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Dr. Bernhard Vogel, der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, möchte bei der Betrachtung des Widerstandes nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch nach vorne schauen:
Wir fühlen uns verpflichtet, vorwärtsgewand daraus Schlüsse zu ziehen. Wie erreichen wir, dass die heutige junge Generation, für die das Geschehen des 20. Juli, Jahrzehnte zurückliegt, gegen die Gefahren von heute so entschieden angeht wie gegen totalitäre und autoritäre Gedanken angegangen werden muss?
Eine Antwort auf diese Frage gab Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble in seiner Rede in der Akademie der Stiftung. Das Wirken der drei Widerstandskämpfer sei bis heute zu spüren, sie hätten die historische Basis für die Bundesrepublik Deutschland geschaffen. Und das aus einem inneren, selbstbestimmten Antrieb heraus:
Moltke, Stauffenberg und Pater Delp bezogen die Motivation für ihr Tun nicht aus den damals wirkenden Kräften, sondern aus einer moralischen Selbstverpflichtung, ohne die Freiheit gar nicht existieren kann. Eine Selbstverpflichtung, die im Kern heißt: nicht nur im Sinne des eigenen Vorteils zu handeln, sondern auch Verantwortung für andere, für den Nächs-ten, für Mitmenschen, für die Allgemeinheit zu übernehmen. Ohne dies wird am Ende Freiheit niemals wirklich bestehen können.
Für Schäuble lautet der entscheidende Begriff „Zivilcourage“. Diesen Mut zur Zivilcourage fordert er auch heute ein. Das Engagement jedes Bürgers sei wichtig und entscheidend für die öffentliche Ordnung. Deutschland ist ein sicheres Land, betonte der Minister. Aber die Verantwortung des Einzelnen müsse sein:
Ganz ohne, dass Menschen sich für andere verantwortlich fühlen, geht es am Ende schlechter. Das zeigt, dass auch dieses Anliegen nicht alleine dem Staat oder der Polizei überlassen werden kann. Wenn Menschen nicht bereit sind, sich einzusetzen oder ihre Meinung zu sagen oder einem anderen zu sagen: das geht so nicht, dann wird es schwieriger. Deswegen glaube ich, dass in diesem Sinne Zivilcourage das ist, was wir von uns selbst ver-langen müssen und wofür wir werben müssen.
Der erste Schritt dahin sei eine eigene Meinung. Darum sind offene Gespräche notwendig, insbesondere mit jungen Menschen, so Schäuble. Unser föderal organisiertes Gemeinwesen lasse die Möglichkeit zum persönlichen Engagement. Wer vor Ort ein konkretes Problem erlebe, der könne sich engagieren. Wichtig war Wolfgang Schäuble auch der Hinweis auf das Christentum als Werteordnung, das seit Jahrhunderten unser Leben bestimme:
Lassen wir es mit der Religionsfreiheit und der Neutralität des Staates so sein wie es richtig und gut ist. Dann bleibt die Notwendigkeit, sich zu religiösen Grundlagen einer freiheitlichen Ordnung zu bekennen. Insofern ist unser Gemeinwesen ja nicht eines, was einfach sagt, wir leben nebeneinander her. Der freiheitliche Staat ist auf Religion angewiesen. Und unsere Art zu leben, unser Erbe hat viel mit dem Christentum zu tun. Diese Ordnung, die daraus entstanden ist, ist im übrigen auch offen für andere.
Nur wer sich seiner Wurzeln und seiner Herkunft bewusst sei, der könne einen Standpunkt
haben. Nur wer Werte und Überzeugungen ha-be, der könne Zivilcourage entwickeln. Und dabei spiele die Familie eine wichtige Rolle:
Die Väter und Mütter des Grundgesetzes wussten um den Vorzug von kleiner Einheit und Wertevermittlung auch, weswegen sie die Familie als eine Keimzelle für eine stabile freiheitliche Ordnung beschrieben. So altmodisch ist das gar nicht, auch wenn sich die Rahmenbedingungen verändern. Es bleibt das Prinzip, dass die Menschen eingebunden sein müssen in Beziehungen, damit Freiheit stabiler wird. Etwas, was auch heute seine Notwendigkeit hat.
Das Aufgehobensein in der Familie, aber auch im Verein oder im Freundeskreis, schaffe Nähe und Vertrautheit. Daraus wiederum resultieren Identifikation, ein eigener Standpunkt und Verantwortung – die Grundlagen von Zivilcourage. Die Pflicht des Einzelnen bestehe darin, so Schäuble am Ende seiner Rede, Zivilcourage dann zu zeigen, wenn es notwendig sei.
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