Souverän fragten die jungen Leute nach persönlicher Motivation Drotschmanns, seiner Arbeitsweise und wie er welche Themen bearbeitet oder auch nach seinem Umgang mit Fehlern und Kommentaren. Das Themenfeld war breit gefächert, verlor sich aber nie in Details. „MrWissen2go“ fand einen Draht zu den Jugendlichen und sparte beim Erklären seiner Arbeit auch eigene Fehler nicht aus.
Umfangreiche Recherchearbeiten und gewissenhafte Prüfung von Quellen
Wenngleich jeder Mensch eine eigene Perspektive auf Themen habe, so bemühe er sich um die dringend notwendige journalistische Objektivität – gerade auch bei kontroversen Themen. Als Beispiel nannte er die Diskussion um ein Parteiverbotsverfahren der AfD: Seine Recherche erschöpfe sich nicht in historischen Archiven. Dort fände sich spannendes Material, da es in der deutschen Nachkriegsgeschichte Fälle von Parteiverbotsverfahren gebe, freilich mit unterschiedlichen Ergebnissen, aber da höre es nicht auf. So habe er unter anderem mit einer Verfassungsrechtlerin gesprochen und die Thematik in den aktuellen zeitlichen und politischen Kontext versucht, einzubetten.
Natürlich bleibe bei einem solchen Beitrag die Kommentierung nicht aus. Konstruktive Kritik, gerne auch zugespitzt, helfe ihm, besser zu werden. Und nein, er bekomme kein Meinungskorsett vorgegeben. Wenn er eine Meinung äußere, mache er sie als solche kenntlich. Und hier zeige sich auch der für eine Demokratie unschätzbare Wert der Objektivität, den – bei aller berechtigten Kritik – das Konzept des Öffentlich-Rechtlichen (ÖRR) Rundfunks ermögliche. Die Finanzierung durch den Rundfunkbeitrag, nicht durch den Staat, erlaube eine unabhängige Art der Berichterstattung, die im besten Falle ohne Tendenz und Abhängigkeit von Klickzahlen auskomme. Der ÖRR habe einen Bildungs- und Unterhaltungsauftrag. Inwieweit er den auf den klassischen Fernsehkanälen noch erfüllt? Die jungen Menschen wolle die ARD mit ihrem Onlinekanal FUNK erreichen, unter dessen Dach auch sein Kanal MrWissen2go aktiv ist.
Herausforderung Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz und Deep-Fakes seien zweifelsohne Herausforderungen für den Journalismus. Aber gerade KI (Künstlicher Intelligenz) biete für die Wissensvermittlung auch Potentiale, um Menschen zu erreichen, die – wie in seinem Fall – außerhalb des deutschen Sprachraumes seien.
Wie ist er auf die Idee zu “MrWissen2go” gekommen? Hier plauderte Drotschmann (37) aus dem Nähkästchen; es seien zwei sehr unterschiedliche Dinge zusammengekommen. Der studierte Historiker lernte mit seinem Schwager auf eine Geschichtsklausur. Im Urlaub habe der damals 25-jährige durch Zufall mitbekommen, dass seine Frau einen Youtube-Kanal hatte. Dort habe sie sehr erfolgreich Schminktipps gegeben und rund 25.000 Follower erreicht. Warum also nicht auch Lernvideos zu Geschichtsthemen? Gesagt, getan und irgendwann wurde FUNK auf ihn aufmerksam. Heute schafft Mirko Drotschmann es, mit seinen Videos, vor allem junge Menschen für Themen Geschichte und Politik zu erreichen und Wissen auf ansprechende Weise zu vermitteln.
