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Denkmal und Dialog
Die Konrad-Adenauer-Stiftung führte im Rahmen des Hafis-Gedenktages 2010 eine Podiumsdiskussion zum Thema „Hafis in Deutschland – Iranische Kultur und der deutsch-iranische Kulturaustausch zwischen Tradition und Aufbruch“ durch.
Dr. Mario Voigt, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Thüringischen Landtag, begrüßte die Gäste und erinnerte daran dass jüngst Bundespräsident Wulff das bekannte Goethe-Zitat aus dem Westöstlichen Divan „Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen, Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen“ in seiner integrationspolitischen Rede zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit zitiert hatte.
Hafis und Goethe
„Hafis ist mein Zwillingsbruder!“ – an diesen Ausspruch Goethes erinnerte der Iranist Prof. Dr. Farhad Sobhani in seinem Eingangsstatement. Beide Dichter hätten das Leben auf Erden in einem starken Gegensatz zur geistigen Welt gesehen. Doch auch wenn die Welt eine Ruine für Geist und Körper des Menschen sei, so helfe sie dem Menschen doch, sich selbst zu entdecken.
Hafis im Exil
Wer von Hafis spricht, darf von der aktuellen politischen Lage im Iran nicht schweigen. Gerade erst sind wieder zwei deutsche Journalisten im Iran verhaftet worden, die für einen Artikel über die Steinigung von Sakineh Mohammadi Ashtiani im Land recherchiert haben sollen.
Der Soziologe und Publizist Dr. Wahied Wahdat-Hagh präsentierte seine kleine Umfrage unter in Deutschland lebenden Iranern: Wie würde es Hafis, dessen Werk im Iran, laut Wahdat-Hagh, heute von der Regierung instrumentalisiert wird, heute im Iran selbst ergehen? Die Antworten fielen überwiegend skeptisch aus: Ins Gefängnis stecken, oder ins Exil jagen würde man ihn heute beispielsweise nach Ansicht seiner Gesprächspartner. Einer meinte jedoch, dass Hafis aufgrund seiner sprachlichen Kraft so beliebt wäre, dass die Regierung ihn nicht einsperren könnte.
Hafis für Manager
Diese letzte Aussage spiegelt auch die tatsächliche Beliebtheit der Dichtung von Hafis im heutigen Iran wieder. Sehr anschaulich berichtete der Religionswissenschaftler und Komponist Dr. Mohsen Mirmehdi über die große Wertschätzung, welche Hafis heute im Iran genießt. Er ist nicht nur wichtiger Teil der Alltagskultur, da seine Dichterworte in vielen Kontexten, beispielsweise beim Abschluss eines erfolgreichen Geschäftes zitiert werden, sondern Hafis wird aufgrund der tiefen Weisheit seines Werkes wie ein Heiliger verehrt. Allerdings gebe es hier einen klaren Bruch zwischen alter und junger Generation, da die Jugend die Verse von Hafis keineswegs mehr selbstverständlich im Munde führe. Mohsen Mirmehdi machte hierfür auch die Islamische Revolution von 1979 verantwortlich, die dazu beigetragen habe, dass sich bei der nach 1979 geborenen Generation die Bindung an traditionelle Muster aufgelöst habe.
Hafis und die bewegte iranische Jugend
Der Regisseur und Produzent Mohammad Farokhmanesh, der wie Hafis aus Shiraz stammt, berichtete dagegen von der Beliebtheit von Hafis bei Teilen der iranischen Jugend. An den Donnerstagabenden treffen sich traditionell die jungen Iraner in Shiras, um Gedichte von Hafis zu rezitieren, oder eigene Gedichte vorzutragen. Diese Tradition sei nach den Protesten der Grünen Bewegung im Iran wieder verstärkt aufgelebt. In seiner Iran-Dokumentation „Im Reich des Bösen“ hatte Farokhmanesh selbst die Bedeutung der Poesie für die heutige iranische Jugend dokumentiert: in einer Literaturklasse an der Universität lernen sich ein anfangs wenig literarisch begeisterter Student und eine Studentin darüber kennen und einander lieben, dass sie sich im Unterricht gegenseitig Gedichte schreiben müssen. Eine Szene, die klingt, als hätte Hafis selbst das Drehbuch hierzu geschrieben.
Die Moderatorin des Abends, die vergleichende Religionswissenschaftlerin Fateme Rahmati, beschloss die Veranstaltung mit einem Hafis-Vers, der die bis heute auch auf uns wirkende Macht des Dichterwortes wunderbar vor Augen führte: „Komm lass uns Rosen streuen und Wein in Bechern werfen, des Himmels Dach zertrümmern und neue Formen werfen.“
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