitsrechte spielten kaum eine Rolle. So sei er zu einem Vertreter eines aggressiven Nationalismus geworden, der auch nicht davor zurückschreckte, Minderheiten zwangsweise einzugliedern und hart gegen sie vorzugehen, wenn sie Eigenständigkeiten einforderten.
Als Schriftsteller habe sich Gamsachurdia einer intellektuellen Gruppe zugehörig gefühlt, die aus einer vermeintlichen Überlegenheit einen Herrschaftsanspruch ableitete. Zukunftsvorstellungen wurden vergangenheitsorientiert definiert.
Kritisch wurde von einer Teilnehmerin angemerkt, dass der Film einseitig sei; aufgrund eines Verzichts von Gegenperspektiven würde Gamsachurdia unreflektiert bleiben und letztlich verherrlicht werden.
‚Vor dem Frühling‘ präsentiert einen einst Mächtigen, nun einsamen entmachteten Mann, der auf der Flucht durch die Wälder Georgiens mit Anzug, Krawatte, Aktenkoffer an sein Comeback glaubt und dabei den Blick auf seine reale Situation und Niederlage versperrt.
Der Film konfrontiert mit der jüngsten Geschichte Georgiens und macht neugierig, das Land genauer in den Blick zu nehmen.