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„Haus macht Stadt“

Stadtplaner und Politiker diskutierten, was Wien so lebenswert macht – und was Berlin daraus lernen kann

Wien ist seit neun Jahren die Stadt mit der höchsten Lebensqualität weltweit, folgt man der Studie der Beratungsgesellschaft Mercer. Und seit 2018 ist auch der Economist der Meinung, Wien sei die lebenswerteste Stadt. Woran das liegen könnte und ob sich das Wiener Modell auf Berlin übertragen lässt, darüber diskutierten jetzt Experten in Berlin.

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Diskussion über Wohnungspolitik - Lässt sich das Modell Wien auf Berlin übertragen? Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. / Stefan Stahlberg
Diskussion über Wohnungspolitik - Lässt sich das Modell Wien auf Berlin übertragen?

Bis zum Fall der Mauer und dem Ende des Kalten Kriegs war Wien eine schrumpfende Stadt, doch seit 1990 ist die Einwohnerzahl um ein knappes Viertel gewachsen, auf beinahe 1,9 Millionen Menschen. Um dem erhöhten Wohnungsbedarf zu begegnen, dabei aber die Lebensqualität zu erhalten und zu verbessern, brauchte es einen ganzheitlichen Ansatz: „Klassische Stadtentwicklungspläne sind zu wenig“, erklärte Eugen Antalovsky. Deshalb hat „Wien die Rahmenstrategie Smart City verabschiedet“, die Verkehr, Stadtentwicklung, Wohnen und Wirtschaft auf eine Linie bringt, berichtet der Geschäftsführer, der Urban Innovation Vienna.

 

Der Fußgänger als Maß

Österreichs Hauptstadt plant von zwei Grundaussagen her: Erstens nehmen die Planer den Fußgänger als Maß, für ihn müssten Naherholung, Einkaufsmöglichkeiten und Öffentlicher Nahverkehr fußläufig zu erreichen sein. Beispielsweise solle die U-Bahn-Anbindung an ein neu gebautes Projekt schon fertig sein, wenn der erste Mieter einzieht.

Selbst eine vielbefahrene Straße sperrte die Stadt und ließ nur noch Fußgänger und Radfahrer zu – was dem Handel vor Ort sogar ein Plus bescherte, so Antalovsky. Zudem habe die Regierung den Preis für das Jahresticket für den Öffentlichen Nahverkehr auf 365 Euro pro Jahr reduziert, weshalb jetzt „die Wiener mehr Jahrestickets haben, als Autos.“

 

„Individuell in Gemeinschaft leben“

Beim Wohnungsbau gebe es ein „ausgefeiltes System der Bauträgerwettbewerbe, wenn Geld für geförderten Wohnungsbau her soll“, führte Regina Gschwendtner aus. Die Ingenieurin von raum & kommunikation erläuterte an verschiedenen Bauprojekten, worauf Wien Wert legt: Platz sparende Raumkonzepte, Sharing-Angebote wie Food Sharing, Werkstätten mit Werkzeug-Verleihstationen, Verleihstation für ebikes, die Nachbarschaft durch Gemeinschaftsräume oder Nachbarschaftscafés vernetzen. Ales mit dem Ziel: „individuell in Gemeinschaft leben“, denn „wir sehen das Haus nicht getrennt von der Mobilität, das Haus macht Stadt“, so Gschwendtner.

 

„Wir haben große Probleme mit der Infrastruktur“

Stefan Richter von der Stiftung Zukunft Berlin hob besonders den Mobilitätsansatz Wiens hervor: „Was wir auf jeden Fall machen sollten, dass zuerst die Infrastruktur steht.“ Allerdings sei es derzeit nicht möglich, die Ticketpreise so radikal zu kürzen, wie Wein das getan habe, zuerst müssten Investitionen in die Bus-, U- und Straßenbahn-Netze erfolgen, „wir haben große Probleme mit der Infrastruktur“, so Richter.

 

„Es geht nicht ohne Förderung“

Christian Gräff nahm die Wiener Beispiele beeindruckt auf. Besonders den Weg, den die Stadt bei Neubauten gehe, könne man auf Berlin übertragen, meint er: Projekte ausschreiben und mit klaren Bedingungen Grundstücke zur Verfügung stellen, könne sowohl günstigere Mieten als auch neue Wohnungen ermöglichen. Gerade Genossenschaften würden davon profitieren. Doch derzeit sei es Senatspolitik, freie Flächen nur durch die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften zu bebauen. „Das schaffen die aber zeitlich nicht“, kritisiert Gräff, der Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus ist.

Der Fachsprecher für Bauen und Wohnen der Berliner-CDU Fraktion begrüßt zudem eine weitere Förderung: Es brauche Anreize für ältere Mieter: Wenn diese noch in großen Wohnungen wohnen, jedoch gern in eine kleinere umziehen möchten, dann scheitert das häufig an den höheren Mietkosten einer neuen Wohnung, weil die Mieten in den letzten Jahren so stark gestiegen sind. Der Bedarf besteht, aber „es geht nicht ohne Förderung.“

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Rita Schorpp

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