Anlässlich des 60. Jahrestag des „Élysée-Vertrages“ im Jahre 2023 wurde den Schülerinnen und Schülern am 5. März 2025 eine historische Dokumentation inklusive Live-Kommentar von Ingo Espenschied präsentiert. Zu Beginn der Veranstaltung stellte er sich als Politikwissenschaftler und Experte zu den Themen Europa, Demokratie und deutsch-französische Beziehungen vor.
Espenschied begann mit einer kurzen Einleitung zum Thema deutsch-französisches Verhältnis. Eine gute transnationale Verbindung führe zu einem stabileren Europa. Für dieses Thema sei auch der historische Kontext relevant, weshalb Espenschied bereits mit der Zeit von Karl dem Großen begann. Er erklärte den Begriff der Erbfeindschaft und stellte klar, dass der Hass zwischen Deutschen und Franzosen erst seit dem 18. Jahrhundert von deutscher Seite bzw. dem 19. Jahrhundert von französischer Seite existierte. Diese gegenseitige Abneigung auf nationaler Ebene sollte bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts anhalten. Zudem stellte Ingo Espenschied die relevanten Persönlichkeiten der damaligen Zeit vor.
Der ständige Kampf um die Vorherrschaft in Europa führte zu mehreren großen Kriegen zwischen Deutschland und Frankreich. Erst in den 1950er Jahren entstand auf französischer Seite auf Initiative von Robert Schuman die Idee eines geeinten Europas. Durch die Montanunion wurde ein Vorgänger der Europäischen Union gegründet. Auch der Streit um die Zugehörigkeit des Saarlands wurde beigelegt. Damit begann die Aussöhnung zwischen den verfeindeten Nachbarländern.
Konrad Adenauer, geboren im Jahr 1876, wurde 1917 zum bis dahin jüngsten Oberbürgermeister der Stadt Köln ernannt. Bis zu seiner Absetzung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 hielt er dieses Amt inne. Als erster Bundeskanzler der neugegründeten BRD war er der wichtigste Akteur auf deutscher Seite und zentrale Figur bei der Aussöhnung mit dem französischen Staat.
Als Nachfolger Schumans stand Charles de Gaulle der Bundesrepublik und Schumans Ideen deutlich kritischer gegenüber, unter anderem, weil er im Ersten Weltkrieg in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten war und im Zweiten Weltkrieg den französischen Widerstand anführte. Dennoch begab er sich für seinen ersten Staatsbesuch in die BRD. Der Élysée-Vertrag ist seit seiner Entstehung das wohl wichtigste Dokument für die deutsch-französischen Beziehungen. Er schreibt das halbjährlich stattfindende Treffen zwischen den jeweiligen Regierungschefs und deren wichtigsten Ministern vor. Dabei beraten sie sich gegenseitig zu den wichtigsten außen-, sicherheits- und wirtschaftspolitischen Fragen. Er wird als „Jahrhundertvertrag“ bezeichnet, denn der Élysée-Vertrag beendete eine über ein Jahrhundert währende Feindschaft zwischen dem deutschen und dem französischen Staat. Auch spätere Regierungschefs wie z. B. Konrad Adenauers Nachfolger Ludwig Erhard hielten sich an den Élysée-Vertrag, obwohl eine Abneigung gegenüber Charles de Gaulle bestand.
Schülerinnen und Schüler stellten Ingo Espenschied zum Ende noch Fragen. So kam die Frage auf, was denn die Meinung Charles de Gaulles zu Europa geändert hätte. Gründe dafür seien Pragmatismus, die Möglichkeit Westdeutschland als Juniorpartner zu gewinnen, sowie Zugeständnisse, da er sich nicht mehr in der Rolle der Opposition befunden habe, argumentierte Espenschied.
Wie wichtig der Vertrag ist, könne man an den im Oktober 2022 entstandenen Spannungen erkennen, als das geplante Treffen zwischen Olaf Scholz und Emmanuel Macron erstmals in seiner 60-jährigen Geschichte ausfiel. Espenschied schloss die Veranstaltung mit den Worten „Nur wenn Deutschland und Frankreich zusammenarbeiten, haben Deutschland und Europa eine Zukunft.“ ab.
Autor: Nils Bölscher
Fornito da
Politisches Bildungsforum Bremen
Informazioni su questa serie
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