행사 보고서
Senftleben habe mit 14 Jahren noch die DDR erlebt, er wisse, wie es ist, wenn einem „Vorschriften gemacht werden, was wir zu denken haben.“ Und so dankte er Freya Klier und Bernhard Vogel, denn beide hätten dazu beigetragen, „dass meine Kinder in Freiheit aufwachsen dürfen“, so Senftleben.
„Wir haben die Trennung noch nicht überwunden“
Erst vor kurzem veröffentlichte der Historiker und wissenschaftliche Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung, Dr. Christopher Beckmann, das Ergebnis seiner Forschungen über den „Brückenbauer zwischen Ost und West“ Bernhard Vogel: Senftleben, der gelernte Maurer und staatliche geprüfte Hochbautechniker ist Statik-Experte und kommentierte mit Blick auf die Deutsche Einheit, Vogels Wirken und die Gegenwart: „Eine Brücke muss im Gleichgewicht bleiben“. Bald zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung „haben wir die Trennung noch nicht überwunden“ und es gebe gerade in den neuen Bundesländern „Gefühle von Benachteiligung“: „Ostdeutsche haben das Gefühl, ihre Lebensleistung wird nicht genug gewürdigt“, so Senftleben.
„Alles in allem ist die Wiedervereinigung geglückt“
Für Vogel war neben der Aussöhnung mit Polen nach dem Zweiten Weltkrieg die Wiedervereinigung eine seiner Herzensangelegenheiten. Noch vor der Wende besuchte er elfmal die damalige DDR, denn als Ministerpräsident von Rehinland-Pfalz wollte er auch wissen, wie die Menschen in den anderen Teilen Deutschlands leben. Er war jederzeit überzeugt, „es wird zur Wiedervereinigung kommen, aber im Zweifel, ob ich sie noch erleben werde.“ Es kam glücklicherweise anders und: „Alles in allem ist die Wiedervereinigung geglückt.“
Um Ost- und Westdeutsche nach dem Fall der Mauer wieder zusammenzubringen, startete Freya Klier das deutsch-deutsche Begegnungszentrum und sie führte Projekttage zu 40 Jahren DDR mit Schülern durch, denn „Lehrer können eine Diktatur nicht in einer Doppelstunde darstellen.“
Weil es uns jetzt „gut geht, haben wir Angst, dass es uns morgen schlechter geht“
Wie sehr die DDR die Menschen prägte, führte Senftleben aus: Sie seien „40 Jahre eingemauert“ gewesen, „Ausländer gab es nur als Gastarbeiter und russische Soldaten“. Die Abschottung blieb nicht ohne Folgen: DDR-Bürger „haben Weltoffenheit nicht kennengelernt“. Angst vor dem Fremden, die gefühlte Benachteiligung und eine verbreitete Zukunftsangst sind nur einige der Gründe für den Erfolg der AfD in Brandenburg, denn auch über den erstarkenden Rechtspopulismus machten sich die drei Diskutanten Gedanken: „Die Angst ist in den Knochen derer, die gerade diesen großen Umbruch hinter sich haben“, so Vogel – schließlich hätten drei Viertel der Ostdeutschen nach der Wende ihren alten Job verloren. Und gerade weil es uns jetzt wieder „gut geht, haben wir Angst, dass es uns morgen schlechter geht.“ Die Aufgabe der Politiker sei es, den „Leuten klarzumachen, dass es Veränderungen geben wird“, sagte Vogel.
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