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Nachweis: Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, RWWA 600-F419.

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Salomon Oppenheim jr. (1772–1828) zum 250. Geburtstag

Հյուրատետր Dr. Georg Schneider

Veranstaltungsbericht

Rheinländer aus Bonn, Familienunternehmer, Innovationstreiber, Vertreter internationaler Wirtschaft und gelebter rheinischer Zivilgesellschaft.

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բաժնետոմս

„Nicht häufig steht ein Personenname gleich stellvertretend mit für eine Institution – ja für eine Wegmarke der unternehmerischen und zivilgesellschaftlichen Entwicklung. Bei Salomon Oppenheim jr. ist dies jedoch zweifellos der Fall.“ Mit diesen Worten führte Frau Dr. Ulrike Hospes – Landesbeauftragte und Leiterin des Politisches Bildungsforums NRW sowie Leiterin Büro Bundesstadt Bonn der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. – in die Festveranstaltung zum 150. Geburtstag von Salomon jr. (1772-1828) ein.

Am 19. Juni 1772 wurde ebenjener Salomon Oppenheim in Bonn geboren. Nach erfolgreicher Tätigkeit u. a. für den in Bonn residierenden Kölner Kurfürsten konnte er ab 1798 sein Handelsgeschäft in Köln aufbauen, wo er – hochinnovativ und international denkend – den Grundstein für den Erfolg seines Familienunternehmens legte. Als erstes jüdisches Mitglied der Kölner Handelskammer und engagierter Rheinländer symbolisiert er zudem die rheinische Zivilgesellschaft, welche den Bogen von Freiheit und Verantwortung zum Wohle der eigenen Heimat konstruktiv nutzt.

Brückenköpfe in die Welt der Sozialen Marktwirtschaft deuteten sich also an, ohne daß man Salomon Oppenheim zu sehr für das 20. und 21. Jahrhundert in Haft nehmen dürfe – wie Frau Dr. Hospes ergänzte. Und noch einen Brückenkopf von der Vergangenheit in die Gegenwart machte sie aus: Salomon Oppenheim stehe für einen konsequenten Einsatz zugunsten der Entwicklung seiner Heimat. Als engagierter Bürger habe er nicht gezögert, persönliche Verantwortung für die Stadt Köln und für ihre Zivilgesellschaft zu übernehmen. Genau dies verbinde ihn in besonderen Maße mit den folgenden Generationen seine Familie. Daher war es für die Konrad-Adenauer-Stiftung auch ein besonders schöner Moment, zahlreiche Mitglieder der Familie von Oppenheim als Gäste der Veranstaltung persönlich begrüßen zu dürfen.

Anschließend erhob Frau Gabriele Teichmann, Firmenbiographin und Autorin des – sehr lesenswerten – Buches „Mehr als eine Bank. Oppenheim in Köln“, das Wort für den Festvortrag:

„Die [Bonner] Judengasse, in der Oppenheim geboren wurde, war 1716 unter Kurfürst Joseph Clemens als Fördermaßnahme zur Ansiedlung von Juden in seiner Residenzstadt entstanden. Ohne die Leistungen und das Know-how der Juden als Kaufleute und international vernetzte Finanzexperten kam damals keine Regierung aus. Trotz ihres unbestreitbaren gesellschaftlichen Nutzens blieb die jüdische Minderheit jedoch einer Fülle bedrückender Sonderregelungen unterworfen, die sie von zahlreichen Berufen und Wirtschaftszweigen ausschloss und ihre persönliche Bewegungsfreiheit einschränkte.“

Dynamisiert wurde die Karriere Salomon Oppenheims durch „eine der großen Zeitenwenden der europäischen Geschichte, die 1789 von Frankreich ausging und das bürgerliche Zeitalter einläutete“. Kurzum: Die französischen Revolutionstruppen kamen nach Köln, erlaubten Juden die Ansiedelung in der Stadt mit dem gewaltigen Domfragment – dessen Vollendung die Familie Oppenheim später noch aktiv begleiten sollte.

In Köln also gründete Oppenheim sein Unternehmen mit (wie man heute sagen würde) Wagniskapital aus dem Vermögen seiner Frau. Zunächst bot er eine breite Kombination aus Spedition, Kommission und Handel mit Öl, Wein, Tabak, Leinen und Baumwolle an. Die Firmenbiographin Frau Teichmann weiter: „Parallel dazu liefen Bank- und Geldgeschäfte, vor allem persönliche Kredite und Sortenwechsel. Angesichts der Vielzahl umlaufender in- und ausländischer Währungen war das ein einträgliches Geschäft.“ Schließlich verschaffte ihm die Funktion als Steuereinnehmer für den französischen Staat ihm zusätzlich Liquidität. Geschickte Heiratspolitik, so in die Frankfurter Rothschild-Dynastie, kam hinzu.

Fassen wir zusammen: „Schon nach zehn Jahren war Sal. Oppenheim jr. & Cie. – so der Firmenname – zum zweitgrößten Bankhaus Kölns nach dem Bankhaus Schaaffhausen aufgestiegen, mit einem Eigenkapital von einer Million Francs.  Äußeres Zeichen des Erfolgs war das Stadtpalais Große Budengasse 8, das Oppenheim 1808 erwarb.“

Damit nicht genug. Blicken wir auf Salomon Oppenheim als Innovationstreiber: „Sein Gespür für Chancen ließ ihn in seinem letzten Lebensjahrzehnt jedoch in ganz neue zukunftsträchtige Dimensionen vorstoßen. 1818 zählte er zu den Mitgründern der Kölner „Rheinschiffahrts-Assekuranz-Gesellschaft“ (später in Agrippina umbenannt).“

Doch „jenseits von Angebot und Nachfrage“ steht aber auch Oppenheims unermüdliches und großzügiges Engagement für die Stadt und auch ganz persönlich sein Einsatz als Vorsteher der jüdischen Gemeinde.

Frau Teichmann faßte zusammen: „Köln wurde zum Finanzzentrum aufstrebender Industriereviere um Aachen und an der Ruhr. Auch die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung wurde von seinen Nachkommen mit der Gründung einer Fülle von Einrichtungen weitergeführt.“

Dr. Martin L. Müller, Leiter des Historischen Instituts der Deutschen Bank aus Frankfurt am Main, schlug anschließend den Bogen in die Gegenwart mit seinem Referat zum Thema „Thesen zum Verhältnis zwischen Privatbanken und Großbanken vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart – dargestellt am Beispiel der Deutschen Bank“. Dazu gehörte auch die Erkenntnis, daß die Anzahl der Privatbanken drastisch geschrumpft ist – im Fall der klassischen in der Rechtsform der offenen Handelsgesellschaft (OHG) geführten Privatbanken sogar bis auf lediglich eine. Das Bankhaus Sal. Oppenheim stehe daher letztlich auch in einer langen Reihe des Aufgehens von Privatbanken in größeren Instituten wie z.B. der Deutschen Bank.

Man habe es mit einer strukturellen Entwicklung zu größeren Unternehmen zu tun. Dies hänge mit der vermehrten Umwandlung in Kapitalgesellschaften zu tun. Auch machten Nachfolgefragen in Familienunternehmen vor dem Finanzsektor nicht halt. Hinzu komme der organisatorisch und finanziell enorm hohe Aufwand für IT und Regulatorik. Und schließlich seien Marktnischen mittlerweile auch von Großbanken gut besetzt.

Zwischen Gegenwart und Zukunft bewegte sich schließlich der Beitrag von Staatsminister a.D. Andreas Krautscheid, ehemaliger Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken. Sehr wohl könne und solle man eine historische Persönlichkeit wie Salomon Oppenheim auch mit Blick auf heutige Grundsatzfragen ernst nehmen. Umbrüche als Chance zu begreifen, Wagniskapital zu akquirieren und Innovationen so einen Raum zur Entwicklung zu geben.

Mit Blick auf den Bankensektor warnte Herr Krautscheid eindringlich davor, die Breite und Tiefe der digitalen Anforderungen für die Branche zu unterschätzen. Diese seien vielleicht eine noch höhere Hypothek als die Regulierungen, wenn jetzt nicht rasch gehandelt werde. Eingefahrene Strukturen seien hier nun einmal im Nachteil gegenüber Fintechs.

Allerdings müssen man fürchten, daß ebenfalls für Startups der Wind rauer werde, was die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten angehe. Wie schon zu Salomon Oppenheims Zeiten mangele es Deutschland nach wie vor an einer Venture Capital-Kultur, da diese auch nicht einfach von den klassischen Banken kommen könne.

 

Wir danken der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln sehr herzlich für die freundliche Unterstützung bei der Zuverfügungstellung des Bildes von Salomon Oppenheim jr.!

 

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Dr. Georg Schneider

Georg Schneider

Referent Wirtschaftspolitik, Büro Bundesstadt Bonn

Georg.Schneider@kas.de +49 2241 246-2372 +49 2241 246 5 2372

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