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Die im ersten Kriegsjahr in Teheran geborene deutsch-iranische Künstlerin Nina Ansari hat sich in ihrer fotografischen Arbeit mit diesem Ereignis befasst. In einem völlig dunklen Raum positionierte sie Personen, nur durch kleine Löcher drang Licht ein. Gespenstische Szenen sind so entstanden, die an Bunkeraufenthalte erinnern. Ohnmacht und Schutzlosigkeit des Menschen angesichts von Verdunkelung und Bombenangriffen werden anschaulich gemacht. Doch am Ende liefert die Künstlerin auch eine hoffnungsvolle Perspektive: Das Licht der unzähligen Löcher, die wie Einschusslöcher wirken, kann ihrer Darstellung nach auch das Licht der Sterne sein. Ihre Fotoreihe „War, Bedeutungsträger Krieg“ wurde in verschiedenen Städten in Afrika und Europa gezeigt. In ihrer iranischen Heimat war dies nicht möglich. Die Zensur ließ dies nicht zu, da auf den Bildern auch unverhüllte Haut zu sehen ist. Selbst der Druck einzelner Bilder war deswegen im Iran unmöglich.
Die Sprache des iranischen Films
Doch welche Bilder sind im Iran erlaubt? Mit dieser Frage befasste sich Jaleh Lackner-Gohari, die die metaphernreiche Sprache des iranischen Films vorstellte. Unter Chomeini hatte sich die iranische Filmindustrie vom Vorbild Hollywood abgewandt. Die von Lackner-Gohari vorgestellten Regisseure Mohsen Makhmalbaf und Abbas Kiarostami machten in den folgenden Jahrzehnten den neuen iranischen Film weltweit berühmt. Die metaphernreiche Bildsprache auch der Kriegsfilme, die schon in der Kriegszeit entstanden, knüpfte dabei an die iranische Kultur der Märtyrerverehrung an, die die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Tod für eine „gerechte“ Sache über Jahrhunderte geprägt hat. Das Martyrium des Siavash und die Verehrung Imam Husseins nannte Lackner-Gohari hier beispielhaft. Metaphern haben dabei traditionell eine doppelte Funktion – sie sind künstlerisches Stilmittel, das sich dem Betrachter einprägt - wie der Grantatapfelsaft, der das Blut der Gefallenen symbolisiert - und zugleich Schutz des Künstlers vor Zensur und Despotismus, indem er durch die künstlerische Verfremdung der Wirklichkeit eine Form der Herrschaftskritik realisieren konnte, ohne um sein Leben und Auskommen fürchten zu müssen.
Um den Märtyrertod in der iranischen Propaganda ging es dem Politikwissenschaftler Babak Khalatbari in seinem Vortrag, in dem er die großen Märtyrer-Wandbilder in iranischen Städten vorstellte. Durch den Rückgriff auf schiitische Vorstellungen vom Opfertod gelang es der Führung der noch jungen Islamischen Republik, den schahtreuen Militärapparat zu ersetzen. Bassidsch-Milizen und Revolutionsgarden entstanden unter den Bedingungen des Krieges, der von Chomeini daher als „Glücksfall“ für das Regime bezeichnet worden war. Diese neuen militärischen Kräfte mussten in den sehr verlustreichen Schlachten gegen die Truppen Saddam Husseins antreten. Khalatbari erinnerte an die unzähligen Kinder und Jugendlichen, die auf die Minenfelder geschickt wurden. Allein für die Rückeroberung der Stadt Khorramshahr mussten 100.000 Iraner sterben.
So unvergleichlich der 1. Golfkrieg und der 1. Weltkrieg auch waren - dem Historiker Armin Triebel gelang es in seinem Vortrag dennoch, einige Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Die Schaffung von Feindbildern und die Sakralisierung von Werten nannte er dabei beispielhaft. So wie Kaiser Wilhelm II „keine Parteien mehr“ kannte, sondern „nur noch Deutsche“, so erkannte auch Chomeini, dass er den äußeren Feind Saddam brauchte, um die tiefe Spaltung in der iranischen Gesellschaft nach der Islamischen Revolution überwinden zu können.
"Die ästhetische Faszination des Krieges"
Der Literaturwissenschaftler Mirko Wittwar konzentrierte sich in seinen Ausführungen auf die „ästhetische Faszination des Krieges“, die bereits bei den alten Griechen durch die Vasenmalereien zum Ausdruck gekommen sei. Für den Ersten Weltkrieg steht Ernst Jünger als einer der wichtigsten Vertreter einer ästhetisierten Auseinandersetzung mit den Schrecken des Krieges. Jünger beschrieb laut Wittwar „Krieg als ästhetisches Erlebnis“ und vermittelte in seinem Werk die einfache Gleichung „Ästhetik ist gut – Krieg ist ästhetisch – also ist Krieg gut“. Wesentlich differenzierter ging dagegen Lothar Günther Buchheim mit dem Gegensatz von Ästhetik und der entsetzlichen kriegerischen Zerstörung um. Seine Werke „Das Boot“ und „Die Festung“ sind frei von der kriegsverherrlichenden Ästhetisierung Jüngers. Buchheim habe zwar überall in der Wirklichkeit Ästhetik gesehen, auch in der entsetzlichsten Zerstörung, aber er habe dies so interpretiert, dass Ästhetik „ewig und stärker als der Krieg“ sei. Für Buchheim war dies die „Krücke, um den Krieg zu überleben“, so Wittwar.
Die unterschiedlichen kulturellen, religiösen und historischen Traditionen haben in der iranischen und in den westlichen Gesellschaften sehr unterschiedliche Formen der Auseinandersetzung mit kriegerischen Ereignissen hervorgebracht. Doch für die aktuellen Herausforderungen müssen diese Unterschiede überwunden werden, wie im weiteren Verlauf der Diskussion deutlich wurde.
Am Beispiel der amerikanisch-iranischen Beziehungen verdeutlichte der Politikwissenschaftler Fariborz Saremi, wie äußere und innere Herausforderungen einen pragmatischen Kurswechsel auf beiden Seiten sinnvoll erscheinen lassen. Auch der religiöse Führer Chamenei sehe heute ein, so Saremi, dass Iran mehr Sicherheit und eine positive wirtschaftliche Entwicklung nur durch eine iranisch-amerikanische Annäherung erreichen könne. Der im Juni 2013 neu gewählte Präsident Rohani sei entschlossen, Iran aus der internationalen Isolation herauszuführen und dadurch die wirtschaftliche Krise, die durch die Sanktionen bedingt sei, zu überwinden. Dabei werde er aber von Teilen des Regimes, wie den Revolutionsgarden, die ihm misstrauten, kritisch beobachtet. Auch Obama werde in Washington nicht durchweg bei seinem Annäherungskurs an den Iran unterstützt.
Saremi sieht die Notwendigkeit, dass die USA und Iran die fragile Lage in der Region gemeinsam stabilisieren müssten. Trotz der „sehr unterschiedlichen Perspektiven“ – beispielsweise in der Syrienkrise – müssten sie gemeinsame Interessen finden, um kooperieren zu können. Das Interesse der USA an den großen Öl- und Gasreserven in der Region einerseits, und das iranische Interesse an einer Überwindung der Sanktionen andererseits, beschrieb Saremi als wirtschaftliche Basis einer solchen Annäherung.
Auch der Politikwissenschaftler Ali Fathollah-Nejad befasste sich in seinem Vortrag mit der nicht-militärischen Überwindung des aktuellen internationalen Konflikts um das iranische Nuklearprogramm. Dem „Mythos von den gutwilligen Sanktionen“, die als „friedliches Mittel der Konfliktlösung“ gelten, setzte er die Interpretation entgegen, dass sich die – laut Obama „umfangreichsten Sanktionen in der Geschichte“ zu einem „ökonomischen Kriegsmittel“ entwickelt hätten. Diese „crippling sanctions“ lähmten Wirtschaft und Gesellschaft im Iran. Während der Staat aufgrund seiner Ressourcen noch gut zu Recht käme, würden ausgerechnet die Teile der Bevölkerung durch die negativen Auswirkungen der Sanktionen in Mitleidenschaft gezogen, auf denen die Hoffnungen des Westens ruhten: Arbeiter, Studenten, Frauen litten unter den Sanktionen, die medizinische Versorgung sei eingeschränkt. Die Iraner sähen die Sanktionen daher als illegitimes Druckmittel. Namentlich in der Frauenbewegung würde offene Kritik hieran geäußert. Fathollah-Nejad warnte davor, dass durch einen Krieg die radikalen Kräfte noch gestärkt und die gesellschaftlichen Räume weiter eingeschränkt würden und appellierte, dass nicht die Fehler von 2003 wiederholt werden sollten, als eine Annäherung in der Frage des iranischen Nuklearprogramms scheiterte.
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