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Comptes-rendus d'événement

Der Kultur der Freiheit verpflichtet

es war Konrad Adenauer, der im Jahr 1948 auf dem Bundesparteitag seinen Anhängern zurief: „Die persönliche Freiheit ist und bleibt das höchste Gut“. Jahrzehnte später plädiert der ehemalige Bundesverfassungsrichter Prof. Di Fabio für eine Kultur der Freiheit, die keineswegs als eine Freiheit von indungen, sondern immer auch als eine freiwillig gewählte Gemeinschaft zu verstehen sei.

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„Der Kultur der Freiheit verpflichtet“

3. Dezember 2018, Erbacher Hof Mainz

Nach 33-jähriger Tätigkeit verlässt der Landesbeauftragte für Rheinland-Pfalz, Karl-Heinz B. van Lier, die Konrad-Adenauer-Stiftung. Die Abendveranstaltung im vollbesetzten Ketteler-Saal des Erbacher Hofs bildete den Schlusspunkt dieses Engagements und widmete sich der Frage, welchen Beitrag die Politische Bildung zur Stärkung der freiheitlich-demokratischen Ordnung unseres Gemeinwesens leisten kann.

Prof. Dr. Andreas Rödder, Vorstandsmitglied der Konrad-Adenauer-Stiftung und Leiter des Arbeitsbereichs Neueste Geschichte am Historischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz: in einem Vierteljahrhundert Wüste, war die Arbeit van Liers eine „Orchidee“ – er lobte die von van Lier gesetzten Schwerpunkte während seiner Tätigkeit, v.a. die familienpolitischen Veranstaltungen und Themen, die er aufgegriffen hatte

Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft: Grußwort soll kein Nachruf sein, sondern die Überleitung in eine nächste Phase im Leben van Liers; ein neuer Abschnitt beginnt, eine Ära geht zu Ende; van Lier sei stets „meinungsstark, unerschrocken und streitbar“ gewesen – ein „Kämpfer gegen den Zeitgeist“; wer immer mit der Zeit gehe, so Klöckner, „der geht eben auch mit der Zeit“; sie werde die stets wertvollen Debattenbeiträge van Liers vermissen; Familie sei seine Mission gewesen – „Er hat eh immer gemacht, was er wollte“

Prof. Dr. Udo Di Fabio, Richter am Bundesverfassungsgericht a.D.: in der Auseinandersetzung mit einer „Kultur der Freiheit“ sei es falsch von „Werten“ zu sprechen: „Freiheit ist eine Qualität des Menschseins an sich, sie ist nicht dispositiv“ (im Sinne der dignitas humana); viele hielten den Art. 6 GG für ein „Relikt aus einer anderen Zeit“, aber er gibt uns auch heute noch Sinn, denn wer allein steht, der schaut nur noch auf den Staat; unsere Beziehung zu Gemeinschaften (iSv „intermediären Gemeinschaften“) ist gestört; auch der Art. 2 I GG hat eine voraussetzungsvolle Dialektik, denn v.a. die Persönlichkeit fällt nicht vom Himmel – sie wird in den Familien anerzogen und eingeübt; in der Familie erlernt man auch den Respekt im Miteinander, aber nicht im Sinne des Erlernens unhinterfragten autoritativer Muster, sondern vielmehr in Form von Sekundärtugenden (Bsp. Pünktlichkeit); es ist eine Kunst zu streiten und den Gegenüber dabei zu achten; an die Politik wird oftmals der Wunsch nach Gewissheit und Orientierung herangetragen – doch Politik ist nicht dazu konstruiert diese Ansprüche zu erfüllen („Sollen Politiker nach wertrationalen Mustern argumentieren?“); trotz allem MUSS der Staat eine lückenlose Sicherheitsgewähr bieten, rechtsfreie Räume darf es nirgends geben, trotz der Dialektik von Sicherheit und Freiheit; er kritisiert die seiner Ansicht nach völlig überflüssige moralische Aufladung von Debatten in Deutschland: „Natürlich haben alle Beteiligten da den richtigen Gesellschaftsentwurf parat, aber Hass und Wut fragmentieren unsere Gesellschaft!“; van Lier habe immer auf diese Zusammenhänge hingewiesen, daher sei er „nicht gestrig, sondern künftig“

Dr. Wulf Schmiese, Redaktionsleiter heute-journal: er entkräftete die „Mainstream-Kritik“ an den Medien – in der Mitte des großen Flusses bewege sich sehr viel, weil es dort sicherer sei, stellenweise seien die Medien auch nach links herausgeschwommen, aber: nie bewegte sich jemand über das Ufer hinaus; auch müssten, so Schmiese, die großen Medien integrativ wirken.

Christian Baldauf, MdL: der Fraktionsvorsitzende der CDU-Fraktion im Landtag formulierte den Anspruch den Weg van Liers auch künftig weiterführen zu wollen, die Zusammenarbeit mit der Politischen Bildung des KAS war im Land in den vergangenen Jahren stets gewinnbringend und vertrauensvoll; ihm geht es für die Zukunft vor allem auch darum, der Politik eine neue Wahrnehmung zu verschaffen, als Mittel hierfür sieht er vor allem auch die Kommunikation mit den Menschen über die neuen Medien, die er entsprechend voranbringen möchte

Düzen Tekkal, Fernsehjournalistin: sie äußerte Besorgnis über die gegenwärtige Debattenkultur in Deutschland: „Sie ist nicht mehr so, wie ich sie vor 30 Jahren in der Schule erlernt und zu schätzen gelernt habe“; sehr schnell sei man heute dabei, einen Diskurs mit der „Rassismuskeule“ abzukürzen; sie lobte die Unterstützung und die Beiträge zur Selbstvergewisserung, die sie in den vielen Jahren der Zusammenarbeit immer aus dem Politischen Bildungsforum Rheinland-Pfalz der Konrad-Adenauer-Stiftung erhalten habe.

Dr. Melanie Piepenschneider, Leiterin der Hauptabteilung Politische Bildung der Konrad-Adenauer-Stiftung: Politische Bildung muss auf die Entwicklungen reagieren; auch künftig werde die KAS in Rheinland-Pfalz mit dem neuen Leiter Philipp Lerch für die Politische Bildung werben und entsprechende Akzente setzen; das Engagement der Politischen Bildung verstehe sich als „Beitrag zu einem Ideenwettbewerb“

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von den humorvoll zum Vortrag gebrachten Versen von Dr. Winfried Rathke.

In seinen abschließenden Bemerkungen bezeichnete der Moderator des Abends, Prof. Dr. Andreas Rödder, van Lier als einen „Non-konformisten“ und „liebenswerten Anarchisten“, dessen Arbeit Spuren in Rheinland-Pfalz hinterlassen habe. Karl-Heinz B. van Lier dankte den Referenten und den teils jahrzehntelangen treuen Gästen des Politischen Bildungsforums Rheinland-Pfalz für ihr Vertrauen und die Anerkennung in dieser Zeit.

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Interlocuteur

Marita Ellenbürger

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