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„Afrika ist ein Kontinent der Zukunft, man kann auf uns zählen!“

Wie Wirtschaftsförderung nachhaltigen Fortschritt zwischen Kairo und Kapstadt unterstützt

Afrika wächst wirtschaftlich und demografisch. Deswegen ist der Kontinent im Fokus der internationalen Politik: G20-Afrikapartnerschaft, Investitionspartnerschaften, BMZ-Marshallplan mit Afrika. Für den nachhaltigen wirtschaftlichen Fortschritt ist auch das Engagement von Unternehmen gefragt. Ob durch Aus- und Weiterbildung, mit Beratung, über Kleinstkredite oder durch Investitionen in den informellen Sektor: „Auf den Mittelstand kommt’s an“, könnte ein Fazit der 10. Eichholzer Fachtagung zum „Unternehmen Afrika“ lauten.

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„I seek to cure what’s deep inside“: Inspiriert durch ein UNICEF-Video über hungernde afrikanische Kinder schrieb der Sänger David Paich einst eines der bekanntesten Stücke seiner US-amerikanischen Rockband Toto: Africa. Heute, bald 35 Jahre nach Veröffentlichung des Songs, ist der Kontinent noch nicht gänzlich vom Hunger befreit. Zwischen Kapstadt und Kairo gibt es zwar mittlerweile stabile Demokratien. Doch auch Autokraten, Diktatoren und Kleptokraten haben einzelne Länder in ihrer Hand. Korruption ist nach wie vor ein immenses Problem und „die Mehrheit der Mittelschicht profitiert nicht von der Globalisierung“, kritisiert Hedi Larbi, Tunesiens ehemaliger Minister für Wirtschaftsinfrastruktur und nachhaltige Entwicklung.

„Wer ökonomisch selbständig ist, lässt sich politische Willkür nicht gefallen“

Nicht zuletzt durch die Flüchtlingsfrage richtet sich der Fokus der deutschen Außenpolitik und Entwicklungszusammenarbeit seit Kurzem verstärkt auf Afrika: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – kurz BMZ – legte einen „Marshallplan mit Afrika“ vor und der Kontinent steht auf der Prioritätenliste der deutschen G20-Präsidentschaft ganz oben: „Nachhaltiger wirtschaftlicher Fortschritt in Afrika ist hierbei ein vordringliches Anliegen“, schreibt die Bundesregierung. Ein guter Ansatz, findet die Bundestagsabgeordnete Marie-Luise Dött. Die Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) betont: „Auf den Mittelstand kommt es an“, denn, ergänzt BKU-Geschäftsführer Martin Wilde: „Wer ökonomisch selbständig ist, will auch politisch mündig sein – und lässt sich politische Willkür nicht gefallen.“ Die Demokratie durch die Wirtschaft fördern.

Investitionen in Potenzial-Sektoren

Aus afrikanischer Sicht kommen diese Ansätze gut an. Togos Außenminister Prof. Dr. Robert Dussey verweist auf das konstante Wirtschaftswachstum Afrikas, das im letzten Jahr bei 5,2 Prozent gelegen habe. Sein Land sei in Westafrika, das 7 Prozent Wachstum aufweise – wirtschaftlich gut integriert, mit Ghana und Nigeria beispielsweise. Dussey schließt vom Erfolg seiner Region auf den gesamten Kontinent: „Afrika ist ein Kontinent der Zukunft, man kann auf uns zählen!“ Und so wünscht er sich mehr Investitionen in Sektoren, in denen er Potenzial sieht: Landwirtschaft, Tourismus, Bergbau – und ergänzt wohlwissend: „Ja, wir Afrikaner müssen die Verantwortung für die Rohstoffe übernehmen.“ Der Afrikabeauftragte der Bundeskanzlerin, Günter Nooke, pflichtet ihm bei: „Wohlfahrt hängt nicht nur von der Entwicklungszusammenarbeit ab, sondern auch von der Steigerung der Wirtschaft.“

Ganzheitliche Förderung des Mittelstands

In Nordafrika hingegen komme die wirtschaftliche Integration nicht voran, berichtet Larbi. Die Region zeigt, woran der Fortschritt scheitert: Es mangele in den Ministerien an Experten, an Kompetenzen, so der Wirtschaftsberater des tunesischen Ministerpräsidenten. Erweitert man den Blick wieder auf den gesamten Kontinent ergibt sich eine ganze Reihe an Handlungsfeldern: Die Menschen brauchen Aus- und Weiterbildung, Beratung, Technologie-Transfer („es gibt ein hohes Energieeinspar-Potenzial, wenn man anders bauen würde“) und der Mittelstand benötigt eine politische Interessensvertretung – „der Mittelstand muss ganzheitlich gefördert werden“, so Wilde.

Ganz konkret solle man den informellen Sektor fördern, in dem knapp 90 Prozent der Jugendlichen tätig seien. Also die Kleinst- und Familienbetriebe mit nur wenigen Angestellten, die zumeist täglich entlohnt werden. Eine weitere Möglichkeit zur unternehmerischen Unterstützung ist das Mikrofinanzgeschäft. Mit kleinen Krediten von durchschnittlich 120 Dollar zeitige die LAPO-Mikrofinanz-Bank seit Jahren Erfolge in Westafrika: Sie helfe 2,3 Millionen Kunden, von denen übrigens 95 Prozent Frauen sind, sagt Wilde.

Das Dilemma der Entwicklungszusammenarbeit

Mit fokussierter Mittelstandsförderung ließe sich ein großes Dilemma der Entwicklungszusammenarbeit abfedern. Unternehmen investieren nur dort, „wo wir stabile Marktbedingungen vorfinden“, sagt Manager Dr. Rüdiger Schwarz von der geotec Rohstoffe GmbH. Deshalb müsse die Entwicklungszusammenarbeit funktionierende Institutionen fördern. Doch das gehe nicht immer mit deutschen Werten konform: „Wenn wir stabilisieren, stabilisieren wir zu oft Kleptokraten“, kritisiert die Bundestagsabgeordnete Dr. Claudia Lücking-Michel. Vertreter von Nichtregierungsorganisationen wie MISEREOR-Referent Armin Paasch fordern, „Investitionen immer an die Einhaltung von Menschenrechten und Wertestandards zu koppeln“.

Günter Nooke aber drängt zur Eile, „es kommt alles zu langsam voran“. Schließlich gelte es, das „Heranwachsen einer verlorenen Generation“ zu verhindern. Der Marshallplan hingegen setzt sich keinen festen Termin, um seine Ziele zu erreichen. Er verweist auf die Agenda 2063 der Afrikanischen Union. Ganzheitliche Entwicklung scheint Geduld zu brauchen, das wusste Toto-Sänger Paich schon damals: „Gonna take some time to do the things we never had.“

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Kontakt

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Winfried Weck (2020)

Leiter des Regionalprogramms "Allianzen für Demokratie und Entwicklung mit Lateinamerika" ADELA und des Auslandsbüros Panama

winfried.weck@kas.de +507 387 4470
Analysen und Argumente
2016. lipnja 13
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Tumenta Kennedy, CEO African Business Information Bank AfricanBIB, Kamerun KAS / Stefan Stahlberg

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