Relazioni degli eventi
Bürgerschaftliches Engagement bildet das Rückgrat der Gesellschaft. Viele Menschen setzen sich vor Ort für ein aktives Miteinander ein. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels beklagen eine Vielzahl von Vereinen und Verbänden jedoch Nachwuchsprobleme. Gleichzeitig tragen Digitalisierung und aktuelle Herausforderungen wie die Corona-Pandemie zu Veränderungen der Ehrenamtsstrukturen bei.
Vor welchen Herausforderungen stehen Vereine und Verbände angesichts des demographischen Wandels? Welche Möglichkeiten gibt es zur Stärkung der Ehrenamtsstrukturen? Wie gestaltet sich bürgerschaftliches Engagement zukünftig? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der digitalen Diskussionsveranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung. Das Regionalbüro Rheinland (Hauptabteilung Politische Bildung) und das Team Gesellschaftlicher Zusammenhalt (Hauptabteilung Analyse und Beratung) begrüßten Expertinnen und Experten aus Ehrenamtspraxis, Wissenschaft, Politik und Stiftungswesen als Impulsgebende.
Die Möglichkeiten von bürgerschaftlichem Engagement sind mit Blick auf die thematische Breite, aber auch hinsichtlich der regionalen Ausprägungen bundesweit sehr unterschiedlich. Zu den Ergebnissen des Deutschen Freiwilligensurveys 2019 fasste Tobias Jaeck von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zusammen, dass sich ehrenamtliches Engagement und die Bereitschaft dazu seit 1990 deutschlandweit deutlich erhöht habe. Doch die Alterung der Gesellschaft und Brain-Drain durch den Wegzug vieler junger Menschen würde dazu beitragen, dass das Engagement in den betroffenen Regionen unterdurchschnittlich stark verbreitet sei. Im Vergleich der Altersgruppen würden sich Kinder und Jugendliche besonders häufig engagieren. „Wenn man nicht engagiert ist, ist die Wahrscheinlichkeit zur Aufnahme eines Engagements in der Jugend weitaus höher als im Alter“, so Tobias Jaeck. Deshalb sei es hilfreich, Bürgerinnen und Bürger bereits in jungen Jahren für ehrenamtliches Engagement zu begeistern. Außerdem sprach der Wissenschaftler über die herausragende Bedeutung von Anreizstrukturen und der Verankerung von Engagement in der Gesellschaft.
Elke Beyer, die als Projektleiterin Evangelische Kranken- und Altenhilfe e.V. der Diakonie Deutschland mit der ehrenamtlichen Initiative „Grüne Damen und Herren“ zusammenarbeitet, erzählte von den Herausforderungen, mit denen die bestehenden Strukturen, die auf persönliche Begegnungen angewiesen sind, aufgrund der Pandemie konfrontiert wurden. Gerade mit Hilfe von partizipativen Methoden in digitalen Formaten sei es gelungen, Engagement weiter zu denken und Menschen auf neuen Wegen miteinander zu vernetzen. Mit Blick auf das Thema Nachwuchsgewinnung sprach sie von der Bedeutung, alte Vorstandsstrukturen zu modernisieren und zu demokratisieren. Frau Beyer berichtete von verschiedenen Projekten, die Alt und Jung zusammenbringen, darunter unter dem Stichwort „Service Learning“ auch von einer Kooperation mit dem Hochschulnetzwerk, wobei junge Menschen ihre (digitalen) Kompetenzen einsetzen, um die Arbeit des Vereins zu unterstützen. Nicht zuletzt sei die Unterstützung von Engagement in den Bereichen Gesundheit und Pflege auch mit Blick auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung von großer Bedeutung. Eine größere Partizipation in diesen Kernbereichen könne die Zivilgesellschaft nachhaltig und längerfristig stärken.
Mit dem Auftrag, Engagement und Ehrenamt zu fördern und zu stärken, wurde im Jahr 2020 die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt vom Deutschen Bundestag ins Leben gerufen. Als ihre Kernaufgabe sieht Nina Leseberg, Leiterin der Abteilung für Strukturstärkung der Stiftung, Ehrenamtliche und ihre Organisationen zu unterstützen, Innovation und Vernetzung im Ehrenamt zu fördern sowie Ehrenamts- bzw. Engagement-Strukturen zu stärken. Insbesondere in Krisen wie diesen, mit denen sich die Gesellschaft aktuell konfrontiert sieht, sei es von großem Wert, dass sich viele Menschen ehrenamtlich engagieren. Gleichzeitig habe sich die Pandemie durch Einnahmeausfälle, zusätzliche Kosten, zeitweisem Stillstand und einem Rückgang von Mitgliedschaften verschiedentlich negativ auf das Ehrenamt ausgewirkt. Deshalb brauche es Strukturen, die das Ehrenamt stärken und für Krisen wappnen. Dabei dürfe auch die Nachwuchsgewinnung nicht aus den Augen verloren werden. Diese sei aufgrund des demographischen Wandels, struktureller Veränderungen insbesondere in ländlichen Räumen und aufgrund eines Rückgangs des langfristigen, dauerhaften und zeitintensiven Ehrenamts vor große Herausforderung gestellt. Um einen Erfolg zu erzielen, sei es wichtig, auf die Vielfalt von Engagement zu setzen, die Potenziale von älteren Menschen zu nutzen, die Jugend mitreden sowie mitgestalten zu lassen und insgesamt für alle offen zu sein. Digitale und flexible Möglichkeiten der Partizipation könnten dabei hilfreiche Bausteine sein.
Im Anschluss an eine angeregte Diskussionsrunde sprach der Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann über die Aufgabe der Politik, das Ehrenamt als einen zentralen zur Stabilität der Gesellschaft beitragenden Faktor zu stärken. Der demographische Wandel sei nicht nur Herausforderung, sondern auch Impulsgeber für das Ehrenamt. Demographisch bedingte Hindernisse würden zur Schaffung neuer Formate beitragen und innovative Lösungsansätze anregen. Infrastrukturen, die Bürgerinnen und Bürgern ehrenamtliches Engagement näherbringen, seien von großer Bedeutung. Er sprach sich für die Einrichtung eines ordentlichen Ausschusses im Bundestag für bürgerschaftliches Engagement aus, um sich intensiver diesen aktuellen Fragestellungen zuwenden zu können.
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Landesbüro NRW und Regionalbüro Rheinland
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