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Comptes-rendus d'événement

Wie kann die Qualität im Gesundheitswesen verbessert werden?

Experten sind sich einig: Die sektorübergreifende Zusammenarbeit muss verbessert werden

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Im Schweriner Gesundheitssymposium vom 20.-21.11.2015 ging es um die Frage, wie die Qualität im Gesundheitswesen verbessert werden kann. Experten aus verschiedenen Gesundheitsbereichen setzten unterschiedliche Akzente.

Das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen

Prof. Dr. Wolfgang Greiner

machte zunächst darauf aufmerksam, dass eine Qualitätsverbesserung nicht nur eine medizinische Seite habe. Ebenso wichtig sei auch die Versorgungssteuerung mit ihren Prozessen, Anreizen etc.. Die segensreichen Wirkungen des Wettbewerbs sollten auch im Gesundheitssektor genutzt werden. Wettbewerb sei dezentral angelegt, führe dazu, dass sich technischer Fortschritt schneller durchsetze. Die Alternative zu wettbewerblichen Steuerungsfunktionen sei die Steuerung per Ministerium (bzw. der von ihr beauftragten Gremien). Dies sei aber weniger dynamisch und flexibel.

Die verschiedenen Teilmärkte des Gesundheitssektors seien im Hinblick auf einen funktionierenden Qualitätswettbewerb ambivalent.

Im Krankenhausbereich z.B. sei ein Qualitätswettbewerb bei einem bestehenden Budget nur innerhalb eines eng abgegrenzten Handlungsspielraumes möglich. Sollten Ergebnisse darüber hinaus erzielt werden, werde es automatisch zu einer Frage des Preises. Da Qualität i. d. R. eine Preiskomponente habe, müssten Qualitäts- und Preiswettbewerb jeweils zusammen gedacht werden.

Bei den Krankenkassen erfolge der Wettbewerb fast ausschließlich über den Preis, ein Qualitätswettbewerb finde kaum statt.

Für die Steuerung des Gesundheitssektors sei es zunehmend wichtig, nicht nur die Qualität des einzelnen Leistungserbringers, sondern die Ergebnisse insgesamt zu betrachten. Ein ausgeprägtes Sektordenken könne im Gesamtsystem kein Optimum erbringen.

Für die Integration wettbewerblicher Elemente sei es erforderlich, gute Indikatoren zu haben; mittelfristig würden neue Indikatoren benötigt um feststellen zu können, wo es in den Krankenhäusern und auch im ambulanten Bereich an Qualität fehlt.

Der Ameos-Krankhausdirektor

Stefan Fiedler

betonte, dass die Zusammenarbeit mit den Haus- und Fachärzten der Region außerordentlich wichtig sei. Ärztenetzwerke seien ein hervorragendes Instrument, um die Übergänge zwischen den verschiedenen Sektoren besser zu gestalten.

Das Qualitätsmanagement in den Krankenhäusern habe sich in den letzten Jahren enorm geändert. Zertifizierungsverfahren z. B. nach KTQ (Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen) seien auch immer mit der Chance verbunden, Prozesse zu überdenken und letztlich neu zu gestalten. Um im gesamten Krankenhaus ein besseres Verständnis für Faktoren des wirtschaftlichen Erfolgs zu erreichen sei es wichtig, das medizinische Fachpersonal aktiv in die Qualitätsentwicklungsprozesse einzubeziehen,.

Die Sozialpolitikerin

Jutta Schümann

(SHH) hinterfragte im politischen Streitgespräch, ob das, was in Berlin bundespolitisch auf den Weg gebracht wird, auch tatsächlich ‚unten‘ an der Basis ankomme. Bundespolitische Gesetze wirkten sich in der Fläche häufig anders als geplant aus. Für eine bessere Berücksichtigung der Landesebene bei bundespolitischen Entscheidungen müsse die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern verbessert werden.

Marco Steinbach

(Landtag M-V) wies darauf hin, dass die medizinische Versorgung in der Fläche Mecklenburg-Vorpommerns kaum noch ausreichend gewährleistet sei. Fallzahlen dürften, wenn es um eine Versorgung dünn besiedelter Gebiete geht, nicht zum ’Fetisch‘ werden. Gleichwohl sei für eine Ergebnisqualität die Mindestmengenregelung nicht von der Hand zu weisen.

Thomas Rieke-Hollstein

von Novo Nordisk erinnerte an die Geburtsstunde der Pharmakovigilanz aufgrund der Contergan-Arzneimitteltragödie in den 60er Jahren. Dem Thema ‚Nebenwirkungen von Arzneimitteln‘ werde seither höchste Aufmerksamkeit geschenkt. In Deutschland gebe es ausgefeilte Melde-/Informationswege, die weltweit vorbildliche Qualitätsstandards darstellten.

Die Versorgungssituation mit Arzneimitteln insgesamt sei in Deutschland hervorragend. Gleichwohl sei kritisch, dass z. B. neue Medikamente erst sehr spät in den Markt kämen. Das Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG), das mit dem Ziel eingeführt wurde, rasant steigende Arzneimittelausgaben über eine Preisbestimmung auf Basis des Zusatznutzens des jeweiligen Medikaments einzudämmen, habe innovationshemmende Wirkungen. Da langfristige Effekte von Medikamenten bei kurzfristigen Bewertungen zu wenig berücksichtigt werden, käme es zu einer Ausbremsung innovativer Therapien mit langjährigem Wirkungshorizont. Außerordentlich wichtig sei, einen Dialog zwischen der Pharmazeutischen Industrie und der Politik, den Krankenkassen sowie der Selbstverwaltung zu führen.

Die Vorstandsvorsitzende vom VDEK

Ulrike Elsner

legte ihr Augenmerk auf die Qualität in der Krankenhausplanung. Bei der stationären Versorgung bestehe ein Nebeneinander von Über-, Unter- und Fehlversorgungen. Während die urbanen Regionen eher zu Überkapazitäten neigten, bestünde in ländlichen und strukturschwachen Gebieten eine Tendenz zur Unterversorgung. Außerdem gebe es zwischen den Krankenhäusern eine erhebliche Varianz bei der Umsetzung der Qualitätsparameter.

Erfreulich sei, dass die Krankenhausstrukturreform eine Qualitätsorientierung enthalte. Das Krankenhausfinanzierungssetz habe das Thema Qualität mit einem Planungskriterium aufgenommen, der Gemeinsame Bundesausschuss sei mit der Aufgabe betraut, Ziele und Indikatoren festzulegen.

Die Absicht der Krankenhausstrukturreform, Leistungsausschlüsse bei dauerhaft schlechter Qualität zu verfügen, sei zu begrüßen. Jedoch sei fraglich, ob dieses Vorhaben in der Praxis tatsächlich konsequent umgesetzt werde. Problematisch seien die Regelungen zur Investitionskostenfinanzierung, insbesondere auch vor dem Hintergrund einer Senkung der Investitionsförderquote der Länder im Zeitraum 1993-2013 von ca. 10 % auf ca. 3,5 %.

Dr. Ulrich Zorn

von der Bundesärztekammer benannte 10 Baustellen einer Qualitätsentwicklung aus Sicht der Bundesärztekammer. Besorgniserregend sei das Verhältnis zwischen Personaleinsatz und Arbeitsbelastung. Insbesondere der Pflegebereich sei von einem Missverhältnis betroffen. Eine große Herausforderung sei zudem das Problem der Sektorierung. Die jeweiligen Sektoren würden zwar gute Ergebnisse erzielen, durch eine bessere Zusammenarbeit könne man aber deutlich besser werden.

Fazit:

Das Schweriner Gesundheitssymposium 2015 war außerordentlich facettenreich. Deutlich wurde: Nicht nur die Akteure des Gesundheitssektors stehen in der Pflicht. Da Gesundheitsleistungen jeden einzelnen betreffen, handelt es sich um eine gesamtgesellschaftlicher Herausforderung, die eine Mitwirkung auf allen Seiten verlangt.

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Interlocuteur

Dr. Silke Bremer

Silke Bremer

Landesbeauftragte und Leiterin Politisches Bildungsforum Mecklenburg-Vorpommern

Silke.Bremer@kas.de +49 385 555705-0 +49 385 555705-9

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