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"Steht auf und engagiert Euch"

Zeitzeugen berichten über Zivilcourage und Widerstand im Nationalsozialismus und in der DDR

Schülerinnen und Schüler des Berliner Canisius-Kollegs haben zusammen mit Zeitzeugen Formen des Widerstands und der Zivilcourage in der DDR und im Nationalsozialismus verglichen. Im Plenar- und Sitzungssaal des ehemaligen Volksgerichtshofs und heutigen Kammergerichts in Berlin-Schöneberg berichteten Rainer Eppelmann, Staatsfeind Nummer 1 des SED-Regimes, und Dr. Axel Smend, dessen Vater zum Verschwörerkreis des 20. Juli 1944 gehörte, über ihre Erfahrungen.

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Beide betonten, wie wichtig es sei, sich auch heute, 24 Jahre nach dem Mauerfall und 68 Jahre nach Kriegsende daran zu erinnern, was es bedeute, in einer Diktatur leben zu müssen. Das Thema sei angesichts der Lage in Syrien, Nordkorea oder Kuba „hochaktuell“, sagte Smend. Zudem, so Eppelmann, beobachte er ein schleichendes Desinteresse an der deutschen Nachkriegsgeschichte unter Lehrern und Schülern gleichermaßen. Gefördert werde dies dadurch, dass in jeder fünften Gymnasialklasse die deutsche Teilung gar nicht mehr durchgenommen werde.

Eppelmann, der zu den führenden Köpfen der Oppositions- und Bürgerrechtsbewegung zählte, berichtete mit eindringlichen Worten, wie er den DDR-Alltag erleben musste. „Es wird bestimmt, wer mitmachen muss, wer Abitur machen, wer studieren und wer verreisen darf. Ja, es wird sogar bestimmt, welche Musik man hören darf“. Auch wenn man beide Diktaturen auf deutschen Boden nicht gleichsetzen könne, so gebe es dennoch eine deutliche Parallele: die Bevormundung und die Entmachtung des einzelnen. In einer Diktatur müsste man deswegen schon jeden Tag ein Held sein, wolle man den Wünschen und Hoffnungen an das eigene Leben und sich selber treu bleiben. Ein Ding der Unmöglichkeit.

Die Lehre, die Eppelmann deswegen den Nachfolgegenerationen mit auf den Weg geben will: „Sagt nicht ja, wenn ihr nein meint. Bezieht frühzeitig Stellung, steht auf und engagiert Euch.“ Das sei „das Wichtigste, was wir Euch mitgeben können und um Euch fit zumachen, für ein erfülltes Leben“. Smend wies darauf hin, dass dabei überhaupt nicht entscheidend sei, wie sich der Widerstand Bahn breche. Ob gewaltfrei oder gewalttätig, ob mit einer Aufsehen erregenden Aktion oder eher im Kleinen. „Der vielfältige Widerstand im Nationalsozialismus zeige, dass es viele Wege gebe, sein Gewissen zu erleichtern, so Smend.

Von einem Schüler darauf angesprochen, wo in der Rezeption des deutschen Widerstandes noch Versäumnisse existierten, sagte Smend, er hätte sich gewünscht, dass in der Vergangenheit früher mit der Aufarbeitung des Widerstands begonnen worden wäre. Noch 1955 seien er und seine Mutter als Angehörige eines "Verräters" tituliert worden. Eine Tatsache, die ihn heute noch schmerze. Für die Zukunft hoffe er, dass auch die Frauen und Männer und ihre Geschichte hinter Namen wie Stauffenberg, Bonhoeffer und Sophie Scholl bekannter und Teil des kollektiven Gedächtnisses werden würden.

Bereits im Jahr 2011 hatte die KAS das Thema erfolgreich mit Schülerinnen und Schülern diskutiert. Lesen Sie den Veranstaltungsbericht "Eines können wir daraus lernen, und das ist Zivilcourage".

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