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Der größte Flüchtlingsstrom im Europa der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg floss in Deutschland - von Ost nach West. Allein vom Kriegsende bis zum Bau der Mauer am 13. August 1961 flüchteten rund 3,5 Mio. Menschen in den Westen. Ein wichtiges Element der Abschottung der DDR zu ihren westlichen Nachbarländern stellte die „Sicherung der Ostseegrenze“ dar. Nach dem Bau der Mauer schien die Ostsee das Schlupfloch in die Freiheit zu sein, das am wenigsten gefährlich war.
Mit der Gründung der DDR 1949 wurde die mecklenburg-vorpommersche Ostseeküste zu einem Politikum ersten Ranges und ihre Bewachung oberste Aufgabe der hier angesiedelten Polizei- und Armeeeinheiten und anderer „Sicherheitskräfte“. Das Jahr des Berliner Mauerbaus 1961 markierte auch für die Ostseegrenze eine Zäsur. Das Grenzregime wurde erheblich verschärft, die Überwachungs- und Kontrollmechanismen stark ausgebaut. Doch der Flüchtlingsstrom konnte nie gestoppt werden.
Mit der deutschen Wiedervereinigung konnte auch die Fluchtbewegung aus der SBZ/ DDR über die Ostsee untersucht und dokumentiert werden. 1992 veröffentlichten Christine Vogt-Müller und Bodo Müller zu diesem Thema das Buch „Über die Ostsee in die Freiheit“. In den folgenden Jahren sammelten die Autoren immer mehr Material und sogar maritime Fluchtfahrzeuge. Die Idee, das Material für eine Ausstellung aufzubereiten, entstand während einer Vortragsreise in die Außenstelle Rostock der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes (BSTU). Initiator war Dr. Volker Höffer, damals Sachgebietsleiter für Akteneinsicht in der Außenstelle Rostock.
1. Anders als die Berliner Mauer und die „grüne Grenze“ stand die Seegrenze auf Grund der natürlichen Gegebenheiten nie so massiv im Blickpunkt der Öffentlichkeit wie die beiden vorgenannten. Die Dramatik und die Schicksale, die sich hier zutrugen, ließen sich nur in den Fällen ermessen, in denen die Flucht gelang oder aber Opfer an Land gespült wurden. Die anderen verschlang das Meer... Diese bekannten und unbekannten Opfer nach ihrem Untergang in der Ostsee vor dem Versinken im Meer des Vergessens zu bewahren ist ein wichtiges Anliegen.
2. Die Bewohner des heutigen Bundeslandes Mecklenburg - Vorpommern sind gerade an den regionalen Besonderheiten ihrer Geschichte interessiert. Dazu zählen zweifellos die abgeschottete Seegrenze der ehemaligen DDR und die Versuche, diese zu überwinden.
3. Für eine möglichst objektive und unverklärte Erinnerung besitzt gerade die Beschäftigung mit der Abschottung der Bewohner von ihrem Meer symbolische Bedeutung. Zudem kann die Offenlegung, was Menschen „von nebenan“ unternehmen mussten, um ihren Lebenslauf selbst zu bestimmen, zur Nachdenklichkeit anregen.
4. Das ersehnte Ziel der Ostseeflüchtlinge waren meist die Küsten des freiheitlichen Schleswig-Holsteins, aber auch Dänemarks und Schwedens. Doch nur wenige erreichten ihr Ziel, die anderen endeten in den Gefängnissen der DDR. Mindestens 189 Menschen kamen auf der Flucht über die Ostsee ums Leben. Die Einwohner Schleswig-Holsteins erfuhren von den Flüchtlingsschicksalen durch kurze Pressenotizen. Doch welche Schicksale sich hinter den Meldungen verbergen, und was sich jenseits der nassen Grenze abspielte, ist bis heute nur wenig bekannt.
Ausstellungsdauer:
24. März - 15. April 2009, jeweils Montag bis Freitag 10.00 - 17.00 Uhr.