Foto: Südkoreas Verteidigungsminister Suh Wook trifft den US-Verteidigungsminister Mark Esper (im Bild links) am 13. Oktober 2020 in Washington, USA.
Zum Ende der Amtszeit von US-Präsident Barack Obama hatte Seoul der Stationierung des Raketenabwehrsystems Terminal High Altitude Area Defense (THAAD) zugestimmt. Es soll eine bessere Abwehr gegen die wachsende Bedrohung durch das nordkoreanische Raketenprogramm bieten. Die Umsetzung der Entscheidung erfolgte 2017. Der nun amtierende US-Präsident Donald Trump hatte zwischenzeitlich plädiert, die vereinbarte Übernahme der Kosten für die Stationierung zu verweigern. Letztlich zahlte Washington.
Erwartungsgemäß löste die Stationierung heftige Kritik in Pjöngjang aus und führte zur Beschleunigung der Waffentests in dieser Zeit. Weniger martialisch, aber dennoch harsch reagierte Peking: In den Augen Chinas richtet sich das amerikanische Waffensystem gegen die eigenen nationalen Sicherheitsinteressen. In Kombination mit der vorhergegangen Stationierung in Japan bedeutete die Entwicklung einen enger werdenden Gürtel in direkter Nachbarschaft und zudem eine nochmals verstärkte Bindung Südkoreas an die USA. Die Entscheidung Seouls bedeute einen Tiefpunkt in den bilateralen Beziehungen zur Volksrepublik. Dieser Auffassung Pekings verliehen anhaltende Einschränkungen des Tourismusverkehrs und andere wirtschaftliche Sanktionen klaren Ausdruck. Für Südkorea ist die Volksrepublik wichtigster Handelspartner, eine Pflege der Beziehung entsprechend wichtig, und deren Beeinträchtigung nachhaltig spürbar. Umso enttäuschender war die mangelnde Rückendeckung aus Washington: Seoul fühlte sich alleingelassen zwischen den Großmächten und seither auf ihrem Spielbrett gefangen.
Erst „Rocket Man“, dann Brieffreund
Gleichzeitig rückte Nordkorea erfolgreich ins Zentrum der Aufmerksamkeit des US-Präsidenten. Die Eskalation in den Bemühungen Pjöngjangs bei der Entwicklung seines nuklearen und ballistischen Arsenals in Kombination mit extremer Rhetorik auch aus Washington brachten die koreanische Halbinsel vor drei Jahren – auch aus der Retrospektive – an den Rande eines Krieges.
Zur vielseitigen Überraschung wandelte sich das Verhältnis zwischen Donald Trump und Kim Jong Un und es kam zu ihren historischen Treffen in Singapur und Hanoi, dem Übertritt der Demarkationslinie in Panmunjom und den drei innerkoreanischen Gipfeln. Doch letztlich blieb der ganz große Verhandlungserfolg aus. Es fehlten die Vorbereitungen und Fortschritte auf der Arbeitsebene. Hanoi scheiterte bereits an Begrifflichkeiten. Der vermeintlich greifbare Erfolg war mit Nordkorea schlichtweg unmöglich.
Für die Regierung des südkoreanischen Präsidenten Moon war die Annäherung bis zur höchsten Ebene Erfüllung von und gleichzeitig Anlass für Bemühungen und Hoffnung. Umso größer war die Herausforderung, trotz der abrupten und bisweilen erratisch anmutenden Kurswechsel im Weißen Haus nicht gänzlich auf das Abstellgleis zu geraten. Seit dem Scheitern in Hanoi bleiben die wiederholten Initiativen aus dem Blue House bemerkenswert unbeantwortet. Der innenpolitische Druck auf Moon Jae In wächst. Auch hier sind Erwartungen an den Verbündeten bislang unerfüllt.
Den vollständigen Länderbericht zur den US-amerikanisch-südkoreanischen Beziehungen und den Erwartungen der Südkoreaner vor der US-Präsidentschaftswahl können Sie als PDF herunterladen.
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