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"Hoffnung schafft im Herzen einen Ort der Freiheit"

75. Geburtstag von Bundespräsident Joachim Gauck

Zu Ehren des Bundespräsidenten luden die politischen Stiftungen unter dem Motto „Demokratie und Freiheit“ nach Berlin ein. Gemeinsam mit Stipendiatinnen und Stipendiaten diskutierte Gauck über ihre Erfahrungen, Sorgen und die Herausforderungen, denen sich der Wunsch nach Freiheit stets aufs Neue stellen müsse. Ausdrücklich lobte er dabei die Arbeit der Stiftungen: „Wenn es sie nicht schon gäbe, müsste man sie erfinden.“ Bewegende Worte fand der israelische Schriftsteller David Grossman, der Gaucks Verdienste im Kampf für die Freiheit würdigte.

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„Dieser Mann ist ein ‚mentsch‘“ – mit diesem jiddischen Wort beschrieb David Grossman Joachim Gauck in seiner Rede. ‚Mentsch‘ sei jemand, „auf den du dich in jeder Situation verlassen kannst, jemand, der auch in einer Situation Mensch sein wird, in der es schwer ist, Mensch zu bleiben und in der es noch schwerer ist, ‚menschlich zu handeln‘, so der israelische Schriftsteller und Friedensaktivist.

“Hoffnung des trotz allem“

Grossman bedankte sich für die Gelegenheit, über ‚Freiheit‘ sprechen zu dürfen und stellte sogleich die entscheidende Frage: „Wann bin ich frei?“ Es gebe viele Arten der Freiheit: Freiheit von Hunger, Kälte oder Willkür anderer. Ein Mensch könne in sich selbst auch dann frei sein, wenn all diese Bedingungen nicht erfüllt seien. Doch mahnte Grossman: „Ich bin solange unfrei, wie ich einem Menschen oder einem Volk eine dieser Bedingungen verweigere.“ Für ihn sei ‚Freiheit‘ untrennbar mit dem Begriff der ‚Hoffnung‘ verbunden. „Und Hoffnung ist untrennbar mit der menschlichen Vorstellungskraft verbunden, also mit unserer Fähigkeit, uns eine bestimmte Situation, die über jene, in der wir uns befinden, weit hinausgeht, so lebendig vorzustellen, dass wir uns damit aus den Fesseln der gegebenen Situation befreien.“

Hoffnung sei wie ein Anker, den man aus einer verzweifelten, unterdrückten Existenz in eine Wirklichkeit auswirft, die noch nicht existiert. „Bereits dieses Ankerauswerfen in die Zukunft, erschafft im Herzen des Menschen, der den Mut zu hoffen aufbringt, einen Ort der Freiheit.“ Somit sei die Hoffnung auf Freiheit manchmal eine „Hoffnung des trotz allem“.

Bewegung der Freiheit und Hoffnung

Nachdenkliche Worte fand Grossman, als er auf Israel und den Nahostkonflikt zu sprechen kam. In den Erklärungen, dass der Konflikt zwischen Israel und Palästina nicht zu lösen sei, höre er von beiden Seiten gleichermaßen, die Verkündigung, zu kapitulieren: „Wir kapitulieren als Menschen.“ Wenn aber ein Volk die Hoffnung aufgebe, ein besseres, erfüllteres Leben zu führen, wenn es auf die innere Freiheit verzichte, die dieser Hoffnungsfunke erzeugen kann, erkläre es damit im Grunde, dass es zum Opfer geworden ist – „zum Opfer der Taten anderer, zum hilflosen Opfer von Zwängen, die außerhalb seiner Macht liegen“. Israel sei nicht so frei, wie es sein könnte.

Die Tatsache, dass er als israelischer und jüdischer Schriftsteller, 70 Jahre nach Schoah an diesem Ort spreche, bezeuge eine Bewegung der Freiheit und Hoffnung. „In der Fähigkeit zu erinnern und Verantwortung zu übernehmen, Schmerz zu empfinden, und uns gegenseitig als Menschen in die Augen zu schauen – auch darin liegt eine große Freiheit.“

Freiheit und Demokratie bleiebn unvollendete Projekte

In der anschließenden Diskussionsrunde mit Stipendiatinnen und Stipendiaten der ausrichtenden Stiftungen widmete sich der Bundespräsident der Frage, ob wir Freiheit und Demokratie heute als selbstverständlich hinnehmen. „Alles, was wir scheinbar sicher haben, verliert an Wert“, so Gauck. Grundsätzlich sei es schwer, überzeugende Politik zu gestalten und den Menschen zu vermitteln. Hierbei leisteten die politischen Stiftungen eine besondere Aufgabe. „Wenn es sie nicht gäbe, müssten wir sie erfinden.“

Freiheit und Demokratie blieben am Ende stets unvollendete Projekte, an denen weiter gearbeitet werden müsse. „Nie träumen wir heißer von Liebe und Freiheit, als wenn wir jung sind“, sagte er mit Blick auf seine Mitdiskutanten. Zwischen diesen jungen und engagierten Menschen, „die nicht nur zuschauen, sondern gestalten wollen“, fühle er sich wie in einer Familie.

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