Im November wurde in der Stadt Wattenburg erneut gewählt und der Stadtrat hat getagt. Dieses Mal haben sich rund 25 Schülerinnen und Schüler des Erich-Brost-Berufskollegs in Essen unter der Leitung von Robert Hein und Thorben Winter daran gewagt, zwei Tage lang in die Rollen von Bürgerinnen und Bürgern der fiktiven, aber schönen Stadt Wattenburg zu schlüpfen. Als Auszubildende zu Verwaltungsfachangestellten mit Schwerpunkt Kommunalverwaltung im dritten Jahrgang brachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon einiges an Wissen zur Verwaltung mit. Aber selbst an der Kommunalpolitik (spielerisch) teilzunehmen? Das war auch für sie neu.
Knappes Rennen bei der Bürgermeisterwahl
Demnach stand es als erstes an, sich seine eigene Vita als Bürgerin und Bürger Wattenburgs zu kreieren. In den zufällig zugewiesenen Fraktionen wurde sich anschließend auf die anstehende Bürgermeisterwahl vorbereitet. Kurz vor 14 Uhr stand am Donnerstag dann fest: Es wird auf jeden Fall eine Bürgermeisterin, ein männlicher Kandidat trat gar nicht erst an. Der Wahlkampf war aber umso spannender, während auf manchem Plakat die Autokorrektur noch zu Verwirrung führte, griffen andere Wahlkampfteams auf die Designs und (alten) Wahlkampfsprüche „ihrer“ Parteien zurück. Am Ende konnte sich eine der Kandidatinnen denkbar knapp mit 14 zu 12 Stimmen durchsetzen.
Erste Bürgermeisterin der Stadt Essen macht Mut zum Engagement
Am nächsten Tag ging es früh morgens weiter, passend zum Thema des Planspiels direkt im Essener Rathaus – für manche eben zum ersten Mal überhaupt. Bevor nun aber die Fraktionsberatung oder die Ratssitzung beginnen konnte, gab es hohen Besuch von der ersten Bürgermeisterin der Stadt, Julia Jacob. Die ehrenamtliche Bürgermeisterin konnte als gewähltes Ratsmitglied Anekdoten und Eindrücke aus ihrer Arbeit als Bürgermeisterin und Stadtratsmitglied erzählen und stellte sich den Fragen der Moderation und Schülerinnen und Schülern. Es habe sie gestört, „dass Menschen immer meckern, aber nicht bereit sind, sich für etwas einzusetzen“, sie wolle „für die Menschen, für die Stadt was bewegen“. Aber es mache eben auch Spaß, sich für Themen einzusetzen, für die man brenne. Den Schülerinnen und Schülern gab sie am Ende noch einmal mit, dass sie Mut haben sollen, die eigene Meinung zu vertreten und sich zu engagieren.
Schulrenovierung genehimgt
Nach diesem Apell durften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann wieder selbst an die Arbeit in den Fraktionen, bevor schließlich die Ratssitzung eröffnet wurde. Bei den Themen Klimabündnis, Schule, Freibad und digitale Parkbänke wurde heftig diskutiert, gelacht, Kompromisse gefunden und Entscheidungen getroffen. Insbesondere beim Antrag über die Schulrenovierung schloss sich der Kreis, als beim (zu) schnell zugestimmten Antrag nun die Vergabe europaweit hätte ausgeschrieben werden müssen und sich eine Schülerin erinnerte: „Dazu hatten wir letztes Jahr noch eine Klausur!“ Ob das von der Fraktion gewollt war? Vermutlich nicht, aber dafür hat es einfach zu spät „Klick“ gemacht.
Praktisches Wissen unschlagbar
Insbesondere, dass es „Klick“ gemacht hat, war für die Teilnehmenden ein positives Fazit der Veranstaltung. Auch wenn man vorher keine Ahnung hatte, am Ende sehe man Vieles – und eben auch den eigenen Unterrichtsstoff – als Ganzes. Neben dem Spaß, sich einfach mal selbst zu erfinden, sei es auch als Azubi besonders wichtig zu wissen, wie eine Ratssitzung live und in Farbe funktioniert und wie viel Vorbereitung, wie viel Arbeit hinter so einer Sitzung steckt. Auch der Lehrer und stellvertretende Schulleiter, Jörg Schalla, zog nach der zum zweiten Mal stattfindenden Veranstaltung ein positives Resümee: Es sei schön und wichtig, das theoretische Wissen im Kommunalrecht in die Praxis umzusetzen und die Erkenntnisse aus dem Unterricht spielerisch anzuwenden.
In diesem Sinne wird es wohl auch nächstes Jahr wieder nach Essen gehen, damit neue Schülerinnen und Schüler am Planspiel „Entscheidung im Stadtrat“ teilnehmen, damit es Klick macht oder man einfach das erste Mal im Rathaus ist.
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