Zunächst begrüßt Teresa Blatt, Referentin für Gedenkstättenpädagogik, die zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauer: „Querdenker, Corona-Rebellen, Extremisten, Antisemitismus - die Bandbreite von Themen, die wir in diesen Zusammenhängen diskutieren können, ist sehr groß.“ Bevor die Podiumsdiskussion anfing, gab es einen Poetry-Slam der Spoken-Word-Artist Miedya Mahmod, die in ihrem Text auf zahlreiche Verschwörungserzählungen einging und extremistische Gewalt thematisierte.
Ihren Vortrag können Sie sich hier anschauen:„Wir haben noch nie so viele Schläge auf die Kamera erlebt“
In kurzen Impulsvorträgen stellen sich die Podiumsgäste vor. Die freie Journalistin Cosima Gill zeigt Videoaufnahmen, die sie für das Magazin „Kontraste“ bei einer großen Anti-Corona-Demonstration in Berlin gemacht hat. Sie sei schockiert gewesen von der fehlenden Gesprächsbereitschaft und der starken Gewaltbereitschaft – „der Dreh musste nachmittags abgebrochen werden, weil die zwei Security-Mitarbeiter sagten, sie könnten nicht mehr für die Sicherheit des Drehteams garantieren.“ Für die Berichterstattung über die Querdenker-Bewegung nennt sie verschiedene Punkte, die relevant seien: Faktenchecks und die Analyse des Umfeldes von solchen Demonstrationen seien sehr wichtig – genau wie eine Differenzierung: „Nicht jeder Kritiker ist ein Querdenker.“ Kritik sei in Demokratien legitim.
„Viele Kräfte von Rechtsaußen haben diese Situation herbeigesehnt“
Die derzeitige Situation sei ein Ausnahmezustand, sagt Alexander Häusler. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Forschungsschwerpunktes Rechtsextremismus/Neonazismus der Hochschule Düsseldorf hat er die Demonstrationen gegen die Schutzmaßnahmen beobachtet und erklärt, dass viele rechtsextreme Gruppierungen die derzeitige Situation nutzen würden: „Die leben davon, sich dann als ordnungsrettende Kräfte in einer demokratiefeindlichen Stoßrichtung zu inszenieren.“ Zwar gäbe es Verschwörungs-Erzählungen schon immer, doch durch eine zunehmende Polarisierung und auch den Einzug der AfD in den Bundestag wird versucht „diese Form der Meinung, die als Wahrheit verkauft wird, in den politischen Mainstream einzuspeisen und größeren Einfluss zu erlangen.“
„Wo ist es berechtigte Kritik, wo ist es verfassungsfeindlich?“
Als dritter Podiumsgast gibt Dr. Pascal Henke, Mitarbeiter des Ministerium des Innern des Landes NRW im Referat für Prävention und Aussteigerprogramme, einen Impuls. Auch er hat eine schnelle Reaktion verschiedenster extremistischer Gruppierungen beobachtet, welche die Situation nach außen instrumentalisieren. Er findet eine Differenzierung wichtig: „Nicht jeder, der auf die Straße geht, ist ein Verfassungsfeind.“ Die aktuelle Situation sei möglicherweise ein Einfallstor für Extremismus, wodurch Verschwörungsmythen zu verfassungsfeindlichen Einstellungen oder sogar Handlungen führen könnten.
„Man kann gar nicht genug erklären, warum man was macht“
Um das Online-Format möglichst interaktiv zu gestalten, gibt es für die Zuschauerinnen und Zuschauer die Möglichkeit, über ein Chat-Tool ihre Fragen an die Podiumsgäste zu stellen. Viele Einträge drehen sich um das Thema, warum sich Menschen Verschwörungserzählungen zuwenden und was diesen entgegnet werden kann. Für die Podiumsgäste spielt die Situation eine große Rolle, sie führe zu Verunsicherung und in dieser – sowie in schwierigen persönlichen Situationen - suchten viele nach einfachen Antworten. Häusler betont, dass Soziale Medien inzwischen ein Radikalisierungsfaktor seien. Auch politische Bildung halten alle für wichtig: Für Henke muss sie an die Lebenswelt der Menschen angeknüpft sein, denn „Demokratie heißt, das eigene Leben in der Gesellschaft mitzugestalten.“ Deswegen sei es wichtig, dass die Kommunikation der Maßnahmen möglichst klar sei, sagt Cosima Gill. Außerdem müsse die Vermittlung von Medienkompetenz eine größere Rolle spielen, „und das nicht nur in Schulen“.
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