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Zwischen Hörigkeit und Aufbegehren
Marko Winkler, Zehdenick (MZV). Wäre ich in der DDR ein Mitläufer oder ein Widerstandskämpfer gewesen? Mit dieser Frage sahen sich am Mittwoch Schülerinnen und Schüler des Georg-Mendheim-Oberstufenzentrums Zehdenick konfrontiert.
Autor und Journalist Roman Grafe stellte den Oberschülern seinen Sammelband "Die Schuld der Mitläufer - Anpassen und Widerstehen in der DDR" vor. Die Anthologie hat Grafe als Herausgeber 2009 veröffentlicht. Die Lesung, die in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung organisiert wurde, entwickelte sich rasch zu einer interessanten Lehrstunde.
Grafe, 1968 in der DDR geboren, hat das Staatssystem selbst erlebt. Er stellte schon mit 17 Jahren einen Ausreiseantrag. Im Januar 1989 siedelte er in die Bundesrepublik Deutschland über. Er wurde Journalist und Autor, ist unter anderem für die ARD und die Süddeutsche Zeitung tätig.
"Die Schuld der Mitläufer" vereint 22 Geschichten von bekannten Autoren wie dem Liedermacher Wolf Biermann, der wegen kritischer Texte 1976 aus der DDR ausgebürgert wurde. Zu Wort kommen ferner "normale Bürger". Wobei Grafe das Wort "Bürger" missfällt. "Es gab keine Bürger, weil es keine Bürgerrechte gab", betonte er gestern. "Was ist ein Mitläufer überhaupt?", richtete der Autor das Wort an die Jugendlichen. Die Antworten kamen verhalten. Ein Mitläufer sei jemand ohne innere Überzeugungen, sagte ein Junge. Er wollte keine Probleme bekommen, nicht ausgeschlossen werden, nicht auffallen, ergänzten weitere Schüler. Er fürchte soziale Benachteiligungen, schwimme deshalb lieber mit dem Strom.
Eine Schülerin erzählte von ihrem Onkel, der aus dem Olympia-Kader ausgeschlossen wurde, weil er sich politisch nicht anpassen wollte. Anderen sei der Studienplatz entzogen worden, fügte Grafe hinzu.
Wer der Staats-Hörigkeit widersprach, musste mit den Konsequenzen leben. Nicht selten kamen Menschen, die durch Aufbegehren gegen die Staatsmacht auffielen, ins Gefängnis. Oder sie wurden ins Zuchthaus Bautzen gesteckt, wo sie "seelisch gebrochen" werden sollten, so Grafe.
Er machte den Schülern deutlich, wie sehr der Staat in das Privatleben eingriff. Selbst in den 1980er-Jahren, berichtete er, hätte ihn ein Lehrer wegen einer "Wrangler aus dem Westen" angemeckert. Dabei sei es damals schon recht normal gewesen, Jeans aus der Bundesrepublik Deutschland zu tragen. Wie lang dürfen die Haare sein? Was für Musik darf gespielt werden? Auf alles warf der Staat ein Auge.
"Doch es war nicht alles schlecht", so Grafe. "Wir hatten mehr Zeit, weil wir weniger Angebote hatten", schob er nach. Und im Prinzip heiße die Redewendung "es war nicht alles schlecht" nichts anderes, als dass man es sich gut gehen ließ, während es anderen schlecht ging. Die Situation habe sich in vielerlei Hinsicht nicht geändert.
"In der DDR war man feige mit Stasi, heute ist man feige ohne sie." Er führte das Beispiel der Flüchtlingswellen an - alle wissen davon, doch wer schaut hin, wer hilft? Und wer lehne den Kauf eines drei Euro billigen T-Shirts ab, selbst wenn er wisse, dass es unter ärmlichsten Bedingungen produziert worden ist? Jeder habe sein Leben selbst in der Hand und trage damit aber auch Verantwortung für andere.
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