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Comptes-rendus d'événement

Senegalesischer Laizismus und das Verhältnis von Staat und Religion

10. Jubiläum der Konferenz zum Interreligiösen Dialog im Senegal

Am 27./28. November 2018 fand in Dakar zum zehnten Mal die jährlich stattfindende Konferenz zum interreligiösen Dialog im Senegal statt. Die Konferenz wurde in Partnerschaft mit der Botschaft Israels, der Dezentralisierungsvereinigung ASECOD, dem Timbuktu-Institut und der Universität Cheikh Anta Diop in Dakar ausgerichtet. Mehr als 300 Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Militär und Religionen tauschten sich an den zwei Konferenztagen über das Verhältnis von Staat und Religionen im Senegal aus. Im Rahmen der diesjährigen Konferenz stand dabei auch der Austausch mit Experten aus Deutschland und Israel, die über das Verhältnis religiöser Gruppierungen mit dem Staat in ihren jeweiligen Ländern berichteten, auf der Agenda. Der Vergleich zwischen Israel, Deutschland und Senegal ermöglichte den Teilnehmern, mehr über das Verständnis und die Rolle von Religionen in unterschiedlichen Kontexten zu erfahren.

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Am 27./28. November 2018 fand in Dakar zum zehnten Mal die jährlich stattfindende Konferenz zum interreligiösen Dialog im Senegal statt. Die Konferenz wurde in Partnerschaft mit der Botschaft Israels, der Dezentralisierungsvereinigung ASECOD, dem Timbuktu-Institut und der Universität Cheikh Anta Diop in Dakar ausgerichtet. Mehr als 300 Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Militär und Religionen tauschten sich an den zwei Konferenztagen über das Verhältnis von Staat und Religionen im Senegal aus. Im Rahmen der diesjährigen Konferenz stand dabei auch der Austausch mit Experten aus Deutschland und Israel, die über das Verhältnis religiöser Gruppierungen mit dem Staat in ihren jeweiligen Ländern berichteten, auf der Agenda. Der Vergleich zwischen Israel, Deutschland und Senegal ermöglichte den Teilnehmern, mehr über das Verständnis und die Rolle von Religionen in unterschiedlichen Kontexten zu erfahren.

Zu Beginn der Konferenz referierte die Leiterin des Teams Religions-, Integrations- und Familienpolitik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Dr. Karlies Abmeier, über das Staat-Kirche-Verhältnis in Deutschland. In ihren Ausführungen ging Dr. Abmeier darauf ein, dass der Staat in Deutschland gegen

über allen Religionen neutral sei. Sie zitierte dabei auch die These von Ernst-Wolfgang Böckenförde von 1967, wonach der Staat von Voraussetzungen lebe, die er selbst nicht schaffen könne. Im Verlauf des Vortrages wurde deutlich, dass Deutschland nicht, wie etwa Frankreich, ein laizistischer Staat sei, in seiner positiven Grundhaltung gegenüber allen Religionen jedoch stets eine Neutralität bewahrt.

In seinem anschließenden Vortrag ging der islamische Theologie an der Universität Tübingen, Professor Abdelmalek Hibaoui, auf das Verhältnis von Islam und Staat in Deutschland ein. Professor Hibaoui betonte dabei, dass inzwischen mehr als fünf Millionen Muslime in Deutschland lebten und die Mehrzahl Anhänger der sunnitischen Denomination sei. Es wurde interessiert zur Kenntnis genommen, dass es in Deutschland inzwischen mehr als 2.600 Moscheen gebe, 200 davon in repräsentativer Form mit Minaretten. Darüber hinaus gebe es mehr als 2.000 Imame in Deutschland, die meisten von ihnen direkt von der Türkei bezahlt und von der dortigen Religionsbehörde Diyanet nach Deutschland entsandt. Mehr als 700.000 muslimische Schüler besuchten außerdem Schulen in Deutschland.

Professor Hibaoui stellte die ethnisch organisierten Islamverbände in Deutschland und die seit 2006 tagende Deutsche Islam Konferenz (DIK) vor und verdeutlichte, dass islamische Organisationen in Deutschland – bis auf die Ahmadiyya-Gemeinde – bisher noch keine institutionalisierte Rechtsform hätten, um als legitimierte Ansprechpartner der Muslime für den Staat zu fungieren.

Anschließend referierte der aus Jerusalem angereiste Rabbiner Dov Maimoun über das Zusammenleben der Religionen in Israel. Rabbiner Maimoun war ein besonderer Ehrengast der Konferenz, da er bereits bei der ersten Konferenz zum interreligiösen Dialog der Konrad-Adenauer-Stiftung 2009 als Referent teilnahm. Er hob das positive Beispiel Senegals als Land mit einem gelingenden interreligiösen Dialog hervor und gratulierte der Stiftung für das anhaltende Engagement im Kontext des interreligiösen Dialogs in Westafrika. Rabbiner Maimoun kritisierte stark das französische Modell des Laizismus und sprach sich für ein positives Miteinander von Staat und Religionen aus. Er betonte: „Wenn Religion im Herzen der Probleme ist, muss Religion auch ein Teil der Lösung dieser Probleme sein.“ Der Dialog zwischen Religionen solle daher auf allen Ebenen fortgesetzt werden.

Die senegalesischen Referenten gingen anschließend vor allem auf das Verhältnis von Religion und Staat im Senegal ein und stellten die verschiedenen religiösen Strömungen des Landes dar. Dr. Maurice Dione von der Universität Gaston Berger in St. Louis betonte etwa, dass es im Senegal einen dezidiert „senegalesischen Laizismus“ gebe, der auch gegen Extremismus und Radikalisierung immunisiere. So sei etwa die besondere Rolle der religiösen muslimischen Bruderschaften hervorzuheben, die eine politische und wirtschaftliche Größe darstellten, gleichzeitig jedoch staatliche Autoritäten nicht hinterfragten.

Gleichzeitig soll nicht unerwähnt bleiben, dass sich das senegalesische Modell des Laizismus durchaus in Veränderung befindet. Bei der Wahl zur Nationalversammlung im Juli 2017 traten so viele religiöse muslimische Würdenträger, sogenannte Marabouts, an wie noch nie zuvor in der Geschichte Senegals seit der Unabhängigkeit 1960. Obschon die senegalesische Verfassung die Gründung von Parteien entlang ethnischer und/oder religiöser Linien explizit untersagt, ist seit der Parlamentswahl 2017 mit der P.U.R. eine religiös konnotierte Partei mit drei Abgeordneten in der Nationalversammlung vertreten. Auch der zunehmende staatliche Bau von Gebetshäusern, vor allem von Moscheen und Kirchen, lässt erkennen, dass eine strikte Trennung von Staat und Religion im Senegal nicht vorhanden ist. Der starke Einfluss der muslimischen Bruderschaften auf das wirtschaftliche und politische Geschehen Senegals und die medial zur Schau gestellte Nähe hochrangiger Politiker mit muslimischen Würdenträgern lassen außerdem darauf hindeuten, dass eine strikte Trennung von Staat und Religion im Senegal nicht existiert – obschon von Laizismus gesprochen wird.

Senegal ist jedenfalls ein gutes Beispiel für ein friedliches Miteinander der Religionen und eine sich gegenseitig bedingende Abhängigkeit von Staat und Religionen. Offiziell sind etwa 90 Prozent der senegalesischen Bevölkerung Muslime, mehrheitlich sunnitische Muslime, ca. fünf bis sieben Prozent sollen Christen, mehrheitlich Katholiken, sein. Maximal drei Prozent der Bevölkerung sind Anhänger traditioneller afrikanischer Religionen. Das Miteinander zwischen den mono- und polytheistischen Religionen funktioniert ohne Reibungen oder gewaltsame Ausschreitungen.

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