Іс-шаралар есептері
Dabei würdigte die Jury des Deutschen Lokaljournalistenpreises um ihren Vorsitzenden Dieter Golombek der crossmediale Straßentest der Hamburger, bei den Thüringern die Serie „Die Treuhand“. Diese zeigt vorbildlich, wie ein brisantes politisches Thema lokal und regional umgesetzt und damit eine lebendige Debatte entfacht werden kann.
Festredner Professor Richard Schröder, Fraktionsvorsitzender der SPD in der letzten Volkskammer der DDR, nutzte in seiner Ansprache die Gelegenheit, die Arbeit der Treuhand zu verteidigen und mit Vorurteilen aufzuräumen. Die bundesunmittelbare Anstalt des öffentlichen Rechts hatte zur Aufgabe, die sogenannten Volkseigenen Betriebe der DDR zu privatisieren. Bis heute hält sich das Gerücht, das Industrievermögen der DDR hätte einen Wert von 600 Milliarden DM gehabt, woraus die Treuhand einen Schuldenberg von 250 Milliarden gemacht hätte. Dieser wie andere Vorwürfe seien „unberechtigt“, so Schröder. Richtig sei, dass die Treuhand zum einen mit Milliardenkrediten viele Unternehmen im Sommer 1990 vor der Pleite gerettet habe. Zum anderen habe die Treuhand die Unternehmen nicht meistbietend versteigert, sondern „sich jedes Kaufgesuch genau angesehen.“ Schröder räumte aber auch Fehler ein, wie etwa die Idee der Vertriebsgesellschaften zwischen West- und Ostunternehmen, die das Marketing und den Vertrieb verbessern sollten. „Die Treuhand war in einigen Fällen bei westlichen Bewerbern zu leichtgläubig und ist Betrügern aufgesessen“, so Schröder. Insgesamt habe sie aber verhindert, dass sich im nachrevolutionären Chaos eine Klasse von Multimillionären etabliert habe, wie in Russland.
Gerne hätte der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Dr. Hans-Gert Pöttering, den Gewinnern persönlich gratuliert. Seine Rückreise aus Italien, wo er mit Staatspräsident Napolitano zusammengetroffen war, verzögerte sich jedoch, da sein Flugzeug in einen Vogelschwarm geraten war. So war es dem Leiter der Hauptabteilung Zentrale Kommunikation und Medien, Walter Bajohr, vorbehalten, ihn zu vertreten und sein Grußwort zu sprechen. „Die Konrad-Adenauer-Stiftung ist stolz darauf, dass der Lokaljournalistenpreis als wichtigster Zeitungspreis in Deutschland gilt“, so Bajohr. Der Preis sei nicht nur Modelldrehscheibe, sondern habe in seiner nun 33-jährigen Geschichte Maßstäbe für guten und zukunftsfähigen Lokaljournalismus gesetzt. Genau dies brauche es, um die Zeitungslandschaft in ihrer Vielfalt zu erhalten.
Inga Scholz, Geschäftsführerin der Zeitungsgruppe Thüringen, wies Unkenrufe über das angeblich nahende Aussterben des Lokaljournalismus zurück. Zwar würden die Verlage schrumpfen, die Branche sich wandeln und konsolidieren. Es werde aber weiterhin Interesse an „guten Geschichten rund um den Kirchturm“ und Nachrichten geben. Ihr Verlag bekenne sich zum Lokalen auch in schwierigen Zeiten. „Wir wollen lebendigen Lokaljournalismus für die Zukunft erhalten“, so Scholz. Vor diesem Hintergrund sei auch der Springer-Funke-Deal zu verstehen. Von dem Erwerb des Hamburger Abendblatts und anderen Blättern erwarte sie sich nicht viel weniger als eine „kreative Explosion“ ganz im Sinne der Leserinnen und Leser.
Den Chefredakteuren der Thüringer Allgemeinen, Josef-Paul Raue und Lars Haider vom Hamburger Abendblatt oblag das Schlusswort. Haider bezeichnete den Deutschen Lokaljournalistenpreis als die wichtigste Auszeichnung für deutsche Zeitungen. Der Preis habe mitgeholfen den Lokaljournalismus besser zu machen. Auch wenn sich das nicht in Auflagenzahlen widerspiegele, so doch in der Blattbindung. Das Abendblatt habe heute so viele Leser wie früher.
„Wir freuen uns über den Oscar für Lokalredaktionen“, so Raue. Er kündigte an, dass die Arbeit für die Redaktion zur Aufbereitung der Treuhand-Geschichte mit dem Erhalt des Preises nicht zu Ende sei. Hilfreich wäre dabei das öffentlichen machen der Treuhandakten. Raue dankte der Jury für „ihre waghalsige Entscheidung, ein sperriges Ostthema als bestes Stück des Lokaljournalismus auszuzeichnen“. Er verstehe den Preis auch als Verbeugung vor den Journalisten im Osten, die immer noch unter schwierigeren Bedingungen arbeiten müssten als im Westen.
Über diese Reihe
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