Realpolitiker mit Geschick, mit allen Wasser gewaschen, ein flexibler Pragmatiker und ein listiger Taktiker, aber vor allem und zuerst ein Mann, der fest in seinen eigenen Überzeugungen ruhte, ein gläubiger Christ, der sich seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen stets bewusst war – so charakterisierte der Festredner Bernhard Vogel, ehemaliger Ministerpräsident und Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, den Jubilar Konrad Adenauer, zu dessen 141. Geburtstag knapp 400 Gäste auf den Petersberg kamen.
Zuvor hatte Jürgen Rüttgers als Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus in seiner Begrüßung das Adenauer-Jahr eröffnet. Mit dem 50. Todestag und der Wahl zum Kölner Oberbürgermeister vor 100 Jahren stehen zwei bedeutende Ereignisse an, die auch die Konrad-Adenauer-Stiftung mit zahlreichen Veranstaltungen, Ausstellungen und Angeboten begleitet.
Allen Rednern war anzumerken: Wir leben in einer Zeit des Umbruchs, der offenen Fragen, der Veränderungen. Die unruhigen Gefühle, die Ängste, die Wut und das Unverständnis dürften nicht ignoriert werden, plädierte Rüttgers. Die Menschen nehmen soziale Ungerechtigkeiten zwischen Reich und Arm, zwischen Eliten und Volk war; sie sehen, dass es keine Garantie mehr gibt für Aufstieg durch Bildung und Leistung. Diese Gefühle machten einem schon Sorge, so Rüttgers, und man solle auch nicht so tun, als ob es das nicht gebe. Er trat dafür ein, zuzuhören und die Lebenswirklichkeit wahrzunehmen. Der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Hans-Gert Pöttering, ergänzte in seinem Schlusswort: Wir müssen zuhören, und wir müssen für unsere Überzeugungen streiten und kämpfen. Wir müssen wieder die Herzen der Menschen gewinnen und ihnen sagen, dass Heimat, Vaterland und Europa zusammengehören und die Verantwortung Deutschlands für die Welt größer wird. Rüttgers konstatierte: „Wir sind in einem Jahr, in dem Leitentscheidungen erforderlich sind.“ Die überzeugten Europäer müssten lauter vernehmbar sein. Europa brauche mehr Demokratie, eine bessere Gewaltenteilung, um auch in Zukunft Freiheit, Frieden und Solidarität leben zu können. Es müsse nicht alles neu gemacht werden, „aber es muss verhindert werden, dass wir in eine Zeit der Restauration gehen.
Die bestehenden Herausforderungen – z.B. in der Integrations- und Europapolitik – anerkannten alle Redner. Doch plädierten sie dafür, dass uns der Mut nicht verlassen dürfe. Sehr eindringlich appellierte Vogel: Wir können doch nicht den Mut Adenauers so sehr bewundern und uns dann selbst fragen, ob es Sinn macht weiterzumachen. Mehr Gelassenheit und Zuversicht müssten unser Handeln bestimmen. Vogel hob hervor, Europa durchlebe nicht die erste Krise; „aus Krisen müssen Wendepunkte und dürfen nicht Schlusspunkte werden.“ Er machte insbesondere der jungen Generation Mut und führte eindringlich vor Augen, wie Adenauer aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs die erfolgreiche Bundesrepublik Deutschland formte, wie er Demokratie, Soziale Marktwirtschaft und soziale Sicherungssysteme durchsetzte, Versöhnung und Rückkehr in die westliche Werte- und internationale Staatengemeinschaft erreichte, die Gefahr des Kommunismus bannte. Es gelte, den Jüngeren Mut zu machen, Hand anzulegen, und er rief ihnen im Sinne Adenauers den Satz zu: Wenn einer glaubt, man ist am Ende, so muss man erst anfangen. Konrad Adenauer war nicht nur Bundeskanzler, er war auch Parteivorsitzender. Dieser Aufbau einer überkonfessionellen Volkspartei neuen Typs war eine weitere außerordentliche Leistung. Vorbei die Zeit der geballten Faust früherer klassenkämpferischer Parteien, die ausgestreckte Hand sollte Zeichen der neuen Union sein.
Und heute? Wie ist 50 Jahre nach seinem Tod heute das Adenauer-Bild? Heute denke (fast) niemand mehr an Restauration, Stillstand, dumpfe Behäbigkeit, wenn er den Namen Adenauer hört, so Vogel. Die Verdienste des Gründungsvaters unserer Republik seien heute unumstritten, die Wissenschaft würdige dessen Leistungen. Als „Modernisierer mit Augenmaß“ legte er das Fundament für den heutigen Staat und unsere heutige Gesellschaft. Heute ist unbestritten: „Am Anfang war Adenauer.“ (Arnulf Baring) Oder, um es mit Charles de Gaulle zu sagen: „Adenauer war der Erneuerer seines Landes.“ Vogel bilanzierte: „Er war Realist, aber der Realist erwies sich als Visionär.“
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