Izvještaji o aktivnostima
Der Tätowierer drückte den Stempel mit den scharfen, extra breiten Nadeln in den Unterarm des kleinen Mädchens, um danach Tinte in die Wunde zu reiben. Durch den heftigen Schmerz schrie das kleine Mädchen kurz auf, hörte dann auf zu atmen, lief blau an und wurde ohnmächtig. Das Kind kam zum Glück schnell wieder zu sich, doch die brutale Prozedur hinterließ „das Zeichen, das wir niemals ablegen konnten“, sagt Eva Umlauf heute. Die Nazis hatten sie zusammen mit ihrer Mutter Agnes Eisler und ihrem Vater Imrich Hecht aus dem slowakischen Arbeitslager Novàky Anfang November 1944 in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau transportiert: Dort stanzten sie der Zweijährigen die Nummer A26959 ein, Mutter Agnes trug die A26958: Symbole der „vollkommenen Entmenschlichung“. „Die spinnen. Was wird ihnen als nächstes einfallen?“, dachte Evas Mutter damals.
„Vergessen Sie das Kind, es wird nicht leben.“
In Novàky konnte die Familie einigermaßen überleben, doch in Auschwitz war jeder Häftling dem Tod geweiht. Wen die Lager-SS nicht sofort vergaste, der litt an Hunger und Krankheit. Auch Eva Umlaufs Mutter erhielt von einem Häftlingsarzt im Januar 1945 die erschütternde Nachricht für ihre Tochter: Tuberkulose, Bronchitis, Rachitis und Hungerödeme. „Das hätte für mehrere Todesdiagnosen gereicht“, sagt die heutige Kinderärztin Eva Umlauf. Der Arzt versuchte Mutter Agnes damals auf das scheinbar unausweichliche einzustellen: „Vergessen Sie das Kind, es wird nicht leben.“
Doch er hatte die Rechnung ohne Evas junge Mutter gemacht: „Es war „die Fürsorge meiner Mutter, die schwanger diese Hölle überlebt hat“ – und so auch Evas Leben rettete. Drei Monate nach der Befreiung durch die Sowjet-Armee kam im April 1945 Evas Schwester Nora im ehemaligen Lager Auschwitz zur Welt. Was ihre Mutter da noch nicht wusste: Am 20. März 1945 starb ihr Mann, Evas und Noras Vater, Imrich Hecht, in der Außenstelle Melk des KZ Mauthausen an einer Blutvergiftung. Auch ihre Mutter, die Großeltern und alle drei Geschwister hatte das NS-Regime ermordet.
„Ich erinnere meinen Körper nur mit dieser Nummer“
Kein Wunder also, dass Evas Mutter nicht über diese Zeit sprechen wollte. Sie vermutet eine Schutzfunktion, „um weiterzuleben, nach dem Krieg“. In der Rente bekam sie schwere Depressionen und mit 72 Jahren starb Evas Mutter am dritten Herzinfarkt, aber „ganz sicher an den Spätfolgen von Auschwitz“, sagt ihre Tochter. Die tätowierte Auschwitznummer, die noch heute auf Eva Umlaufs Arm zu sehen ist, verband Mutter und Tochter. „Ich erinnere meinen Körper nur mit dieser Nummer“, berichtet Eva. Sie erkennt in der Auschwitznummer einen Auftrag, nämlich „Zeugnis abzulegen über die gemeinsame Geschichte. Sie ist mein ganz persönliches Mahnmal.“
Im Laufe der Jahre machte sie positive wie negative Erfahrungen damit. Über den jungen Mann in der Münchner U-Bahn, der die Tätowierung entdeckte, staunt sie noch heute. Kurz bevor er ausstieg sagte er zu ihr: „Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, was meine Vorfahren Ihnen angetan haben.“ Größere Sorgen bereitet Eva Umlauf das Unwissen vieler, wenn sie etwa im Krankenhaus gefragt werde, was „sie sich da hingeschmiert habe“ oder ob sie nicht zu alt für ein Tattoo sei.
Für Eva Umlauf sind das nur mehr Gründe, sich aktiv als Zeitzeugin zur Verfügung zu stellen. Auch wenn sie „keine kognitiven Erinnerungen“ an den Holocaust hat, so habe sie doch viel „Unbewusstes erhalten“ – und über die Jahre viele Erinnerungen und Bruchstücke auf Zetteln gesammelt. Ihr Leben unter der braunen Diktatur bis 1945 und unter der roten bis 1967 – in dem Jahr ging sie nach München – hat sie nun zusammen mit der Journalistin Stefanie Oswalt nach zwei Jahren intensiver Forschungen und auf Grundlage der gesammelten Unterlagen im Buch „Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen“ veröffentlicht.
„Persönliches Leid und gesellschaftliche Zivilisationsbrüche verhindern“
Umlauf ist es wichtig, ein Bewusstsein für die Narben der Vergangenheit zu schaffen. Erst 2011 ging sie beim 66. Jahrestag der Befreiung als Auschwitz-Überlebende in die Öffentlichkeit und sagte dort:
„Ich wünsche mir, dass das Geschehene aus den unterschiedlichen Perspektiven verstanden und verarbeitet wird, damit sich das persönliche Leid, die gesellschaftlichen Zivilisationsbrüche, die unmenschlichen Gefühlserbschaften an die nachfolgenden Generationen und an die gesamte Gesellschaft verhindern lassen. Mir selber ist es dabei sehr wichtig, in der Folge der NS-Zeit herauszuarbeiten, dass die, die hinter dem Elektrozaun gewalt- und todesbedroht wurden, bittere Gefühle und Gewalterfahrungen mit sich tragen. Aber auch die, die vor dem Elektrozaun scheinbar unbehelligt lebten, am emotionalen Erbe aus der Last der Taten schwer tragen. Beide Seiten, sowohl Täter als auch Opfer, geben dieses Erbe an ihre jeweiligen Nachkommen weiter – solange, bis diese mutig und bewusst bearbeitet werden.“
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