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Historischer Hintergrund
Der Front National (FN) ist bei weitem keine junge Partei. Bereits 1972 gründete sie Jean-Marie Le Pen, er war bis 2015 Ehrenvorsitzender – und ist der Vater der Vorsitzenden und Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen. Während Marines Vater die Partei mit dem „Talent, Leute zu provozieren“ führte, versuche sie den FN zu „entdämonisieren“, sagt Prof. Dr. Patrick Moreau. Ihre Taktik scheint aufzugehen, so befinde sich der FN seit 2011, als Marine Le Pen die Führung übernahm, im Aufschwung, resümierte der deutsch-französische Politikwissenschaftler. Immerhin 85.000 Mitglieder habe die Partei 2016 aufweisen können. Und bei der Europawahl 2014 erhielt der FN mehr als 24 Prozent der Wählerstimmen.
Ideologie
Das könnte auch daran liegen, dass die Partei viele politische Richtungen und Strömungen vereint, „vom Rechtsextremismus bis zum Nationalkonservatismus“, sagte Moreau und charakterisierte den FN als „nationalistisch, völkisch identitär, nationalkonservativ, aber auch christlich-fundamentalistisch“. Hinzu kämen Patriotismus und Europafeindlichkeit sowie eine klare Position gegen Zuwanderung. Man können sie sogar als eine „neue kommunistische Partei“ beschreiben, meint Moreau und argumentiert mit der „Globalisierungsgegnerschaft“ und der Kapitalismuskritik des FN.
Wählerschaft
Das Problem sei aber, dass die Franzosen den rechtsextremen Charakter der Partei nicht sähen, so Moreau. Sie nähmen ihn als konservative Partei wahr. Dem stehe gegenüber, dass „jeder zweite Arbeiter“ den Front National wähle, analysierte der Politikwissenschaftler. Gerade bei jüngeren Wählern sei „Marine ein Hit“. Auch das Bildungsniveau spiele eine Rolle, je niedriger es ist, so Moreau, desto wahrscheinlicher sei es, dass der FN gewählt werde.
Präsidentschaftswahlen 2017
Und wie stehen die Chancen, dass Marine Le Pen in wenigen Wochen „Madame Le Président“ wird? Momentan gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Le Pen und Emmanuel Macron, Kandidat der Partei „En Marche!“. Gerade letzterer gelte als „frisches Gesicht“, so Moreau, und ziehe viele Wähler an, die sich neuen Wind in der politischen Klasse Frankreichs wünschten. Mit jeweils 26 Prozent lägen beide momentan vorn – und im zweiten Wahlgang geht Moreau von einem Sieg Macrons aus. Das Le Pen allerdings doch gewinnen sollte, hält er für „unwahrscheinlich aber nicht unmöglich“. Der Extremismusforscher versuchte die Zuhörer in Steglitz-Zehlendorf zu beruhigen: Le Pen habe keine Möglichkeit die Europäische Union allein zu verlassen oder eine Verfassungsänderung durchzusetzen, „die Deutschen können in Ruhe schlafen.“
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