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"Ich habe nie darüber nachgedacht, was mir drohen könnte"

von Andreas Kleine-Kraneburg

Tausende Polen retteten während des Holocausts Juden - Ihre Geschichten präsentiert jetzt eine Wanderausstellung

In der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung wurde die Wanderausstellung „Sie riskierten ihr Leben – Polen, die während des Holocausts Juden retteten“, die vom Museum der Geschichte der Polnischen Juden in Warschau erarbeitet wurde, eröffnet.

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Nach der Begrüßung durch den Leiter der Akademie, Andreas Kleine-Kraneburg, und den polnischen Botschafter Prof. Dr. Andrzej Przyłębski führte die stv. Direktorin des Museums, Dorota Keller-Zalewska, in die Thematik ein und stellte Intentionen und Inhalte der Ausstellung eingehender vor.

Die Ausstellung präsentiert Gesichter, Geschichten und Motive von Polen, die während des nationalsozialistischen Terrorregimes und des Holocaust jüdische Mitbürger gerettet haben. Sie beschreibt den historischen Kontext der deutschen Besatzung, veranschaulicht vor dem Hintergrund die Bedingungen der Rettung und die damit verbundenen Risiken und den ungemeinen Einsatz der Retter.

Für die Polen als direkte Zeugen der deutschen Verbrechen an den Juden bedeutete der Holocaust eine besondere Herausforderung. Sie waren nicht nur selbst dem brutalen Terror ausgesetzt, sondern wurden gleichzeitig mit der grausamen Vernichtung ihrer jüdischen Nachbarn und Mitbürger konfrontiert.

Helfer und Retter aus Polen machen heute allein ein Viertel aller weltweit etwa 26.000 Personen aus, die inzwischen von Israel als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt wurden. Dabei riskierten gerade sie in besonderer Weise mit ihren Rettungstaten ihr Leben, aber auch das ihrer Familien. In den von Deutschland besetzten Gebieten Polens, dem Generalgouvernement, stand darauf die Todesstrafe, die auch drastisch vollzogen wurde. 700 vollstreckte Todesurteile sind dokumentiert, vermutlich haben aber 2.000 Menschen ihre Hilfe mit dem Leben bezahlt. Dennoch stellten sich viele Polen dem Bösen entgegen und retteten Tausende von Juden.

„Die reine Menschlichkeit verlangte es, einem Menschen in Not zu helfen. Ich habe nie darüber nachgedacht, was mir drohen könnte, sei es Todesstrafe oder Konzentrationslager“, sagte Jan Barczak, einer der Helfer, der in der Ausstellung zu Wort kommt.

Welche Handlungsspielräume Menschen in solchen dramatischen Situationen haben und warum manche diese trotzdem nutzen, andere aber nicht, waren zentrale Fragen, die der Journalist Sven-Felix Kellerhoff im Rahmen der Ausstellungseröffnung mit Prof. Reinhard Schramm, dem Vorsitzenden der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, erörterte. 1944 geboren, hatte Schramm als Baby selbst mit seiner jüdischen Mutter die letzten Monate der NS-Diktatur mit Hilfe von Bekannten in einem Versteck überlebt.

In seinem Schlusswort machte Markus Meckel, Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Museums für Jüdische Geschichte in Polen e.V., nochmal deutlich, vor welch schweren Gewissensentscheidungen Menschen stehen – elementare Hilfe zu leisten und Humanität zu beweisen, damit aber sich selbst und seine Familie zu gefährden – können. Zudem ließ er aber auch anklingen, wie fließend unter den Bedingungen einer Diktatur und eines Krieges gelegentlich die Grenzen zwischen Tätern, Helfern und Opfern sein können.

Die ebenso interessante wie wichtige Ausstellung ist noch bis zum 15. Februar 2017 in der Akademie zu sehen!

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Andreas Kleine-Kraneburg

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