Vor Beginn der Veranstaltungen begrüßte Tagungsleiterin Beverley Essuman die Schulklassen und stellte die Arbeit der KAS vor. Katrin Möller-Funck, Geschäftsführerin der Kempowski-Stiftung, empfing die Gruppen und begann den Vormittag mit einem Vortrag zu Kempowskis Biografie, Werken sowie Arbeitsweisen.
Der 1929 in Rostock geborene Schriftsteller wurde 1948 während eines Besuches in seiner Geburtsstadt aufgrund von Spionage-Vorwürfen festgenommen und zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt, sein Bruder Robert Kempowski wurde ebenso zur Haft verurteilt. Margarethe Kempowski, die Mutter der beiden, wurde später in Sippenhaft genommen. Acht Jahre verbrachte Walter Kempowski im „Gelbem Elend“, dem Zuchthaus in Bautzen. Aufgrund seiner Stellung als jüngerer Bruder und der Tatsache, dass er unter Folter ein Schuldgeständnis ablegte, entwickelte er Schuldgefühle, die ihn sein Leben lang begleiteten.
Unmittelbar nach seiner Entlassung 1956 fing Kempowski im Westen mit dem Schreiben an. Als erstes über die Haftzeit selbst und dann über die persönliche Familiengeschichte. Die Motivation dahinter war es, seine Familie, die er zerstört habe, auf dem Papier wieder zusammenzubringen. In seinen Werken nannte Kempowski sie beim Namen im Gegensatz zu anderen Autoren, die für ihre Verwandten Pseudonyme nutzten. Möller-Funck verriet, dass Walter Kempowski Jahre später betonte, diese Entscheidung hätte er so nicht noch mal getroffen. Man dürfe allerdings nicht alles beim Wort nehmen, denn in Kempowskis Werken verschwämmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion.
Das Befragen und Recherchieren von Einzelschicksalen sowie die historische Einordnung standen bei Kempowski im Vordergrund. Auf dieser Grundlage schuf er mehrere Befragungsbände, die thematisch von der NS-Zeit handelten. Außerdem gründete er ein Archiv unveröffentlichter Autobiografien. Er rief die Öffentlichkeit dazu auf, Erinnerungsstücke wie Tagebücher, Fotos und Briefe nicht wegzuwerfen, sondern ihm zuzuschicken. Insgesamt gingen mehr als neuntausend Einsendungen ein, auf deren Basis er die Collage „Das Echolot“, bestehend aus zehn Einzelbänden, veröffentlichte. Dieses Vorgehen stellt insbesondere Kempowskis Vorliebe für Primärquellen dar.
Während der Führung durch das Haus verdeutlichte Möller-Funck, dass es schon zu Kempowskis Lebzeiten der Begegnung diente, denn dem Schriftsteller war es wichtig, den Kontakt zu jungen Menschen nicht zu verlieren. Im Haus wird daher zwischen Privat- und Veranstaltungsräumen unterschieden. Seinen finanziellen Erfolg investierte Walter Kempowski in den Ausbau des Hauses und seiner Archive. Zudem übernahm er die Einrichtung des Hauses selbst. 1990 nahm Kempowski einen Stein aus dem Zuchthaus in Bautzen mit, bevor dies saniert wurde. Der Stein wurde an einer Stelle im Haus sorgfältig in den Fußboden eingearbeitet.
Schließlich setzten sich die Schülerinnen und Schüler während einer Gruppenarbeitsphase mit Textpassagen aus „Tadellöser und Wolff“, „Ein Kapitel für sich“ und „Langmut“ auseinander. Die Ergebnisse der einzelnen Gruppen wurden im Plenum zusammengetragen. Es wurde deutlich, wie Kempowskis Verständnis von Demokratie und Freiheit insbesondere durch die NS-Zeit und die Haftzeit in Bautzen geprägt war.
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