1. Platz: Städtisches Gymnasium, Herten
Der erste Platz geht in diesem Jahr an die Zweitzeugen aus Herten! Schon der innovative Titel des Beitrags, der natürlich die Assoziation zu den Zeitzeugen weckt und damit die Verantwortung anspricht, nach dem absehbaren Aussterben derselben die Erinnerung und das Wissen weiterzutragen, hat die Jury nachdrücklich angesprochen und verspricht einiges, was in der Tat dann auch eindrucksvoll eingelöst wird.
Ausgangspunkt war wie schon für viele Beiträge auch in diesem Fall eine Studienfahrt ins Konzentrationslage Auschwitz, die den Schülerinnen und Schülern der Q 1 das Ausmaß des Völkermordes noch weitaus authentischer und greifbarer machte, als es ein noch so guter Geschichtsunterricht jemals vermag. Diese Reise und die dabei gewonnenen Erkenntnisse wurden mit Texten, Bildern und Filmen sehr anschaulich dokumentiert und reflektiert.
Eine Mitschülerin formulierte dazu ebenso treffend wie prägnant: Aus Bildern wurden Leben, aus Zahlen wurden Menschen!
Doch das war nur der Anfang! Die Schüler(innen) fühlten sich anschließend so inspiriert und animiert, um einerseits auf intensive und vielfältige Spurensuche in ihrer Heimatstadt Herten zu gehen und andererseits über verschiedene Formen und Formate des Erinnerns und Gedenkens nachzudenken und diese auch umzusetzen.
Begegnungen und Gespräche mit Zeitzeugen wurden in aussagekräftigen Videoclips dokumentiert und für die Nachwelt damit auch gesichert. Zum offiziellen Gedenktag am 27. Januar wurde eine Gedenkveranstaltung mit verschiedenen Programmteilen und Performances konzipiert, organisiert und durchgeführt sowie anschließend auch in Wort und Bild festgehalten. Zum Jahrestag der unsäglichen Reichspogromnacht wurde eine Gedenkveranstaltung mit der Verlesung der Namen von 36 Opfern und der Erinnerung an ihr Schicksal durchgeführt. Schließlich wurde ein historischer Stadtrundgang zu Orten Jüdischen Lebens, aber auch zu Orten der nationalsozialistischer Terrorherrschaft in Herten realisiert.
Ein weiteres Thema, das von der Gruppe aufgegriffen und bearbeitet wurde, ist das Schicksal der Zwangsarbeiter in Herten. Dazu wurde u.a. eine Ausstellung angefertigt und filmisch dokumentiert. Zudem wurde eine vor längerer Zeit im Zuge von Bauarbeiten entfernte Gedenktafel auf Betreiben der Schüler und im Rahmen einer entsprechenden Feier wieder neu angebracht, was nicht zuletzt in den örtlichen Medien einen erkennbaren und positiven Widerhall fand.
Die klare und in die Zukunft weisende Intention der Erinnerungsarbeit wird nicht zuletzt durch die Auseinandersetzung mit aktuellen rechtsextremistischen Erscheinungen wie der Mord- und Attentatsserie der NSU unterstrichen.
Insgesamt ein ausgesprochen umfang- und facettenreicher, engagierter und gut gemachter Beitrag, damit ein würdiger und verdienter 1. Platz im DenkT@g-Wettbewerb 2014!!
2. Platz: Friedrich-Gymnasium, Freiburg
Der zweite Platz geht in diesem Jahr nach Freiburg, an die Vertreter einer Schule, die auch bereits einmal am DenkT@g-Wettbewerb teilgenommen hat und auch ausgezeichnet wurde. „Heinrich Rosenberg – Eine Spurensuche“ ist die Recherche eines einzelnen Schicksals, das exemplarisch für Millionen andere steht. Heinrich Rosenberg war Schüler auf dem Friedrich-Gymnasium in Freiburg, das er seit 1938 von einem Tag auf den anderen nicht mehr besuchen darf, weil er Jude war und Juden keine weiterführenden Schulen besuchen durften.
Im Oktober 1940 wird er zusammen mit seiner Mutter nach Südfrankreich in das Internierungslager Camp de Gurs deportiert, wo solch katastrophale Zustände herrschen, dass bereits zahllose Menschen sterben. Im September 1942 stehen Heinrich Rosenberg und seine Mutter auf einer Transportliste nach Auschwitz, wo sich ihre Spur verliert und von wo sie nie mehr zurückkehren.
Über 70 Jahre später haben sich dann betroffene Schülerinnen und Schüler nicht nur der Geschichte ihrer Schule in der NS-Zeit angenommen, sondern auch das Leben und Schicksaal von Heinrich Rosenberg aufgearbeitet und nachgezeichnet. Man hat sich im wahrsten Sinne des Wortes auf eine sehr intensive und auch emotionale Spurensuche gemacht. Solches gilt z.B. für den früheren Schulweg Heinrich Rosenbergs, den man so hautnah nach- und mitempfinden kann.
Dafür wurden Zeitzeugen und Historiker befragt, wurde in verschiedenen Archiven recherchiert und eine Fahrt zur Gedenkstätte in Gurs unternommen, deren Ergebnisse schließlich zu im Hinblick auf Bildsequenzen, Musik und Komposition sehr professionell gemachten und nicht zuletzt äußerst bewegenden Videodokumentationen verarbeitet wurden. Diese sind zwar – wie unser Webdesigner in der Jury anmerkte – für das Internet jeweils durchaus etwas zu lang, doch sollte man in diesen Fällen fraglos andere Maßstäbe ansetzen.
Die Jury lobte nicht nur uneingeschränkt die filmischen Leistungen, sondern u.a. auch den bereits sehr gelungenen Auftakt des Beitrags mit seiner Begründung für die Beschäftigung mit dem Themenkomplex oder auch die sehr schön gemachte und nachvollziehbare Dokumentation der Recherchewege.
Ins Auge fiel im Schlusskapitel, das mit der Frage „Was bleibt?“ überschrieben ist, auch, dass man das gesamte Projekt Heinrich Rosenberg gewidmet hat, der mit 19 Jahren in Auschwitz ermordet wurde, im selben Alter, wie es die Bearbeiter des Erinnerungsprojektes heute sind.
3. Platz: Lisa Oberländer, Jasmin Pfundheller, Benjamin Fröhlich
Lisa Oberländer hat sich über ihre Schulzeit hinaus weiter mit der Thematik befasst und dabei auch unseren DenkT@g-Wettbewerb im Auge behalten. Dieser hat sie und ihre Mitstreiter zu ihrem ausgesprochen umfangreichen Projekt „Begegnung mit der Geschichte“ veranlasst, in dessen Zentrum ein von ihnen selbst verfasster mitreißender Roman steht, der sowohl die Opfer- als auch die Täterperspektive in einem Konzentrationslager beleuchtet. Die Form des Romans wurde sehr bewusst gewählt, um nicht nur Fakten wiederzugeben, sondern auch vielschichtige Emotionen zu vermitteln und so Möglichkeiten und Ebenen der Identifizierung für den Leser zu schaffen.
Es geht um die fiktive Geschichte einer Jugendlichen namens Emma Koch, die plötzlich aus der Gegenwart in die NS-Zeit katapultiert wird und in die Fänge der Nationalsozialisten gerät, dabei eben nicht zuletzt sehr intensiv Täter- und Opferperspektiven kennenlernt.
Zu dem Wettbewerbsbeitrag und dem Roman gibt es zudem einen sehr eindrucksvollen und gut gemachten Filmtrailer, der auf sehr emotionale und nachdrückliche Weise – gerade für jüngere Betrachter - die enge Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart herstellt.
Sehr schön und nachvollziehbar dokumentiert wird der Entstehungsprozess des Beitrages. Es wird deutlich, welche facettenreichen Arbeitsschritte und immensen Mühen unternommen wurden. Biographien, Tagebücher und andere Quellen realer Personen wurden zu Rate gezogen und ausgewertet, diverse Studienfahrten u.a. in KZ-Gedenkstätten wurden unternommen, um möglichst authentische Einblicke zu gewinnen.
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