In Ihrer Einführung betonte Sabina Wölkner, Leiterin der Abteilung Agenda 2030 der Konrad-Adenauer-Stiftung, dass es um den Zustand der Natur schlecht stehe. Keines der im Rahmen der UN-Konvention vereinbarten Ziele, die sich die Staatengemeinschaft für 2020 gesetzt hat, wurde erreicht. Für echte Fortschritte sei es wichtig, Ansätze zu wählen, die im Sinne eines breiten Nachhaltigkeitsverständnisses auf ein Zusammenwirken von Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft setzen und international ausgerichtet seien.
Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz des WWF Deutschland, erläuterte, dass Biodiversität die Gesamtheit der biogenetischen Vielfalt bedeute. Die genetischen Ressourcen sei nicht nur ein biologischer Schatz, sondern spiele auch unter ökonomischen Gesichtspunkten eine tragende Rolle. Als Treiber für den Biodiversitätsverlust sieht er insbesondere den Landnutzungswandel und die Übernutzung von Ressourcen. Der Umweltschützer erklärte, dass sich in Europa ein Rückgang der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft beobachten lasse und vor allem der Rückgang der Vogelbestände sehr hoch sei. Einen wichtigen Schritt, um dieser Entwicklung entgegenzutreten stelle der Europäische Green Deal dar, den er als sehr positiv bewertet, da dadurch beispielsweise degradierte Ökosysteme wiederhergestellt werden sollen und Pflanzenschutzmittel zu reduzieren sind. Kritischer äußerte sich Herr Heinrich zur aktuellen Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), wo er zu viele Umgehungsmöglichkeiten bei den Klima- und Umweltauflagen sehe und er sich neben einem Anteil von 30 Prozent für die Eco-Schemes auch eine Verankerung der Weidetierprämie wünsche. Der Schutz der Landwirte vor unlauteren Handelspraktiken könne ebenfalls einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten. Zudem würde ein Lieferkettengesetz einen wichtigen Schritt darstellen.
Christine Schneider, Mitglied des Europäischen Parlaments, betonte in Ihrem Vortrag, dass eine intakte Biodiversität nicht nur die nachhaltige Entwicklung unterstütze, sondern zudem ein zentraler Bestandteil für das Gelingen des Europäischen Green Deal sei. Dabei hob Sie ebenfalls die Bedeutung des Europäischen Green Deals hervor, der im Europäischen Parlament auf breite Unterstützung gestoßen sei und als Fahrplan für eine nachhaltige EU-Wirtschaftspolitik fungiere und sprach sich insbesondere für die Förderung des Übergangs zu einer ressourcenschonenden kreislaufbasierten Wirtschaft aus. Die Europaabgeordnete erläuterte zudem, dass die aktuelle Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) einen Systemwechsel darstelle, da der Schutz darin noch weiter ausgebaut werde. Dies zeige sich beispielsweise daran, dass alle Direktzahlungen an die Umsetzung von Umwelt- und Klimaleistungen gekoppelt werden. Mögliche Lösungen für eine nachhaltigere Landwirtschaft sieht Frau Schneider beispielsweise in der Präzisionslandwirtschaft, im Fortschritt in der Züchtung von resistenten Sorten sowie in der Reduktion von gefährlichen Pflanzenschutzmitteln. Als Berichterstatterin für die „Farm-to-Fork-Strategie“ der EU-Kommission plädierte Sie dafür, dass der Verbraucher in die Verantwortung genommen wird und sich fortan für nachhaltigere Lebensmittel entscheide.
Peter Müller, Geschäftsführer der Bayer Crop Science Deutschland GmbH, verwies darauf, dass Biodiversität für ein multinationales Unternehmen wie Bayer von großer Bedeutung sei. Hierbei sei es vor allem wichtig, dass Biodiversität in die landwirtschaftliche Praxis überführt werde. Als Schlüssel für den Schutz und die Förderung von Biodiversität nannte Herr Müller Forschung und Innovation, wobei eine gesellschaftliche Offenheit gegenüber neuen Technologien sowie genügend Zeit für die Unternehmen, um marktfähige Innovationen zu entwickeln, dafür die Voraussetzung seien.
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