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Literarisch ist sie unbestritten eine Autorin von Weltrang, ihre politische Haltung hingegen war in der Bundesrepublik und ihrer Heimatstadt Mainz nie unumstritten und bot Zündstoff für Diskussionen: Anna Seghers.
Geboren wurde die Dichterin im Jahr 1900 als Netty Reiling in eine angesehene jüdische Familie in Mainz, wo sie auch aufwuchs. Nach einem Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Sinologie in Köln und Heidelberg, avancierte sie ab Mitte der 1920er Jahre in Berlin zu einer renommierten Autorin und bekam sehr früh den renommierten Kleist-Preis. Als Kommunistin und Jüdin von den Nationalsozialisten verfolgt, ging die Schriftstellerin Anfang der 1930er Jahre mit ihrer Familie zunächst nach Frankreich, dann nach Mexiko ins Exil. Nach dem Krieg ließ sie sich in Ostberlin nieder, wurde Mitglied der SED und stieg zu einer prominenten und geehrten Schriftstellerin der DDR auf.
Der halbstündige Film von Andreas Berg, der am Sonntag, dem 30. Mai 2020 in der Reihe „Bekannt im Land“ auf SWR 3 erst ausgestrahlt wurde, widmet sich der Person und dem Werk von Anna Seghers. Zu Wort kommen neben dem Sohn Dr. Pierre Radvanyi, Anja Kupfer (vom Anna-Seghers-Museum in Berlin), Hans Berkessel (Mitgründer der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e. V.) auch Dr. Carsten Jakobi, Mitherausgeber der Werkausgabe an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz, und die Lektorin Nele Holdack vom Aufbau Verlag Berlin. Auf der Suche nach der Anna Seghers abseits aller Klischees und Pauschalurteile, wird hier die bedeutende deutschsprachige Erzählerin näher beleuchtet.
Dr. Jörg Bilke, damals Germanistik-Student, der über das Frühwerk von Anna Seghers forschte, fuhr am 6. September 1961 mit dem Motorrad nach Leipzig zur Buchmesse und besuchte den berühmten Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Hans Mayer zu einem zweistündigen Gespräch. Am 9. September wurde er von der Staatssicherheit auf dem Karl-Marx-Platz verhaftet und später vom Bezirksgericht Leipzig wegen „staatsgefährdender Hetze“ zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Spätherbst 1962, als Bilke schon ein Vierteljahr im Zuchthaus Waldheim saß, traf Hans Mayer auf den Dornburger Schlössern bei Weimar Anna Seghers und bat sie, sich für seine Freilassung einzusetzen. Sie rief dann Otto Gotsche, den Sekretär des Staatsrats, an und bat um ein Gespräch mit der Staatssicherheit. Am 4. Dezember 1962 erschienen drei MfS-Offiziere bei Anna Seghers. Das Protokoll dieses Gesprächs wurde Jörg Bilke erst vor kurzem von der Gauck-Behörde in Berlin zugesandt …
Eine Anmeldung unter der Angabe der Kontaktdaten ist erforderlich. Die Durchführung der Veranstaltung hängt von den jeweils geltenden Vorschriften zu Covid 19 ab (3G-Regel). Anzahl der Plätze ist begrenzt.