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דוח אירועים

Eine willkommene Perspektive von Außen: Die „junge“ Europaforschung in Israel

Am 20. Juni 2012 trafen sich israelische Nachwuchswissenschaftler der Europastudien erstmals zu einer Konferenz an der Ben-Gurion-Universität (BGU) in Beer Sheva, um ihre Forschungsprojekte vorzustellen. Europastudien erfreuen sich in Israel wachsender Beliebtheit, stellt doch die Europäische Union in ihrer Einzigartigkeit ein interessantes und vor allem interdisziplinäres Untersuchungsobjekt dar.

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Auch aufgrund der räumlichen Nähe der EU zu Israel liegt es für hiesige Wissenschaftler nah, sich in unterschiedlichen Disziplinen mit der EU auseinanderzusetzen. An der Konferenz, die das „Centre for the Study of European Politics and Society“ (CSEPS) an der BGU gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung Israel organisierte, nahmen junge Forscherinnen und Forscher verschiedener israelischer Universitäten wie der BGU, der Hebrew University oder der Tel Aviv University teil. Ermöglicht wurde dadurch ein lebendiger Austausch zur Europapolitik aus israelischer Perspektive.

Prof. David Newman, Dekan der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften an der BGU, sowie Dr. Sharon Pardo, Direktor des CSEPS, begrüßten die Teilnehmer und unterstrichen die Relevanz für israelische Hochschulen, die Europastudien in das Fächerangebot zu integrieren. Nadine Mensel, stellvertretende Leiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung in Israel, äußerte sich in ihren Grußworten erfreut über die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der KAS und dem CSEPS. Sie machte zudem deutlich, dass die Europaforschung in Europa wiederum auf Impulse von außen angewiesen sei, um sich weiterzuentwickeln. Dem stimmte Andrew Standley, Botschafter der Europäischen Union in Israel, zu. Angesichts der vielfältigen, auf der Konferenz vorgestellten Forschungsfragen zeigte er sich zuversichtlich, dass die „junge“ Europaforschung dazu beitragen werde, die Bande zwischen Europäern und Israelis zu festigen.

In sechs Foren präsentierten zwanzig Nachwuchswissenschaftler ihre Forschungsvorhaben zu verschiedenen Themenbereichen der europäischen Politik und Geschichte. Den Auftakt machte das Forum „Normative Macht und Diskurs in der europäischen Außenpolitik“. So referierte Emmanuelle Blanc über Emotionen als Katalysator der „Securitization“ europäischer Immigrationspolitik. In ihrer Arbeit untersucht sie die Bedeutung von Angst, die ihrer Meinung nach einen prägenden Einfluss auf die europäische Einwanderungspolitik habe. Ähnlich angelegt sind die Arbeiten von Ziv Idov, Yoav Friedman und Hila Zahavi, die sich auf die politische Rhetorik und die Diskursführung in Europa zu Fragen innerer Sicherheit, der Einwanderungspolitik sowie zur Wahrnehmung Israels in Europa konzentrieren.

Einen weiteren Schwerpunkt der Konferenz bildete das Thema „Islam in Europa“ mit Beiträgen von Ari Varon, Nina Wiedl-Menashe und Yuri Teper. In allen drei Projekten wird die wachsende Bedeutung des Islam in Europa sowohl in demografischer als auch in integrations- und sicherheitspolitischer Hinsicht untersucht. Gerade deshalb sei eine profunde Auseinandersetzung mit dem Islam und seinen unterschiedlichen Ausdrucksformen unabdingbar, resümierten die Vortragenden.

Die im Konferenzverlauf präsentierten Fragestellungen erwiesen sich als äußerst vielseitig und reichten von der soziokulturellen Vielfalt in europäischen Städten, über die Rolle von Theologie und Nationalismus in der politischen Theorie Europas bis hin zu europäischer Identität, kollektiver Erinnerung und europäischer Staatsbürgerschaft. Alle Beteiligten – Nachwuchswissenschaftler, studentisches Publikum und die Forschergruppe des CSEPS bewiesen während der Vorträge und der anschließenden Forumsdiskussionen großen Wissensdurst und ihre Begeisterung für europäische Politik.

Dass Europa im täglichen Leben junger Israelis einen hohen Stellenwert einnimmt, unterstrich Yossi Harpaz in seiner abschließenden Präsentation über die Attraktivität der doppelten Staatsbürgerschaft für Israelis. Seit dem Jahr 2000 lässt sich ein deutlicher Anstieg bei der Beantragung der europäischen Staatsbürgerschaft bei Israelis mit europäischen Wurzeln verzeichnen. Die Ergebnisse von Harpaz’ Forschung zeigen, dass dabei nicht allein wirtschaftliche Gründe relevant sind, sondern dass die europäische Staatsbürgerschaft auch als eine Art „Versicherung“, „Familiengeschenk“ oder gar „Statussymbol“ gilt.

Den Höhepunkt der Konferenz bildete der Vortrag von Prof. Dr. Beate Neuss, stellvertretende Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung und Professorin für Internationale Politik an der Technischen Universität Chemnitz. In ihrem Beitrag warf sie die Frage nach der „Breite des Atlantiks“ auf. Gegenstand ihrer Analyse waren eine Momentaufnahme des transatlantischen Verhältnisses, dessen Belastbarkeit angesichts politischer, ökonomischer und militärischer Herausforderungen sowie Perspektiven für die transatlantische Kooperation. Trotz vielfältiger Belastungsproben blieben die Beziehungen zwischen Europa und den USA eine Erfolgsgeschichte, so Neuss. Vor allem gemeinsame Werte wie Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit seien dafür verantwortlich. Dieses Fundament zu verteidigen, sei gemeinsame Aufgabe für Europäer und Amerikaner angesichts aufstrebender Mächte und sich insgesamt verschiebender Kräfteverhältnisse im internationalen System. Dies sei auch für Israel von Bedeutung, das traditionsgemäß enge Beziehungen zu Europa und den USA pflege. Besonders wichtig sei in diesem Kontext der Beitrag der Zivilgesellschaft, die wertvolle Verbindungen zwischen den Kontinenten aufrechterhält. Dazu zählte unter anderem auch die Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung, deren Engagement in Israel von höchster Priorität sei, wie Prof. Neuss anmerkte.

Mit frischer Motivation für ihre Forschungsprojekte und zahlreichen Denkanstößen ging diese Konferenz zu Ende. Veranstalter wie Teilnehmer waren sich einig, dass die Premiere rundum gelungen war und dass damit die Vernetzung und Intensivierung der Europaforschung in Israel wertvolle Impulse erhalten hat.

Motje Seidler und Nadine Mensel

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