Am 08.07.2022 starteten wir unsere Summer School zum Thema „Klimawandel, Nachhaltigkeit und Umweltschutz.“ Nachdem wir zusammen mit der Fähre übergesetzt und die Zimmer in der Jugendherberge bezogen hatten, begann das Seminar mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Hier konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Erwartungen und Wünsche für die nächsten Tage äußern. Im Zuge dessen stellte Manuel Ley auch die Konrad-Adenauer-Stiftung vor und berichtete über dessen Arbeit in der Politischen Bildung, Grundprobleme im demokratischen System und aktuelle Herausforderungen unserer Zeit.
Des Weiteren wurde zum Einstieg über die Grundproblematiken gesprochen, welche sich durch den Klimawandel ergeben. In kleinen Gruppen wurde schnell über die Bedeutsamkeit von Umweltschutz gesprochen. Schnell kam die Debatte auf, ob Verbote für einen wirksamen Umwelt- und Küstenschutz nötig sind, wie demokratisch diese politischen Entscheidungen wären und ob diese einen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte darstellen würden. Darüber hinaus wurde über Lieferkettengesetze diskutiert und schnell der Konsens gefasst, dass der Ausbau der Gesetze notwendig sei, um einen rechtlichen Rahmen zu schaffen, um den Schutz der Umwelt, Menschen- und Kinderrechte entlang globaler Lieferketten zu verbessern. Außerdem wurde lange über die These diskutiert, ob Nachhaltigkeit System und Kultur abhängig sei? Hier wurden Vergleiche zwischen Deutschland, Schweden und China gezogen.
Der Samstag startet mit einem gemeinsamen Frühstück. Danach wurden die wenigen Kilometer zum Treffpunkt mit dem Fahrrad absolviert. Am „neuen Deich“ trafen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann auf Richard Henneberg, welcher Ranger im Naturpark Wattenmeer ist. Er startete seine Führung mit Informationen über die verschiedenen Deiche auf Borkum und deren Geschichte.
Bevor wir zu den Salzwiesen gelangt waren, durchquerten wir ein kleines Waldstück. Henneberg berichtet währenddessen über die heimischen Pflanzen, Tiere und die ersten Anzeichen des Klimawandels auf der Insel. Bei den Salzwiesen angekommen erläutert Henneberg direkt, dass jede Pflanze ihre eigene Überlebensstrategie entwickelt hat. Nicht jede Stelle auf einer Salzwiese eignet sich für jede Pflanze. Die Führung fand ihren Abschluss direkt am Strand, hier konnte man auf die Buhnen blicken, welche als Schutzmaßnahme der Küste fungieren. Während der Führung diskutierten wir über die Besonderheiten der Politik auf den ostfriesischen Inseln, die im Zwiespalt zwischen Ökonomie / Tourismus und Ökologie steht. Besonders wurde dabei auf die Erdgasförderung in der Nordsee in der Höhe von Borkum eingegangen, da an diesem Tag das Land Niedersachsen diese Förderung bewilligt hatte, was auf großen Widerstand in der Borkumer Bevölkerung trifft.
Nach einer Mittagspause und der Möglichkeit, Borkum selbständig zu erkunden, fanden sich die Teilnehmer wieder im Seminarraum zusammen. Hier wurde Dr. Leena Karrasch, Expertin für inter- und transdisziplinäre partizipative Planungsprozesse für nachhaltiges Land- und Wassermanagement an der Nordseeküste der Universität Oldenburg digital zugeschaltete. Ihr Vortrag war in zwei Themenblöcke unterteilt: Klimawandel und Küstenschutz. Zu Beginn berichtete Sie über das IPCC – Intergovernmental Panel on Climate Change. Der Weltklimarat biete seit 1990 die Grundlagen für wissenschaftsbasierte politische Entscheidungen. Statistisch gesehen war jedes der vergangenen vier Jahrzehnte jeweils wärmer als alle Jahrzehnte davor seit 1850, so Dr. Leena Karrasch. Dabei müsste man aber zwischen dem natürlichen Klimawandel und dem menschengemachten Klimawandel unterscheiden. Die beobachtete Erwärmung ist auf Emissionen aus menschlichen Aktivitäten zurückzuführen, wobei die Erwärmung durch Treibhausgase teilweise von der Abkühlung durch Aerosole überdeckt wird. „Die globale Oberflächentemperatur wird bei allen betrachteten Emissionsszenarien bis mindestens Mitte des Jahrhunderts weiter ansteigen. Eine globale Erwärmung von 1,5 °C und 2 °C wird im Laufe des 21. Jahrhunderts überschritten werden, es sei denn, es erfolgen in den kommenden Jahrzehnten drastische Reduktionen der CO2- und anderer Treibhausgasemissionen.“, berichtete Dr. Leena Karrasch. Auswirkungen des Klimawandels können global betrachtet der Anstieg des Meeresspiegels sein, der Rückgang von Gletschern und arktischem Meereis, Zunahme von Extremereignissen und die Verschiebung von Klimazonen. Vor allem die tief liegenden Küstenregionen werden betroffen sein. Sollte der Meeresspiegel um einen Meter ansteigen, würden Städte wie Oldenburg und Bremen zuteilen, überflutet sein.
Im zweiten Themenblock berichtete Dr. Karrasch über modernen Küstenschutz, denn die Inseln sind auch wichtiger Bestandteil des Küstenschutzsystems für die Festlandsküste. Der Küstenschutz heute ist geprägt durch Schutz vor Sturmfluten und der Bestandssicherung der Insel. Des Weiteren spielen beim Küstenschutz technischen Maßnahmen eine wichtige Rolle. Ein Ring von Küstenschutzanlagen sichert beispielsweise, überflutungsgefährdete Gebiete vor Sturmfluten. Im Hinblick auf den Klimawandel müssen Küstenökosysteme als wichtige Ressourcen und Ort für natürliche Prozesse geschützt werden. Ökosystembasierter Küstenschutz bezieht Ökosysteme und deren Leistungen nicht nur in die Planung ein, um sie zu nutzen, sondern fördert sie gleichzeitig. Im Anschluss des Vortrags wurde noch rege mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutiert. Unteranderem über politische Maßnahmen, um beispielsweise den ökosystembasierten Küstenschutz zu unterstützen. Auch die Trinkwasserversorgung der Insel war ein Thema und inwieweit die Süßwasserlinse, welche sich unter der Insel befindet und zu Trinkwasserversorgung der Insel beiträgt, gefährdet wäre. Am Abend folgten Diskussionen zu aktuellen politischen Problemen in Deutschland und der Wettbewerb der liberalen Demokratien mit autokratischen und diktatorischen Systemen. Hierbei wurde besonders auf die Vor- und Nachteile von Demokratie in Krisen, wie der Corona-Pandemie eingegangen.
Am Sonntag stand die Abreise an. Gemeinsam mit Manuel Ley evaluierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Summer School. In Emden verabschiedete sich Manuel Ley dann noch von den Teilnehmerinnen und Teilnehmer und bedankte sich.
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