Nahezu neunzig Gäste waren, mitsamt der neu zusammengesetzten Jury des Literaturpreises, zur Feierstunde gekommen. Was eine Erleichterung und hohe Freude für Hans Pleschinski war, wie er in seiner Dankrede bekannte. Denn dreimal musste die geplante Feier seit Juni 2020 dann doch aufgrund der Pandemielage vertagt werden.
Für Pleschinski, der in den späten 1950er und 1960er Jahren nahe des „Todesstreifens“ in Niedersachsen aufwuchs, war diese deutsch-deutsche Grenze erzählte Geschichte. Hier habe er seine „fraglose Vision“ eines Zusammenschlusses der europäischen Länder „in Harmonie und großer Eintracht“ entwickelt und seinen Romanen anvertraut: in entscheidender Weise dem 1985 erschienenen „Roman zur See“ „Brabant“, der eine multinationale Kulturgesellschaft auf Meerfahrt in die Neue Welt schickt.
In Abgrenzung von negativer Identitätspolitik plädierte Hans Pleschinski dafür, vom positiven Erbe der deutschen Geschichte zu erzählen: „dass neben der englischen Magna Charta die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. von 1356 einer der ältesten Verfassungstexte ist und die segensreiche Gewaltenteilung beförderte, dass das Amt des amerikanischen Vizepräsidenten vom Amt des Reichserzkanzlers in Mainz angeregt wurde“ und dass wir dem Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, einem Briefpartner von Leibniz, das „erste europäische Museum verdanken“.
Welche politische Botschaft aus Pleschinskis Werken spreche, führte die schleswig-holsteinische Bildungs-, Wissenschafts- und Kulturministerin Karin Prien aus. In ihrer Laudatio würdigte sie Hans Pleschinskis Romane als „europäisches Gespräch“, das auf Kulturoptimismus statt Revisionismus setze und ein Kompass in unserer wertebeschleunigten Zeit sei. Von seinem Vater, der nach 1945 als Flüchtling nach Niedersachsen gekommen und dort Schmied geworden sei, habe er den Mut zu einer konservativ-liberalen Bürgerlichkeit. Dabei sei es nicht widersprüchlich, einen "gerechten Staat und humane Gesetzgebung“ zu wollen und zugleich die „Freiheit, Diskurse anzutreiben, Horizonte zu erweitern und Anstöße für die Zukunftsgestaltung zu geben“.
Eine musikalische Botschaft schließlich kam von Hans Lüdemann. Der ehemalige Stipendiat des Else-Heiliger-Fonds der KAS spielte als Premiere am Flügel seine Komposition „Tiefblau: Törn 1 und 2“, eine Hommage an Pleschinskis „Roman zur See“.
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