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„Gesellschaft muss eine zivilisierte Art der Vergangenheitsbewältigung finden“

Vortrag des albanischen Premierministers Prof. Sali Berisha in der Akademie der KAS

Mitglied im Warschauer Pakt, Anlehnung an das maoisitsche China, schließlich der kommunistische Alleingang - Albanien hat für die Zeit zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der Friedlichen Revolution im Jahr 1989 eine äußerst bewegte Geschichte vorzuweisen. Nicht zuletzt deswegen hat das Land in den 90er-Jahren einen langen und sehr schwierigen Transformationsprozess erlebt. In der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung blickte der albanische Premierminister Prof. Sali Berisha auf diese Zeit zurück. Dabei betonte er seinen Dank für die deutsche Unterstützung in dieser Phase.

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„Ich danke den mutigen Frauen und Männern, die ihre Schultern gegen die Mauer stemmten und damit das Tor zur Freiheit öffneten“, so Berisha in der Eröffnung seiner Rede. Der Mauerfall sei das größte Ereignis in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewesen, er habe „das Ende der Belagerung der Freiheit“ in Europa eingeleitet. Den kommunistischen Sozialismus bezeichnete der Premierminister als „barbarisches und blutiges System“.

Unter der Diktatur von Enver Hodscha war Albanien bis 1968 Mitglied im Warschauer Pakt. Nach dem Austritt folgte ein Jahrzehnt lang die Anlehnung an das maoistische China, ehe Hodscha einen albanischen Sonderweg einschlug. Zu dieser Zeit war Berisha bereits als Kardiologe tätig. In seinem Vortrag erinnerte er an die Folgen von Hunger und Mangelernährung, mit denen er in dieser Funktion immer wieder konfrontiert wurde. „Obwohl es in Albanien schwerste Verfolgung von religiösen und intellektuellen Menschen gab, sind die meisten Menschen in dieser Zeit doch an Hunger gestorben“, sagte der Premierminister.

Die Null-Toleranz-Politik gegenüber Dissidenten in Albanien habe ihn und seine Altersgenossen zu einer Generation ohne Freiheitsbegriff gemacht, so Berisha. Freiheit habe er erst erfahren, als er sich Mitte der 80er dazu entschloss, sich nicht mehr konform zum kommunistischen System zu verhalten. Er berichtete, wie auch im abgeschotteten Albanien die Vorzeichen der Friedlichen Revolution wahrgenommen wurden, beispielsweise nach Reagans historischer Aufforderung: „Mr. Gorbatschow, tear down this wall!“

Der Beginn der Friedlichen Revolution in Albanien war dann der Sommer 1990, als tausende Albaner in westliche Botschaften flohen. „Gerade die deutschen Diplomaten haben die eingedrungenen Albaner geschützt und vielen von Ihnen die Ausreise in die Bundesrepublik ermöglicht“, betonte Berisha. Als im November des selben Jahres die von Studenten getragene antikommunistische Bewegung im ganzen Land zu Massendemonstrationen aufrief, war das Ende des kommunistischen Regimes in Albanien besiegelt. Die von Berisha mitbegründete Demokratische Partei konnte im April 1992 die Wahlen gewinnen, Berisha wurde der erste demokratische Premierminister des Landes nach der Revolution.

„Das Land wir in einem sehr schlechten Zustand“, erinnerte sich Berisha an die Situation nach der Regierungsübernahme. Tiefgreifende Reformen und eine schnelle Privatisierung von Wohnungen und kleinen Betrieben brachten Verbesserungen, ehe das Land 1997 nach schweren Fällen von Kreditbetrug erneut im Chaos versank. Mit den Wahlen im Sommer 1997 übernahmen die Sozialisten die Regierungsverantwortung, Berisha ist mit seiner Demokratischen Partei wieder seit 2005 an der Macht.

„Die albanische Gesellschaft muss die Verbrechen der Vergangenheit hinter sich bringen, wir müssen einen zivilisierten Weg der Vergangenheitsbewältigung finden“, betonte der Premierminister in seinem Vortrag. Daneben sieht er den Kampf gegen das organisierte Verbrechen und die Korruption als wichtigste Aufgaben seiner Regierung. „Albanien hat noch einen weiten Weg vor sich, aber wir bemühen uns sehr darum, diesen Weg zu beschleunigen“, beschloss er seine Rede.

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Markus Rosenberger

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