„Die Eurokrise als Chance und Herausforderung für die Europäische Union
und die Wirtschaft in Deutschland“ – unter diesem Aspekt fand in Detmold in der Alten Schule Am Wall eine Podiumsdiskussion der Konrad-Adenauer-Stiftung statt. Das Haus war mit 160 Personen bis auf den letzten Platz gefüllt. Moderiert von Thorsten Wagner, Chefredakteur von Radio Lippe, diskutierten der heimische Europaabgeordnete Elmar Brok MdEP, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Europäischen Parlaments und Vertreter des EP in der EU-Vorbereitungsgruppe für die Zukunft der Wirtschafts- und
Währungsunion, der Hauptgeschäftsführer der IHK Lippe zu Detmold, Axel Martens sowie der Vorstandsvorsitzende der Bank für Kirche und Caritas eG in Paderborn, Dr. Richard Böger.
Dr. Richard Böger präsentierte zu Beginn einen kurzen Abriss der Entwicklung von der Bankenkrise zur Staatsschuldenkrise. Er arbeitete drei Hauptgründe der Krise heraus: hohe Lohnkostensteigerungen und Leistungsbilanzdefizite der Krisenländer sowie durch die hohe Neuverschuldung - zur Rettung der Banken und zur Stützung der Konjunktur nach der Finanzmarktkrise 2008 - eine steigende Gesamtverschuldung. Sein Fazit lautete, dass die Europäische Zentralbank mehr Geld in Umlauf bringen sollte, das den Krisenstaaten zur Verfügung gestellt werden könnte. Eine daraus erwachsende Inflationsgefahr sieht er nicht.
Axel Martens erläuterte in seinem Beitrag, dass die heimische Wirtschaft gut aufgestellt sei und bis jetzt auch nicht von der Krise beeinträchtigt sei, aber für die Zukunft auch weiterhin stabile Strukturen benötige. Er unterstrich, dass Europa und dessen Finanzkraftauch für den Kreis Lippe von großer Bedeutung sind.
Elmar Brok verdeutlichte, dass die Krise gleichermaßen Herausforderung und Chance für die Wirtschaft wie für die EU sei. Er betonte mehrfach, dass die EU auf dem Weltmarkt ausschließlich als Einheit erfolgreich sein könne, einzelne Staaten würden in dem zunehmenden globalen Wettbewerb mit aufstrebenden Ländern wir z.B. Brasilien und China keine Rolle mehr spielen. Er plädierte für weitere Strukturveränderungen, damit das Geld - an den richtigen Stellen eingesetzt - Wachstum fördern könne. Anhand von bereits verabschiedeten EU-Gesetzen, zeigte er auf, an welchen Stellen schon heute Konsequenzen für die Banken vorhanden sind, ihre Tätigkeiten beschränkt und ihre Arbeit besser kontrolliert wird.
Sein Fazit und seine Perspektive für eine erfolgreiche Überwindung der Krise: nur mit einer Sozialen Marktwirtschaft, die Rahmenbedingungen schafft und Regeln aufstellt, denen sich die Handelnden verpflichten, wird die Zukunft gehören, andernfalls „frisst der Markt sich selbst“.