イベントレポート
„Das Fenster für historische Veränderungen öffnet sich ganz plötzlich und unerwartet“, sagte Dr. Gerhard Wahlers zum Auftakt des Koreanisch-Deutschen Forums für Frieden. „Als wir die Veranstaltung geplant haben, war es nicht einsehbar, dass es in Korea zur Eskalation kommt“, sagte der Leiter Hauptabteilung Europäische und Internationale Zusammenarbeit weiterhin. Trotz angespannter politischer Verhältnisse müssten Perspektiven und Strategien für die Wiedervereinigung in Korea weiter entwickelt werden.
Kann Korea aus den Erfahrungen der Wiedervereinigung Deutschlands lernen? Das war die zentrale Frage des Forums. Der Botschafter der Republik Korea, S. E. Tae-Young Moon, betonte, dass es in Deutschland „schon vor der Wiedervereinigung eine starke Bürgerbewegung gab, die für Menschenrechte und Demokratie gekämpft hat“. Der innere Wandel der DDR habe vor der Wiedervereinigung begonnen. Vor allem sei die angespannte politische Lage Koreas eine ganz andere als die in Deutschland im Jahr 1989. „Worum ich Deutschland am meisten beneide ist, dass es keine militärischen Konflikte gab.“
Auch Dr. Byoung-Il Kim, Generalsekretär des National Unification Advisory Council (NUAC) bewundert den friedlichen Ablauf der deutschen Wiedervereinigung. Als großes Problem betrachtete Kim die finanzielle Situation. „Die deutsche Einheit war eine sehr teuere Einheit.“ Die südkoreanische Wirtschaft wäre momentan nicht in der Lage eine Wiedervereinung mit dem Norden zu tragen. „Wir müssen uns finanziell vorbereiten. Die wirtschaftliche Vereinigung sollte getrennt von der politischen erfolgen“, sagte Kim.
In der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Wahlers moderiert wurde, sagte Jürgen Klimke MdB: „Der starke Wille einer Wiedervereinigung muss da sein. Geld darf keine Rolle spielen, wenn man zusammen kommen will“. Statt dessen müsse Korea an die Wirtschaftskraft denken, die es in Zukunft als geeintes Land haben könne.
Der südkoreanische Parlamentarier Hye Young Won (Demokratische Partei) machte die Unterschiede der Teilungssituation in Deutschland und Korea deutlich. „Die junge Generation ist mit der Teilung aufgewachsen. Sie verstehen nicht, warum sie für die Einheit bezahlen sollen. Die Zustimmung für solch eine Investition ist bei den Jüngeren sehr schwer zu erreichen.“ Hier müsse noch viel Aufklärungsarbeit bei den Jugendlichen geleistet werden, um ihnen klar zu machen, was für eine wirtschaftliche Macht ein einheitliches Korea haben könnte, so Won.
Auch Dr. Sun Young Park, südkoreanischen Parlamentsmitglied (Liberale Fortschrittspartei) und Katharina Landgraf MdB, die neben Klimke und Won mit auf dem Podium saßen, wiesen auf die unterschiedlichen Voraussetzungen hin. „Zwischen Nord- und Südkorea besteht seit 1953 ein Waffenstillstandsabkommen, kein Friedensabkommen“, erinnerte Park. Nordkorea sei international so gut wie isoliert, während die DDR im Block sozialistischer Ländern eingebunden gewesen wäre. Der südkoreanischen Politikerin fehle auch ein stärkerer Wille bei der Bevölkerung. „Ich bewundere den Mut der Ostdeutschen.“ „Sie haben eine besonderes aktive Rolle gespielt“, ergänzte Parlamentskollege Won.
„Im geteilten Deutschland gab es mehr Kommunikation und mehr Wissen über beide Teile als in Korea“, sagte Ladgraf, die Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR war. Vor allem die persönlichen Kontakte und Besuche aus dem Westen hätten den Ostdeutschen geholfen, sich ein anderes Bild der Welt zu machen. „Wir wussten, es ist etwas anderes möglich.“ Die Situation in Korea und die in Deutschland würden sich nur sehr wenig ähneln, so Landgraf, die bereits in Nordkorea zu Besuch war.
Aus dem Publikum kam die Kritik, dass es an Dialog zwischen den beiden Teilen Koreas mangele. „Südkorea ist zu sehr auf eine führende Rolle fokussiert, nur weil es wirtschaftlich stärker ist“, sagte Sung-Bin Seo vom National Unification Advisory Council (NUAC). Er forderte auf, Südkorea müsse eine andere Perspektive entwickeln. Denn eine „Heirat ist nur mit der Zustimmung beider Partner möglich.“
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