Beim Thema Digitalisierung herrscht in Deutschland, vor allem auch im internationalen Vergleich, Nachholbedarf. Gerade beim Mittelstand werden viele Potenziale noch nicht vollständig genutzt. In einem Onlineforum der Konrad-Adenauer-Stiftung wurden Gründe für diese Situation aufgeworfen. Ein wichtiger Punkt rückt damit ins Zentrum der Industrienation Deutschland, denn 72 Prozent der Industriebeschäftigten in Deutschland arbeiten in Unternehmen mit weniger als 1000 Mitarbeitern. Nur wenige Länder der Erde dürften eine solche Ausprägung mittelständischer Unternehmen haben wie Deutschland.
Die Umstrukturierung dem sich diese Betriebe gegenüber sehen bezeichnete Prof. Dr. Sebastian Stober von der Universität Magdeburg als einen Paradigmenwechsel. Extrem formuliert brauche es in Zukunft statt Expertise nur noch Daten, wenn es um den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) gehe. „Beim Einsatz von KI geht es darum, dass ich einen Prozess automatisieren möchte“, so der Experte. Ein Programm zu schreiben, dass selber Merkmale aus Rohdaten erkennt, sei sehr anspruchsvoll. Aber wenn es einmal programmiert wurde, wäre es umso leichter diese KI auf andere Probleme zu übertragen. Je mehr der KI zum Lernen überlassen würde, desto weniger müsste neu programmiert werden, laut Prof. Stober. Das größte Problem sei die Übernahme von Missständen aus den Rohdaten. Dieses Phänomen veranschaulichte der Wissenschaftler in seiner Präsentation an einem Beispiel, bei dem ein Programm zwischen Hunde- und Katzenfotos unterscheiden sollte. Als Grundlage für das Training dieser KI würden Hundefotos mit dunklem Hintergrund und Katzenfotos mit weißem Hintergrund dienen. Wenn man nun der entwickelten Technologie ein Hundefoto mit weißem Hintergrund gibt, würde sie behaupten, es handle sich bei der Abbildung um eine Katze. Die KI habe einen für sich leichten Weg gefunden das scheinbare Problem zu lösen, obwohl sie das wirkliche Problem überhaupt nicht erkannt hat. Diese fehlerhaften Ergebnisse seien bereits in der Realität passiert, erläuterte der Professor und verwies dabei auf einen Fall bei Amazon. Das Unternehmen habe mithilfe künstlicher Intelligenz versucht nur die besten Bewerber einzustellen. Allerdings wurden in der Vergangenheit meistens Männer eingestellt, wodurch sich für das Programm die Schlussfolgerung ergeben habe, dass Männer die besseren Kandidaten seien. In den verwendeten Daten sei das Geschlecht nicht explizit genannt worden. Es habe genügend Anhaltspunkte im Lebenslauf gegeben, mit dem die KI indirekt auf das Geschlecht schließen konnte und somit zu einem Qualitätsmerkmal für gute Bewerber gemacht habe. Es müsse unbedingt darauf geachtet werden, dass mit dem Wunsch nach Veränderung und Verbesserung in diesem Rahmen, Missstände sich nicht manifestieren oder sogar verschlimmern würden. „Es wird noch gefährlicher, wenn eine KI mit dem falschen Ziel trainiert wurde“, meinte Prof. Stober, mit Blick auf die Herausforderungen, welche sich bei der Arbeit mit KI ergeben.
Ein wichtiger Aspekt wurde im Vortrag auch genannt: Welche Auswirkung habe KI für die Berufe von heute? Betroffen seien laut einer Studie 59 Prozent aller Berufe in Deutschland, beziehungsweise 18 Millionen Arbeitsplätze. Angesichts dieser Ausgangslage sei es notwendig richtungsweisende Schritte einzuleiten und proaktiv zu handeln: „Der technische Fortschritt durch KI wird uns früher oder später zwingen, uns mit grundlegenden sozialen Problemen zu beschäftigen“. Laut Stober, kann Deutschland ein Vorreiter für den sozialen und nachhaltigen Einsatz von KI werden, hier könnte der Mittelstand eine große Rolle spielen.
Zusammengefasst: Es müsse sich Gedanken darüber gemacht werden, wofür und wie KI eingesetzt wird.
In der sich anschließenden Diskussion berichtete Marilyn Repp vom Handelsverband Deutschland aus der Sicht des stationären Einzelhandels. Dieser stehe seit 20 bis 30 Jahren durch den Onlinehandel massiv unter Druck, dieser Effekt habe sich allerdings aufgrund der Coronakrise noch verstärkt. Einer zentraler Aspekt sei in ihren Augen, die Bewahrung der sozialen Funktion von Innenstädten.
Aus einer konkret lokalen Perspektive beschrieb Antoinette von Gronefeld, Vorsitzende Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU (MIT) Braunschweig, die Situation für Braunschweig und Umgebung. Dort sei ein entscheidendes Problem der Coronakrise bereits vorausgegangen, wonach die ansässigen Zulieferer der Automobilindustrie einen enormen Rückgang an Aufträgen zu verzeichnen hätten. Insbesondere sei das im Bereich der Verbrenner, da die Branche zunehmend auf die Elektromobilität setze.
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