Anja Kampmanns literarische Laufbahn begann, so der sächsische KAS-Bildungsforumsleiter Joachim Klose einführend, am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Dort lebt und schreibt sie auch, erst Lyrik und Kurzgeschichten, dann ihren ersten Roman. Der führt in ein ungewöhnliches Milieu. Es geht um die Geschichte des 52-jährigen polnischstämmigen Bohrinselarbeiters Waclaw, der nach dem plötzlichen Verschwinden seines besten Freundes zu einer Reise quer durch Europa aufbricht. Es ist eine ungewöhnliche Reise durch Raum und Zeit. Sie führt von Tanger über Ungarn, Malta, Italien, Bottrop bis nach Polen und an die Ostsee – und immer tiefer in Waclaws Vergangenheit, in eine „Welt unter Tage“, von der es ebenso wenig Spuren gibt wie von den versiegelten Ölbohrlöchern im Meeresboden und den gefluteten Steinkohlestollen in den Ruhrgebietszechen.
Im Gespräch mit dem Literaturreferenten der Stiftung Michael Braun erklärte Anja Kampmann, wie sie zu dem Stoff gefunden hat. Sie habe keinen biographischen Roman schreiben wollen. „Wie hoch die Wasser steigen“ ist die Geschichte einer Identitäts- und Heimatsuche – und der vielleicht erste Energiewandelroman der deutschen Literatur. Auf eine Bohrinsel sei sie nicht gekommen, sagt Anja Kampmann, Rig-Arbeiter hätten ihr aber Videos und Mails geschickt. So kam ein ganz außerordentlicher Roman zustande. Anja Kampmann wurde 2018 für den Preis der Leipziger Buchmesse, den aspekte Literaturpreis und den Deutschen Buchpreis nominiert, sie erhielt dafür im gleichen Jahr zwei Förderpreise und jüngst auch einen Preis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Im letzten Jahr landete ihr Roman sogar im Finale des National Book Award in den USA. Dort erschien eine Übersetzung ins Englische („High as the Waters Rise“), gerade kommt der Roman auch in Frankreich heraus. Ein Stipendium aus dem Else-Heiliger-Fonds der Konrad-Adenauer-Stiftung, das sie 2015 erhielt, ermöglichte Anja Kampmann die freie Zeit für Recherchen an dem Roman, die unbedingt nötig waren, auch wenn, wie sie sagt, diese Recherchen manchmal „in Nebensätzen endeten“.
Über das Schicksal ihrer Haupt- und Nebensätze, ein „poetisches Erzählen“ und ein entschleunigtes Lesen, über die Tauben im Roman (die „Rennpferde des kleinen Mannes“ im Untertagebau) und das „Heimatfindevermögen“ moderner Arbeitsnomaden, über Waclaws Frauen und seine partielle Unfähigkeit zur Trauer gab Anja Kampmann erhellende Auskünfte. Wie es ihr gehe, wenn sie aus dem Roman lese und von ihrer Figur erzähle, wollte eine Zuhörerin wissen. Ganz einfach, entgegnete Anja Kampmann: Sie freue sich über ein Wiedersehen mit Waclaw. Das war ihr anzusehen. Die Ferne ist etwas Helles – und kann uns bei einer online Lesung durchwegs nahe gebracht werden.
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