Das Hermann-Ehlers-Bildungsforum Weser-Ems lud zu einer Veranstaltung zum Thema „Wie viel Landwirtschaft steckt noch im ländlichen Raum?“ ein. Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Manuel Ley, Leiter des Bildungsforums Weser-Ems, das Publikum und stellte sich als auch die Konrad-Adenauer-Stiftung vor. Zum thematischen Einstieg berichtete er, dass Niedersachsen noch immer stark agrarisch geprägt sei. Vor allem kulturell spiele dies eine große Rolle, sei es die Landjugend, das Erntedankfest mit der selbst gebundenen Erntekrone oder das örtliche Kartoffelfest. Dies seien nur ein paar Beispiele, welche für eine starke Verknüpfung von Landwirtschaft im ländlichen Raum sprechen.
Nach einer kurzen Vorstellung des Referenten, André Algermißen, berichtete dieser über den aktuellen Status quo und verwies darauf, dass man den ländlichen Raum aufgrund von regionalen Eigenheiten differenziert von der Landwirtschaft betrachten müsse. Hierbei kann man nicht von dem einen ländlichen Raum sprechen, sondern jede Region hat seine spezifischen Eigenheiten, die bei einer Betrachtung berücksichtig werden müssen. Statistisch betrachtet seien die Zahlen der Betriebe, welche Landwirtschaft betreiben, in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen. Dennoch ist ein Wachstum der Erzeugnisse aufgrund von technologischer Entwicklung zu verzeichnen. Im Jahr 1970 versorgte ein Landwirt nämlich nur rund 70 Menschen, heutzutage liegt diese Zahl schon bei 140 Bürgerinnen und Bürgern, so Referent André Algermißen.
Die Landwirtschaft habe dennoch eine hohe soziokulturelle Relevanz, da sie ein großer Bestandteil der dörflichen Gemeinschaft sei. So manifestiere sich diese, durch ein überdurchschnittliches Engagement von Landwirtinnen und Landwirten in Kirchengemeinden, Vereinen und in der Lokalpolitik. Dieses Engagement sollten laut Algermißen, die Landwirte beibehalten, sodass sie weiterhin aktive Bürgerinnen und Bürger des ländlichen Raumes bleiben und somit eine natürliche Verknüpfung zu anderen Landbewohnern herstellen.
André Algermißen bemängelte zudem, dass oftmals Landwirte kritisiert werden, für das, was sie nicht tun, anstatt das zu betrachten, was Landwirtinnen und Landwirte tagtäglich bewirken. Sie leisten nämlich einen essenziellen Beitrag zur Energiewende durch den Ausbau von erneuerbarer Energie mit beispielsweise Solaranlagen. Zudem solle die Tatsache, dass Landwirtinnen und Landwirte, trotz sinkender Zahlen noch für 88 % der Lebensmittelversorgung in Deutschland zuständig sind, nicht außerachtgelassen werden.
Im Anschluss des Vortrags entstand noch eine rege Diskussion mit dem Publikum. Auf Nachfrage einer Zuschauerin, wie er die Förderung von landwirtschaftlichen Betrieben und den Ausbau von Infrastrukturen vereinbaren würde, antwortete Algermißen, das Flächen nicht geopfert werden müssen. Er spreche sich für eine Reaktivierung von bestehenden Infrastrukturen aus, wie zum Beispiel den Ausbau von Bus- und Bahnanbindungen. Im Allgemeinen müssen Innovationen gefördert werden. In diesem Kontext verwies Manuel Ley auch auf die Sharing Economy, wie sie in Co-Workingspaces und Makerspaces Anwendung findet. Diese Erneuerungen könnten dazu beitragen, den ländlichen Raum attraktiver zu gestalten und so der Landflucht entgegenzuwirken.
Daraus resultierte auch die abschließende Frage des Abends. Ein Zuschauer wollte wissen, wie die Zukunft aussehen könnte. Laut Algermißen sei es wichtig, dass wieder ein Bewusstsein geschaffen werde, durch zum Beispiel Thematisierung in Schulen. Kindern sollte früh ein Verständnis, auch für regionale Themen, beigebracht werden. Dieses könne durch Besuche auf Bauernhöfen oder in Landwirtschaftlichen Betrieben erfolgen. Außerdem befürworte er einen Bundesbeauftragten für den ländlichen Raum, umso eine zentrale Anlaufstelle zu schaffen. Zurzeit sei es nämlich unübersichtlich, da der thematische Schwerpunkt sowohl im BMI, BMEL und im BMDV angesiedelt sei.
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