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Tillich warnt vor Verharmlosung der DDR-Diktatur

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat anlässlich der Eröffnungsveranstaltung der Ringvorlesung „Wie schmeckte die DDR“ vor einer Verharmlosung der DDR-Diktatur gewarnt. In der Semperoper sagte er vor über 1.400 Zuhörern: „Die Kuscheldiktatur hat es nie gegeben.“

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բաժնետոմս

v.l.n.r.: Bildungswerksleiter Dr. Joachim Klose, Prof. Dr. Richard Schröder,
Prof. Dr. Beate Neuss und Ministerpräsident Stanislaw Tillich

Mit der neuen Reihe will das Bildungswerk Dresden der Konrad-Adenauer-Stiftung dem Phänomen der zunehmenden Verklärung und Verdrängung der DDR-Vergangenheit entgegenwirken. Tillich appellierte daher, dass die breite Aufarbeitung auch 18 Jahre nach der Wiedervereinigung weitergehen müsse. „Je mehr Zeit vergehe, umso größer werde die Gefahr der Verklärung. Subjektive Erinnerung dominiert die objektive Geschichtsschreibung.“ Denjenigen, die das Damals über das Heute stellen, rief Tillich zu: „In jeder Demokratie gehört die Einsicht dazu, dass nicht alles perfekt sein kann, aber dass jeder mithelfen kann, es perfekter zu machen.“ (Audiomitschnitt der Rede)

Prof. Dr. Richard Schröder, Präsident des Senats der Deutschen Nationalstiftung Weimar, trat in seinem Festvortrag der leider weit verbreiteten Meinung entgegen, dass die Idee des Sozialismus gut war, nur dessen Durchführung schlecht gewesen sei. Er erinnerte etwa an die Unnachgiebigkeit der Stasi und an die Mangelwirtschaft. Schröder zeigte sich irritiert: Die so oft angeführte menschliche Wärme in der DDR habe es zwar gegeben. Sie sei ein Mittel zum Zweck gewesen. Er sagte: „In diesem Zusammenhang wird gerne verdrängt und geflunkert. Ging es doch weniger um ideelle als um materielle Dinge.“

Schröder attestierte der DDR-Gesellschaft eine hohe Heterogenität, in der ein Austausch zwischen den Milieus schwer gewesen sei. „Jeder hat seinen eigenen DDR-Alltag erlebt.“ Die daraus resultierende Behauptung, die er heute oft entschuldigend höre, von der hässlichen Fratze des Regimes habe man nichts gewusst, lasse er trotzdem nicht gelten. „Wer so argumentiert, handelt bewusst wider besseres Wissens und gegen die Menschlichkeit. Heute wissen wir, warum die Menschen geflohen sind.“

Vorstandsmitglied der Konrad-Adenauer-Stiftung Prof. Dr. Beate Neuss

Die Frage, was vor einer Diktatur schütze, beantwortete Schröder mit der Unabhängigkeit der Medien und der Justiz. Prof. Dr. Beate Neuss ergänzte in ihrer Rede, dass es zum einen wichtig sei, kontinuierlich für die Demokratie zu sensibilisieren: „Der Mensch wird nicht mit demokratischen Genen geboren“, so Neuss, die Mitglied im Vorstand der Konrad-Adenauer-Stiftung ist. Zum anderen sprach auch sie sich für eine differenzierte Aufarbeitung des DDR-Geschichte aus: „Wir können die Gegenwart nur bewerten, wenn wir die Vergangenheit als Maßstab haben.“ Mit dem so gewonnenen Wissen um die Verführungsmacht von Ideologien könne es gelingen, diktatorische Tendenzen zu identifizieren.

Statistik-Broschüre über die DDR

Download der Statistik-Broschüre über die DDR (pdf)

Neuss machte deutlich, damit die Aufbereitung der Verdrängung obsiege, bedürfe es der Empathie mit den Opfern genauso wie der Auseinandersetzung mit der eigenen Person. Das sei oft schmerzhaft, aber „wir müssen an unsere eigene Stärke glauben, uns der Geschichte stellen und das Positive wie Negative aufbereiten“, so Neuss. Sie sagte weiter: „Eine selektive Geschichte gibt es nur in Diktaturen. Damit Kritik an der DDR nicht mehr als Kritik an der eigenen Biografie empfunden werde, bedürfe es der intellektuellen Kraftanstrengung, das Regime vom persönlichen Schicksal zu trennen. So könne es gelingen, dass das Negative nicht weiter verdrängt und das, was damals normal erschien, es aber nicht war, verzerrt werde. (Audiomitschnitt der Rede)

Unter den Gästen war auch das Ehepaar Biedenkopf

Tipp: Die Konrad-Adenauer-Stiftung wird Ende des Jahres 2008 mit einer Online-Wissensplattform unter www.DDR-Mythen.de auf die beschriebene Problematik reagieren.

Die Ringvorlesung umfasst 15 Veranstaltungen. In dieser Reihe sind bisher erschienen:

Die weiteren Termine und Themen 2008:

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erscheinungsort

Dresden Deutschland

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