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In der Republik im Süden der arabischen Halbinsel tobt ein Bürgerkrieg seit die Houthi-Rebellen mit ihren Verbündeten im September 2014 die Kontrolle über die Hauptstadt Sanaa übernahmen. Ihnen gegenüber steht die international anerkannte Regierung von Übergangspräsident Hadi, der seit März 2015 von einer von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten angeführten Militärkoalition unterstützt wird. Der Krieg hat mittlerweile 10.000 Todesopfer gefordert. Weniger als die Hälfte der 27 Millionen Jemeniten verfügt noch über Zugang zu sauberem Wasser und ausreichend Nahrungsmitteln. Die Cholera breitet sich rasant aus, eine Million Menschen gelten bereits als infiziert.
Dabei hatte das Jahr 2011 zunächst einen Hoffnungsschimmer für das seit Jahrzehnten von immer wieder aufflackernder Gewalt geplagte und wirtschaftlich notleidende Land gebracht. Im Zuge des „Arabischen Frühlings“ protestierten auch in Sanaa Zehntausende gegen Korruption und für politische und ökonomische Reformen. Zwar musste daraufhin der autokratische Langzeitpräsident Saleh zurücktreten und 2013 begann ein von den Vereinten Nationen unterstützter National Dialogprozess, der die Grundlagen für ein föderales und demokratisches Jemen schaffen sollte. Doch die Transition scheiterte. Die zaiditisch-schiitischen Houthi-Rebellen aus dem Norden und Saleh-treue Gruppen aus dem Sicherheitsapparat nutzten die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Übergangsregierung und konnten weite Teile des Landes, einschließlich der Hauptstadt, gewaltsam unter ihrer Kontrolle bringen. Zugleich forderten Vertreter des Südjemens eine Unabhängigkeit ihres Landesteiles, der bis 1990 eine eigenständige sozialistisch geprägte Republik gewesen war.
Mit der Unterstützung der saudisch-geführten Militärkoalition und Truppen der Vereinten Arabischen Emirate vor Ort konnte die Eroberung der südlichen Hafenstadt Aden durch die Houthis und ihre Verbündeten verhindert werden. Doch die Hauptstadt und bevölkerungsreiche Gebiete im Norden und Nordwesten sind nach wie vor unter ihrer Kontrolle. Nachdem sich der ehemalige Präsident Saleh gegen die Houthis stellte, mit denen er sich zuvor gegen die Übergangsregierung verbündet hatte, wurde er von ihnen Anfang Dezember 2017 in Sanaa getötet.
Während die Houthis mit dem Abschuss von Raketen auf saudisches Territorium ihre militärische Schlagkraft unter Beweis stellen wollen, verschlimmern die fortdauernden Luftangriffe der Militärkoalition und ihre Seeblockade der Houthi-kontrollierten Gebiete die humanitäre Lage im Jemen weiter. Jenseits der innerjemenitischen Machtkämpfe hat sich das Land zunehmend zum Schauplatz eines regionalen Mächteringes entwickelt. Saudi-Arabien sieht die Houthis als eine aus Teheran unterstützte Miliz, mit der Iran sein Expansionsstreben im arabischen Raum nun auch an der saudischen Südgrenze fortsetzt. Die Verschränkung substaatlich-tribaler, nationaler und regionaler Konfliktlinien erschwert eine Lösungsfindung in der Jemen-Krise und verlangt einen umfassenden Ansatz der internationalen Gemeinschaft und verstärktes und koordiniertes Engagement auch Deutschlands und der EU.
Für weitere Informationen zur politischen Lage im Jemen siehe auch den Länderbericht „Salehs Tod und der Konflikt im Jemen“ vom Dezember 2017.
Für die aktuellen Entwicklungen im Jemen-Krieg, insbesondere mit Blick auf die Interessenlagen der verschiedenen lokalen, regionalen und internationalen Akteure, siehe das Policy Paper vom Oktober 2019. Dort werden auch Empfehlungen für die deutsche Außenpolitik gegeben.
Nach politischen Lösungen suchen: Internationale Konferenzen und Berichte
- Der vergessene Krieg im Jemen, Potsdam, 08. Januar 2020 // Veranstaltungsbericht zum Vortrag Der Krieg in Jemen in der Reihe Sicherheit & Politik
- Internationale Akteure im Jemen-Krieg, Berlin, 30. Oktober 2019 // Interessen, Einfluss und Wege zur Konfliktlösung - Diskussionsveranstaltung in Zusammenarbeit mit der DAFG
- Politische Lösungen im Jemen gesucht, Berlin, 20. September 2017 // Yemen: The Way Forward, Fachbericht auf Englisch in Zusammenarbeit mit dem Gulf Research Center
- Innere Sicherheit im Jemen stärken, Amman, 03. - 06. April 2017 // Adressing Security Sector Reform in Yemen, Fachbericht auf Englisch in Zusammenarbeit mit CARPO (Center for Applied Research in Partnership with the Orient)
- Medien als Akteur im Jemenkonflikt – zwischen Parteinahme und Aufklärung Internationaler Medienworkshop zu Konfliktnarrativen und Friedensjournalismus, 17. - 19. Mai 2016
- Bürgerjournalismus in Krisenzeiten - Training zu konfliktsensitivem Journalismus für zivilgesellschaftliche Multiplikatoren aus dem Jemen, 07. - 09. September 2015
- Jemens Medienlandschaft im Umbruch - Auftaktworkshop für Forschungsvorhaben zur Rolle der Medien, 07. - 09. Dezember 2014
Ein Hauptziel der Online-Plattform ist es, Brücken innerhalb der gespaltenen Bevölkerung zu bauen, indem über Themen berichtet wird, die alle Jemeniten – unabhängig von ihrem persönlichen ethnischen, sozialen oder regionalen Hintergrund – betreffen. Zugleich will „Al Madaniya“ sowohl Jemeniten als auch der internationalen Leserschaft einen neuen Blickwinkel auf ein faszinierendes und ein vielfältig kulturreiches Land eröffnen, der über die gegenwärtige Krise und das menschliche Elend hinausreicht.
Online-Plattform „Al-Madaniya magazine“